Große Unruhe herrscht seit der vergangenen Woche bei vielen Eltern, Lehrern und Kindern: In der Schulausschuss-Sitzung hat die Verwaltung erstmals öffentlich bekannt, derzeit an einer Schulentwicklungsplanung zu arbeiten, die zum Ziel hat, eine beträchtliche Anzahl von Häusern zu schließen. Das liegt an der stetig sinkenden Zahl von Kindern in der Stadt.
Im Fokus stehen besonders die kleinen Grundschulen - Häuser mit einer Klasse pro Jahrgang („einzügig“) gelten dabei als besonders gefährdet. Nach dem offiziellen Stand der Anmeldezahlen (6. Nov.) fürs kommende Schuljahr können 15 von 90 Schulen nur eine Eingangsklasse bilden. Und nur jede zweite Grundschule verfügt über das, was Experten eine „stabile Zweizügigkeit“ nennen: 50 Anmeldungen und mehr.
Doch Größe allein ist nicht das entscheidende Kriterium. Wichtig ist auch: Wie intakt ist das Schulgebäude? Die Verwaltung, zum Sparen angehalten, wird im Zweifel eher Häuser schließen, deren Sanierung in die Millionen gehen würde.
Dürerschule wird Schließungswelle überstehen
So wie bei der Dürerschule in Borbeck-Mitte. Nach allem, was man derzeit weiß, wird sie die Schließungswelle wohl heil überstehen. Obwohl sie seit Jahren notorisch niedrige Anmeldezahlen hat. Und obwohl das Gebäude von 1887 ein Sanierungsfall ist und die Kosten der Arbeiten immer höher werden: Erst hieß es, man braucht u.a. zur Instandsetzung des maroden Dachstuhls 630.000 Euro. Dann stellte man fest: Mehr Geld ist nötig - 1,1 Mio Euro. Dann kam das Fernsehen, berichtete von der verschimmelten Turnhalle, einem früheren Möbellager. Die Deichmann-Stiftung sprang ein, gab 400.000 Euro für eine neue Gymnastikhalle. Die Stadt muss nur 90.000 Euro zuschießen.
Nimmt man alle Kosten zusammen, auch für die Erneuerung der Abwasser-Anlagen, die nicht in der Kostenaufstellung auftauchten, kostet die Sanierung der Dürerschule insgesamt 1,95 Mio Euro - bei einer Schülerzahl von rund 130 Kindern. „Die Schule ist wichtig an diesem Standort“, sagt die Schulleiterin Angela Effing-Sagel. Es ist die einzige in Borbeck-Mitte, die nicht-konfessionell ist.
Proteste gegen Schließung
Als die Verwaltung nach Entdecken der massiven Schäden im Frühjahr 2007 vorschlug, das Haus sofort zu schließen, gab es Protest. Überraschend stellte sich auch der damalige Oberbürgermeister Reiniger vor die Dürerschule - deshalb beschloss Schwarz-Grün: Die Schule muss bleiben. Und leitete Sanierungsmaßnahmen ein. Würde man jetzt, nach zwei Jahren Arbeit, die Schule schließen, hätte man gut anderthalb Millionen Euro verbrannt. Das will niemand.
Wenn eine Schule überleben will, braucht sie also einflussreiche Politiker an ihrer Seite. Und am besten noch die Sympathien spendabler Sponsoren im Hintergrund.