Das Angebot ist gut, doch manchem ist es des Guten zu viel. Grundschüler, die im Offenen Ganztag angemeldet sind, müssen täglich bis 16 Uhr in der Schule bleiben. Das empfinden viele Eltern als zu lang. Nun denkt die Stadt über flexiblere Lösungen nach.

„Viele Eltern sehen nicht ein, warum sie ihr Kind nicht mal früher abholen können, wenn es nachmittags eingeladen ist”, sagt Wolfgang Hofemeister, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Essener Grundschulen (Ageg). Im Frühjahr hatte die Ageg alle gut 90 Essener Grundschulen zu ihren Erfahrungen mit dem Ganztag befragt: 29 von 39 teilnehmenden Schulpflegschaften forderten flexiblere Abholzeiten.

Das Land schreibe nur einen Mindestaufenthalt bis 15 Uhr vor, Essen lege noch eine Stunde drauf. Folge: Kindern wird es erschwert, Musikschule oder Fußballtraining zu besuchen. Dabei sei der Offene Ganztag ja keine Pflicht, sondern ein Angebot, das nur ein Teil der Schüler wahrnehme, während der Rest der Klasse mittags heimgehe. „Eine Pflichtteilnahme ist nur an Schulen sinnvoll, an denen nachmittags unterrichtet wird”, meint Hofemeister.

Das sieht der Leiter des Schulverwaltungsamtes, Rainer Gebhard, anders. „Pädagogische Arbeit braucht ein Mindestmaß an Kontinuität und die Zusammenarbeit in einer festen Gruppe.” Das gelte auch für Hausaufgabenbetreuung, Arbeitsgemeinschaften und Förderangebote. Darum hätten sich vor fünf Jahren Schulaufsicht, -verwaltungsamt, Jugendamt und -hilfe geeinigt, den Ganztag bis 16 Uhr verpflichtend zu machen.

Den Schulleitungen stehe es aber frei, „individuelle Bedürfnisse” zu berücksichtigen. Eine tageweise Teilnahme am Ganztag, etwa weil die Eltern Teilzeit arbeiten und ihrem Kind nicht fünf lange Schultage zumuten wollen, sei nicht möglich. „Dann droht uns eine Rückforderung der Landeszuschüsse.” Der Erlass schreibe eine Mindestanwesenheit vor.

Gebhard räumt ein, dass der Erlass noch Spielraum lässt. „Wir haben die Wünsche der Eltern zur Kenntnis genommen und arbeiten bereits an Lösungen. Entschieden wird innerhalb des nächsten halben Jahres.” Zeitig genug für die i-Dötzchen 2010.