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Es sieht so aus, als hätten Arbeiter den Schauplatz eben erst verlassen: Eine Putz-Kelle liegt auf dem Boden. Daneben ein Radiogerät voller Farbflecken, offenbar hat es schon viele Baustellen beschallt. An der linken Wand sind frische Fliesen, an der rechten noch nicht. Auf dem Boden ist der Estrich getrocknet, auch hier fehlen noch Fliesen. Und an Haken an der Wand hängen Hemden und Hosen, benutzte Arbeitskleidung.

Es dauert lange, ein altes Schuhlager in eine Moschee zu verwandeln. Länger als geplant: Eigentlich sollte die Altendorfer „Merkez“-Gemeinde, die zum Dachverband Ditib gehört, in diesem Herbst schon einziehen in das frühere „Böhmer“-Domizil in der Hagenbeck. „Die Arbeit der Prüfstatiker hatte länger gedauert als geplant“, sagt Oylar Saguner. Der renommierte, türkischstämmige Architekt, der u.a. auch an den Planungen für das Oberhausener „Centro“ beteiligt war, geht jetzt davon aus, dass die Arbeiten im Sommer 2010 abgeschlossen sein werden. Sie liefen seinen Angaben zufolge kontinuierlich bis zum Zuckerfest Ende September. Seitdem ruhe die Baustelle vorübergehend, denn jetzt müsse als nächster Schritt erst die Kuppel aufs Dach.

Gemeinde will 1,2 Millionen Euro investieren

Es ist noch viel zu tun: Im Erdgeschoss gibt es zwar schon eine Theke, hier entsteht ein Jugendcafe. Doch die Fenster sollen noch erneuert, die Wand- und Deckenverkleidung verändert werden. Es gibt frisch eingezogene Wände, denen noch der Putz fehlt. „Wir mussten erst mal alle Rohre und die Elektrik erneuern“, berichtet Saguner. „Wir leisten viel in Eigenarbeit, es geht nicht wie im Akkord.“ Er gehört zu der Gemeinde, die knapp 400 Mitglieder zählt. Unbestätigten Angaben zufolge will die Gemeinde hier in Frohnhausen 1,2 Mio Euro investieren. Eine Wendeltreppe aus Stahl, die an der Außenwand verläuft, soll in ein Minarett umgebaut und vielsprachig beschriftet werden, „als Mahnmal der Verständigung“.

Die Bau-Pläne hatten vor zwei Jahren große Diskussionen ausgelöst. Der benachbarte Apotheken-Zulieferbetrieb Noweda drohte zeitweilig sogar mit Wegzug, wegen des drohenden Verkehrschaos’. Festgelegt wurde: Maximal 400 Menschen dürfen gleichzeitig in die Moschee, zu den vier großen Festen im Jahr 700. 110 Parkplätze werden auf dem Gelände errichtet. Die Baugenehmigung wurde vor rund einem Jahr erteilt.

Gebetsraum mit rund 1000 Quadratmetern

Die Arbeiten würden so bald wie möglich fortgesetzt, sagt Architekt Saguner. Derzeit würden Angebote geprüft zum Bau der Kuppel aus Aluminium - sie wird den Plänen zufolge 35 Meter breit und sieben Meter hoch. „Entweder silbern oder blau“ solle sie schimmern, sagt Saguner.

Im ersten Geschoss ist der riesige Gebetsraum mit rund 1000 Quadratmetern. Teppiche liegen aus, eine Bühne ist errichtet. Unter anderem Info-Veranstaltungen für Nachbarn haben hier stattgefunden - die Resonanz war ausgesprochen mittelmäßig.

In der Schweiz werden Minarette verboten. Wundert ihn das, den Architekten? „Die Schweiz war schon immer ein Unikat“, sagt Saguner und lächelt mild.