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Allein in Essen infizieren sich jährlich rund 3600 Krankenhaus-Patienten mit dem Keim „MRSA“. Jährlich sterben daran in Deutschland 1500 Menschen an den Folgen - das sind mehr als an der Immunschwäche AIDS.

Schätzungen besagen, dass allein in Essen rund 3600 stationäre Krankenhaus-Patienten pro Jahr mit einem Bakterium infiziert sind, bei dem nahezu kein Antibiotikum mehr hilft: Der Keim heißt „MRSA“. Deutschlandweit infizieren sich jährlich rund 50 000 Menschen mit dem Erreger „MRSA“, 1500 sterben an den Folgen. Das sind mehr als an der Immunschwäche Aids.

Mehr Tote als bei Aids

MRSA steht für „Multiresistenter Staphylococcus aureus“. Die eigentlichen Bakterien sind sehr weit verbreitet: Fast 30 Prozent der Bevölkerung tragen ihre harmlose Variante auf der Haut. Für gesunde Menschen ist das völlig ungefährlich.

Problematisch werden die Staphylokokken jedoch dann, wenn sie eine Resistenz gegen Antibiotika entwickeln und bei geschwächten Abwehrkräften zu Infektionen führen.

„Das größte Risiko, sich mit MRSA zu infizieren, liegt im Krankenhaus“, stellt Dr. Rainer Kundt fest, Amtsarzt und Vorsitzender der Gesundheitskonferenz Essen. Seit Sommer 2008 hat das Netzwerk die Problematik um die Krankenhauskeime verstärkt im Blick. Allein das Universitätsklinikum Essen behandelt bei jährlich insgesamt rund 45 000 Patienten rund 500 mit MRSA. „Die Zahl ist so hoch, weil hier insbesondere schwerstkranke Patienten mit stark geschwächter Immunabwehr behandelt werden“, erläutert Kundt die Zahlen.

Thema ist vielen Klinikleitern unangenehm

Das Elisabeth-Krankenhaus stellte 2009 bei rund 300 Patienten MRSA fest, von denen allerdings nur 29 infektiös waren. In der Ruhrlandklinik kamen 2009 auf insgesamt 17 500 behandelte Patienten 81 mit MRSA. Alle anderen Kliniken wollten keine konkreten Zahlen zu Patienten mit MRSA nennen. Offensichtlich ist das Thema vielen Klinikleitern unangenehm: Sie fürchten wohl um den guten Ruf ihres Hauses.

Das Essener Netzwerk ist jedenfalls etabliert: Inzwischen gehören alle Krankenhäuser, Fachkliniken und Rettungsdienste, jeweils die Hälfte der Pflegeheime, Pflegedienste und Rehaeinrichtungen, allerdings nur eine Minderheit der Arztpraxen im Stadtgebiet dazu.

„Ein Riesenproblem ist der Übergang vom Krankenhaus in die Betreuung durch die Hausärzte“, sagt Prof. Walter Popp, Leiter der Krankenhaus-Hygiene am Universitätsklinikum und Mitglied der Gesundheitskonferenz. „Da die Liegezeiten der Patienten in der Klinik inzwischen sehr kurz sind, müssten diese eigentlich zu Hause weiterbehandelt werden. Die Kosten dafür belasten zusätzlich das Budget der Hausärzte.“

Nach dem Bundesinfektionsschutzgesetz von 2009 ist der Ausbruch von MRSA meldepflichtig.