Essen. .

Akribische Vorbereitung, ein besser geeignetes Party-Gelände, aber natürlich auch die berühmte Portion Glück - das waren nach Ansicht von Stadtdirektor Christian Hülsmann die entscheidenden Gründe, weshalb die Loveparade 2007 in Essen ganz anders ablief als die jetzige in Duisburg. Ein Gespräch mit dem damaligen Chef-Organisator.

Herr Hülsmann, was hat Essen 2007 besser gemacht?

Christian Hülsmann: Ich will nicht abschließend über die Duisburger Vorgänge urteilen, die ich nicht komplett überblicken kann, das vorab. Aber sowohl die in Essen ausgewählte Strecke als auch das eigentliche Party-Gelände waren viel offener. Wir erinnern uns alle noch an das damalige Aussehen des Berliner Platzes: Es war eine große Baustelle, die nach vielen Seiten hin Fluchtmöglichkeiten und überhaupt die Chance bot, sich zu bewegen.

Warum ist das so wichtig?

Christian Hülsmann: Wir wussten: Die Loveparade ist eine Veranstaltung, bei der die einen kommen, während andere schon wieder gehen. Durch dieses Hin und Her entstehen die eigentlich gefährlichen Situationen. Es ist eben anders als etwa bei einem Fußballspiel, wo sich alle Besucher erst in die eine Richtung und nach 90 Minuten wieder in die andere bewegen. Das ist viel leichter beherrschbar.

Hatten Sie auch daran gedacht, das Gelände abzusperren?

Christian Hülsmann: Nicht das Gelände. Wir hatten überlegt, Teile der Strecke abzuzäunen, waren aber davon schnell wieder abgekommen, weil es den für Sicherheit Verantwortlichen zu gefährlich erschien. Vor allem war es uns auch wichtig, dass Rettungskräfte zu jedem Punkt des Geschehens möglichst freien Zugang hatten.

Ein Problem in Duisburg war die Möglichkeit, sich und andere durch Kletterei in Gefahr zu bringen. Wie war es in Essen?

Christian Hülsmann: Wir hatten natürlich nicht ein Nadelöhr wie diesen langen Tunnel. Aber die Gefahr des Kletterns bestand im Prinzip damals auch bei uns. Wir hatten im Vorfeld viel Gehirnschmalz darauf verwandt zu überlegen, wo es die Leute überall hinziehen könnte. Deswegen ließen wir zum Beispiel die Kräne am Limbecker Platz bewachen - damals war das Einkaufszentrum gerade im Bau. Wir hatten selbst Straßenschilder so präpariert, dass möglichst niemand darauf klettern konnte. Wir mussten mit allem rechnen, denn wir wussten ja, dass bei der Loveparade die Zahl der Berauschten, die zu vielem fähig sind, sehr hoch ist.

Aber es gab auch Probleme.

Christian Hülsmann: Die gab es. Unsere größte Sorge war der Hauptbahnhof, wo es in der Tat eng wurde und wo es zeitweise chaotisch zuging. Aber der Bahnhof war zum Glück weit weg vom Hauptgeschehen. Und nachdem die ersten über die Gleise gelaufen waren, konnten wir das eindämmen und die Menschen zur Vernunft bringen. Ein bisschen Glück war natürlich auch dabei.

Ihr Fazit?

Christian Hülsmann: Das ist kein Vorwurf an die Duisburger, aber wir hatten einfach das bei weitem besser geeignete Gelände.