Den Mangel an Betreuungsplätzen für Unter-Dreijährige in Kindertagesstätten spürt der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) täglich: Seit mehr als einem halben Jahr explodiert regelrecht die Nachfrage nach Tagesmüttern, die der Sozialdienst kaum erfüllen kann.

„Wir suchen händeringend nach Frauen, die Kinder als Tagesmütter betreuen möchten”, gibt Irmgard Handt, Koordinatorin für Kinderbetreuung des SkF, an. Immerhin seien bereits 300 Tagesmütter für den Dienst tätig.

Der Wunsch berufstätiger Väter und Mütter, ihr Kind von einer Tagesmutter betreuen zu lassen, ist auch deshalb gestiegen, weil das neue Elterngeld bereits nach spätestens 14 Monaten ausläuft. Bis zu einem „richtigen” Platz im Kindergarten für über Dreijährige, für den der Gesetzgeber ein Rechtsanspruch eingeführt hat, entsteht für die Eltern eine Betreuungslücke von zwei Jahren.

Die Frauen, die für den Sozialdienst als Tagesmutter arbeiten, kommen vorwiegend aus dem pädagogischen Bereich. Viele sind aber auch erfahrene Mütter, die neben ihrem eigenen Nachwuchs fremde Kinder aufnehmen. Wer Tagesmutter werden will, wird vom SkF qualifiziert. „Nach der Ausbildung und Vermittlung werden die Frauen weiterhin begleitet, es finden regelmäßige Gespräche und Hausbesuche statt”, sagte Handt.

Alexandra Schulz (42) ist bereits ausgebildete Tagesmutter. Zwei Jahre lang hat sie Seminare beim SkF belegt. Heute betreut sie regelmäßig maximal fünf Kinder für acht Stunden in ihrem Haushalt. „Ich betreue die Kinder bei mir daheim”, erzählt Alexandra Schulz. Sie müsse bei ihrer Arbeit viele Vorschriften beachten. So sei es etwa wichtig, dass der Haushalt kindersicher ist und beispielsweise keine Medikamente offen herumliegen.

Ob die Tagesmütter tatsächlich die Regeln einhalten, überprüft der Sozialdienst nach eigenen Angaben regelmäßig. Die Tagesmütter müssen auch die Erziehungsvorstellungen der Eltern, etwa bei der Ernährung oder beim Freizeitverhalten berücksichtigen. Mit den Eltern sprechen sie auch kontinuierlich über die Entwicklung ihrer Kinder.

Alexandra Schulz wirbt bei Eltern, sich für eine Tagesmutter zu entscheiden: Denn diese betreue die Kinder viel individueller als es in Institutionen wie Kindergärten möglich sei. Dort sei das Verhältnis zwischen Betreuern und Kinderzahl oft sehr schlecht. Sie selbst kümmere sich nur um fünf Kinder, die durch den Kontakt untereinander auch soziale Kompetenz entwickelten. Außerdem seien sie durch die zeitweilige Trennung von den Eltern schneller selbstständig, erklärt sie. „Durch die Tagesbetreuung verliert das Kind nicht die Mutter oder den Vater, sondern erlebt die Zeit als Gewinn”, meint Schulz.