Essen. Wie bei den Motorrädern ist auch der Markt für Roller eingebrochen. Ein taiwanesischer Hersteller trotzt dem Trend: Mit Leichtkraftrollern wie dem Downtown 125i hat sich Kymco hinter Piaggio auf Platz zwei bei den Zulassungen vorgerollt. Den Maxi-Scooter gibt es auch als 300er (Video).

Zu früh gefreut. Zwei Jahre nach dem Absturz der Zulassungszahlen für Motorräder ist auch der Rollermarkt eingebrochen. Im Formationsflug sanken die Neuzulassungen im vergangenen Jahr um 17 Prozent, für das Frühjahr 2010 meldet der Industrieverband Motorrad noch stärkere Rückgänge. In einem stagnierenden Markt trotzt ein taiwanesischer Hersteller dem Trend: Mit Leichtkraftrollern wie dem Maxi-Scooter Downtown 125i hat sich Kymco hinter Piaggio auf Platz zwei bei den Zulassungen vorgerollt.

Kymco Downtown 125
Kymco Downtown 125 © Unbekannt | Unbekannt

Die „Kwang Yang Motor Company“ ist vor 16 Jahren in den deutschen Markt eingestiegen und bei großhubigen vierrädrigen Spaßmobilen (Quads) inzwischen die Nummer eins. Mit dem „Downtown 125i“, den es auch in einer über 30 PS starken 300-Kubik-Version gibt, ist Kymco zum Angriff auf die Roller-Oberklasse bis 125 Kubikzentimeter Hubraum angetreten.

Gleich vorweg: Den Anspruch auf „modernste Technik“ kann Kymco nur teilweise einlösen. Denn auch bei den Leichtkraftrollern mit 125  Kubik ist inzwischen ABS das Maß aller technischen Dinge; lange genug hat der ADAC für dieses entscheidende Quäntchen Fahrsicherheit bei Zweirädern getrommelt. Hondas S-Wing hat ABS, Peugeots Satelio auch, der Downtown nicht. Dafür rufen die Konkurrenten auch mindestens 500 Euro mehr auf.

Cockpit aus Mäusekino und Analoganzeige

Für vergleichbar faire 3795 Euro haben die Taiwanesen allerdings schon ein Sahneschnittchen hingestellt. Gleich vier Halogenscheinwerfer machen die  Nachtfahrt zu einer echten Erleuchtung und lassen manches Halbliter-Motorrad dagegen funzelig aussehen. Auch das Cockpit mit seiner Kombination aus Mäusekino und Analoganzeigen ist vorbildlich ausgeleuchtet. Das gilt auch für das Staufach unter der Sitzbank mit Platz für zwei Helme. Wer will, kann hier an einer Zwölf-Volt-Steckdose sogar noch Außenbeleuchtung anschließen.

Wie sich die Fuhre fährt? Vor allem: entspannt. Dank stufenloser Variomatik, niedriger Sitzbank (77,5 Zentimeter), überraschend kleinem Wendekreis, doppelten Fexderbeinen hinten und knackig definiertem Brenspunkt ist die Stadtfahrt erkennbar die Königsdizsplin des Downtown. Der Tank ist, gut für den Schwerpunkt, unterm Sitz verbaut und reicht locker für einen Aktionsradius von 300 Kilometern.

Kymco Downtown 125
Kymco Downtown 125 © Unbekannt | Unbekannt

Als „Tourenroller für anspruchsvolle Anhänger des sportlichen Fahrstils“, wie Kymco den Downtown bewirbt, stößt das Stück an die definierten Leistungsgrenzen seiner Klasse. Der neu entwickelte Doppelnockenwellen-Einspritzer hat hörbar Mühe, die 167 Kilogramm Trockengewicht mit den verfügbaren 15 PS zeitnah Richtung Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h zu ziehen. Für die Fahrt auf der A 40 reicht das allemal, auch wegen des guten Windschutzes.

Der Verbrauch liegt deutlich unter vier Litern Super. Damit ledert der Groß-Scooter im Stadtverkehr manches Motorrad ab. Doch die Maßstäbe setzen hier wiederum Konkurrenten: Hondas S-Wing und Yamahas Xmax bescheinigte der ADAC im Mai Verbrauchswerte um die 2,9 Liter auf 100 Kilometer.

Fazit: Der Downtown ist nicht der Klassenprimus unter den 125ern, aber ein sehr entspannter und zuverlässiger Begleiter im Stadtverkehr - und wegen des italienischen Stylings von Massimo Zaniboni ein ganz unasiatischer Hingucker.

Daten und Messwerte

Länge, Breite, Höhe: 2205, 815, 1390 mm.

Gewicht/Zuladung: 167/165 Kilo.

Tankinhalt: 12,5 Liter.

Verbrauch:  3,6 Liter Super/100 Kilometer.

Leistung: 11 kW/15 PS bei 9000 U/min.

Max. Drehmoment: 11,6 Nm bei 7000  U/min

Bremsscheiben vorn/hinten: 260/244 Millimeter.

Reifen: vorn 120/80-14, hinten   150/70-13.

Preis: 3795 Euro

Der Downtown als 300er

Den stärksten Motor unter den 300er-Rollern verspricht Kymco und meint die 33-PS-Version des Downtown.  2,5 Sekunden für den Spurt auf 50 km/h und 10,5 Sekunden bis auf 100 km/h werden versprochen. Darüber hinaus geht dem Downtown aber bis zur angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h spürbar die Puste aus. 180 Kilogramm Leergewicht und die große Stirnfläche fordern ihren Tribut.

Das subjektive Beschleunigungsempfinden leidet etwas darunter, dass der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder keinen rechten Punch hat. Grundsätzlich fühlen sich stufenlose Getriebe immer etwas langsamer an, als sie es wirklich sind - es fehlen einfach die Schaltpausen und die „sportlichen“ Schaltrucke.  Dabei gibt es eigentlich nichts schöneres als einen kräftigen Motor und ein stufenlose Automatik.

Von nur der gefühlten Antrittsschwäche abgesehen ist der modern aufgebaute Motor angenehm vibrationsfrei und sparsam.  Stolz sind Koreaner darauf, dass sie für BMW ein Triebwerk liefern. Die Verbrauchsangabe für den Downtown 300 von vier Litern pro 100 Kilometer kann man in der Praxis tatsächlich erfahren. Gefallen können auch die zupackenden Bremsen.

Der Sprung von 15 auf 33 PS kostet bei Kymco 1100 Euro, ein angemessener Aufpreis. Das Anti-Blockíersystem gibt es bei der starken Donwtown-Version wenigstens gegen einen recht happigen Aufpreis von 300 Euro, womit der Kymco bei 5200 Euro landet. Oder anders ausgedrückt: Weniger wäre auch in diesem Falle mehr.