Kaum ein Thema spaltet die Bürger dieser Stadt so sehr wie der Plan der von Überschuldung bedrohten Stadt, dem Viertligisten Rot-Weiß ein modernes Stadion für 30 Millionen Euro hinzusetzen.

Regelmäßig kochen die Emotionen hoch, Beschimpfungen des jeweils Andersdenkenden sind üblich. Fußball bedeutet halt Leidenschaft bis zur Grenze des Erträglichen.

Doch blickt man nüchtern auf die Fakten, kann es nur einen Schluss geben: Das Stadion muss kommen.

Das Georg-Melches-Stadion in Bergeborbeck ist im jetzigen Zustand nichts anderes als eine abrissreife Bruchbude: Die Statik der Haupttribüne zweifelhaft, die Westkurve schon lange weg, der Gästebereich beseitigt. Für eine Kulturhauptstadt, die sich als Zentrum des Ruhrgebiets begreift, ist diese Situation beschämend.

Die Stadt ist aber für die Infrastruktur, ob Bäder, Straßen oder Sportplätze, verantwortlich - und muss deshalb so oder so das Stadion erneuern, damit Tausende sicher Fußball schauen können. Statt teuer zu flicken, muss eine langfristige Lösung her: Ein ausbaufähiges Bundesliga-taugliches Basis-Stadion mit angeschlossenen Sportplätzen.

Die Anlage ist eine Investition in den Sport, in die Kultur, in Jugendarbeit und in die Entwicklung eines geschundenen Stadtteils.

Sport: Erst mit dem neuen Stadion entsteht eine Kulisse, die es für Familien und Unternehmer attraktiv macht, RWE mit Besuchen und Geldern zu unterstützen - eine Voraussetzung für sportliche Erfolge. Kein anderer Verein hat das Potenzial, bei so vielen Menschen in der Stadt Begeisterung und Gemeinschaftsgefühl zu wecken. Und auch die Schönebecker Fußballerinnen könnten erst an diesem Spielort auf mehr Zuschauer hoffen.

Kultur: Erst das neue Stadion könnte an dieser Stelle Künstler wieder verstärkt zu Konzerten bewegen.

Jugendarbeit: RWE leistet bis heute einen unschätzbaren Beitrag, Jugendliche zu Gemeinsinn, Teamgeist, Disziplin und Ehrgeiz anzutreiben; RWE ist Orientierungsgröße für die Jugendmannschaften der Region.

Stadtteil: Erst ein neues Stadion bietet die Chance, aus der schmuddeligen Hinterhof-Umgebung eine Lage zu machen, die guten Handel und Gewerbe anzieht.

Wenn Essen das 110-Millionen-Sparpaket schultert, dann ist die Stadt frei, das Stadion zu bauen. Essen sollte, Essen muss dieses Projekt packen.