Essen. Der ehemalige Essener Starchirurg Christoph Broelsch muss ins Gefängnis. Das Landgericht Essen verurteilte ihn wegen Bestechlichkeit und weiterer Delikte zu drei Jahren Haft. Es sprach von einem "Eigenvorteil" durch die von ihm geforderten Patienten-"Spenden".

Eine Bewährung ist bei diesem Strafmaß ausgeschlossen. Die XXI. Strafkammer sah den 65-jährigen Düsseldorfer, der seit 1998 als Chefarzt am Essener Universitätsklinikum arbeitete, nicht in allen Punkten der Anklage schuldig. Verurteilt wurde er wegen Bestechlichkeit in 30 Fällen, Betruges in acht Fällen, versuchten Betruges und Steuerhinterziehung in zwei Fällen.

Broelsch selbst nahm das Urteil nach außen gelassen auf. Zuvor hatte er sich geduldig filmen und fotografieren lassen, hatte sogar noch ein Lächeln übrig. Direkt nach dem Urteil hörte er sich die Begründung mit zeitweise geschlossenen Augen an.

Mehrere tausend Euro "ultimativ gefordert"

Richter Wolfgang Schmidt wies die Argumentation des als "Leberpapst" gerühmten Angeklagten zurück, er habe Spenden nur als Geste der Dankbarkeit von seinen Patienten erbeten. Tatsächlich habe Broelsch jeweils mehrere tausend Euro "ultimativ gefordert" und von der Zahlung eine bevorzugte Behandlung abhängig gemacht.

Broelsch "Spenden"-Praxis erfülle klar den Tatbestand der Bestechlichkeit, führte Schmidt weiter aus. Als Beamter dürfe der Arzt seine Arbeit nicht von Zuwendungen beeinflussen lassen, erinnerte der Richter ausdrücklich an das "Rechtsgut der Unkäuflichkeit der Tätigkeit eines Amtsträgers". Broelsch habe auch selbst direkt von den Spenden profitiert, indem er von dem Geld seine Reisen zu Kongressen finanzierte, ohne an die engen Richtlinien des Landes bei der Spesenabrechnung gebunden zu sein.

Klar habe er auch seine Dienstpflicht verletzt, indem er die Entscheidung, von welchem Arzt der Patient operiert werde, von der "Spende" abhängig machte. Einen Verbotsirrtum gestand die Kammer ihm nicht zu. Schmidt: "Er wusste genau, dass die Bevorzugung von Patienten gegen Geld strafbar ist."

Essener Starchirurg Broelsch muss drei Jahre ins Gefängnis

Prozessbesucher beobachten die Ankunft des Mediziners Dr. Christoph Broelsch. Foto: Matthias Graben
Prozessbesucher beobachten die Ankunft des Mediziners Dr. Christoph Broelsch. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Gefallener Star: Christoph Broelsch nahm das Urteil relativ gelassen auf... Foto: Matthias Graben
Gefallener Star: Christoph Broelsch nahm das Urteil relativ gelassen auf... Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
...hatte bei der Urteilsverkündung jedoch seine Augen geschlossen. Foto: Matthias Graben
...hatte bei der Urteilsverkündung jedoch seine Augen geschlossen. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Er wurde zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Foto: Matthias Graben
Er wurde zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Hier wartet Broelsch mit einem seiner Anwälte, Jürgen Pauly (rechts) auf das Eintreffen des Gerichtes. Foto: Matthias Graben
Hier wartet Broelsch mit einem seiner Anwälte, Jürgen Pauly (rechts) auf das Eintreffen des Gerichtes. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Der zweite Anwalt von Broelsch, Reiner Hamm. Foto: Matthias Graben
Der zweite Anwalt von Broelsch, Reiner Hamm. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Die XXI. große Strafkammer des Landgerichts Essen. Foto: Matthias Graben
Die XXI. große Strafkammer des Landgerichts Essen. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Abgang: Christoph Broelsch mit Verteidiger Jürgen Pauly nach einem Prozesstag Anfang Oktober 2009. Foto: Kerstin Kokoska
Abgang: Christoph Broelsch mit Verteidiger Jürgen Pauly nach einem Prozesstag Anfang Oktober 2009. Foto: Kerstin Kokoska © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool
Urteil gesprochen: Die Berufsrichter der XXI. Essener Wirtschaftsstrafkammer mit dem Voorsitzenden Wolfgang Schmidt (Mitte). Foto: Matthias Graben
Urteil gesprochen: Die Berufsrichter der XXI. Essener Wirtschaftsstrafkammer mit dem Voorsitzenden Wolfgang Schmidt (Mitte). Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Die Staatsanwälte Hans-Joachim Koch (links) und Christian Bolik vertraten die Anklage. Foto: Klaus Micke
Die Staatsanwälte Hans-Joachim Koch (links) und Christian Bolik vertraten die Anklage. Foto: Klaus Micke © WAZ FotoPool
Christoph Broelsch mit seinem Verteidiger Jürgen Pauly aus Frankfurt am Main. Foto: Matthias Graben
Christoph Broelsch mit seinem Verteidiger Jürgen Pauly aus Frankfurt am Main. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Christoph Broelsch mit Verteidiger Rainer Hamm.  Foto: Matthias Graben
Christoph Broelsch mit Verteidiger Rainer Hamm. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
In zahlreichen Akten lag der Prozesstoff in Sachen
In zahlreichen Akten lag der Prozesstoff in Sachen "Broelsch". Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Belastete seinen alten Chef: Der lange in Essen arbeitende Leberspezialist Massimo Malago, der jetzt in London an einer Klinik beschäftigt ist, mit seiner Rechtsanwältin Kämpfer. Foto: Stefan Wette
Belastete seinen alten Chef: Der lange in Essen arbeitende Leberspezialist Massimo Malago, der jetzt in London an einer Klinik beschäftigt ist, mit seiner Rechtsanwältin Kämpfer. Foto: Stefan Wette © WAZ FotoPool
Christoph Broelsch (rechts) im Gespräch mit Anwalt Jürgen Pauly vor einer Verhandlung am 2. Oktober 2009. Foto: Kerstin Kokoska
Christoph Broelsch (rechts) im Gespräch mit Anwalt Jürgen Pauly vor einer Verhandlung am 2. Oktober 2009. Foto: Kerstin Kokoska © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool
Ulrich Coppel gehört zu den Unterstützern des Chirurgen und betrieb eine Homepage im Internet, auf der er Nachrichten im Sinne des Arztes veröffentlichte. Foto: Matthias Graben
Ulrich Coppel gehört zu den Unterstützern des Chirurgen und betrieb eine Homepage im Internet, auf der er Nachrichten im Sinne des Arztes veröffentlichte. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool
Sah die Anklage als Zumutung an: Professor Christoph Broelsch. Foto: Matthias Graben / WAZ FotoPool
Sah die Anklage als Zumutung an: Professor Christoph Broelsch. Foto: Matthias Graben / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Engagiert auf dem Weg zu einer Pressekonferenz im Jahr 2000: Christoph Broelsch. Es ging um die Operation des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau (SPD), als dessen Leibarzt er galt. Foto: Kirsten Neumann/ddp
Engagiert auf dem Weg zu einer Pressekonferenz im Jahr 2000: Christoph Broelsch. Es ging um die Operation des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau (SPD), als dessen Leibarzt er galt. Foto: Kirsten Neumann/ddp © ddp
Christoph Broelsch berichtete auf einer Pressekonferenz am 24. Juli 2000 von der Operation des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau (SPD) im Essener Universitätsklinikum. Foto:Kirsten Neumann/ddp
Christoph Broelsch berichtete auf einer Pressekonferenz am 24. Juli 2000 von der Operation des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau (SPD) im Essener Universitätsklinikum. Foto:Kirsten Neumann/ddp © ddp
Prof. Dr. Christoph Broelsch am 27. Juli 1998 als Direktor der Chirurgie am Universitätsklinikum, kurz nach seinem Wechsel nach Essen. Foto: Remo Tietz
Prof. Dr. Christoph Broelsch am 27. Juli 1998 als Direktor der Chirurgie am Universitätsklinikum, kurz nach seinem Wechsel nach Essen. Foto: Remo Tietz © Remo Bodo Tietz NRZ
Die 1000. Lebertransplantation am Essener Universitätsklinikum: Christoph Broelsch (hinten rechts) am 29. März 2004 mit Ärzten, Patientin und ihrer Tochter. Foto: Oliver Müller
Die 1000. Lebertransplantation am Essener Universitätsklinikum: Christoph Broelsch (hinten rechts) am 29. März 2004 mit Ärzten, Patientin und ihrer Tochter. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ
Christoph Broelsch am 11. Juni 2007 bei der Eröfffnung einer Tagung zum Thema Lebend-Transplantationen im Essener Messezentrum Süd mit dem Präses der evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider. Foto: Ulrich von Born
Christoph Broelsch am 11. Juni 2007 bei der Eröfffnung einer Tagung zum Thema Lebend-Transplantationen im Essener Messezentrum Süd mit dem Präses der evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider. Foto: Ulrich von Born © NRZ
Der damalige Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) überreichte dem Chirurgen Christoph Broelsch 2004 das Bundesverdienstkreuz.
Der damalige Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) überreichte dem Chirurgen Christoph Broelsch 2004 das Bundesverdienstkreuz. © Fremdbild
Christoph Broelsch als engagierter Redner 2007- Foto: Ulrich von Born
Christoph Broelsch als engagierter Redner 2007- Foto: Ulrich von Born © NRZ
Christoph Broelsch beim WAZ-Interview am 6.Juni2007 nach Bekanntwerden der Vorwürfe. Foto: Kerstin Kokoska
Christoph Broelsch beim WAZ-Interview am 6.Juni2007 nach Bekanntwerden der Vorwürfe. Foto: Kerstin Kokoska © waz
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