Da sind sich der Vorsitzende des Historischen Vereins Essen, Hans Schippmann, und Stadtarchivar Klaus Wisotzky einig: „Nichts ist schwerer vorherzusagen als die Geschichte.“
Und so baut auch der jetzt erschienene Band 122 der „Essener Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen“ spannende Brücken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Auf besonderes Interesse dürfte der Beitrag von Klaus Lindemann zur bewegten Geschichte des Glückaufhauses stoßen. Er berichtet darüber, dass die Stadt nach dem ersten Weltkrieg dazu überging, mit dem Erwerb und dem Bau repräsentativer Gebäude im und um den alten Stadtkern Zeichen für den angestrebten Wandel von der Industriestadt zum Verwaltungsmittelpunkt zu setzen - kommt einem das nicht irgendwie bekannt vor?
Lindemann: „Das Glückaufhaus kann nichts dafür, dass es ab 1935 Sitz der NSDAP-Gauleitung wurde.“ Die Adresse des 1923 fertiggestellten Gebäudes hatte sich geändert: Aus der Rüttenscheider Straße 2 war die Hermann-Göringstraße 2 geworden. Von seinem Vater Hans, der damals auf der Alfredstraße wohnte, weiß der Autor von dem „besonderen Schauspiel der SS: Sie zog im Stechschritt in der Mitte der Hermann-Göring-Straße in Richtung Horst-Wessel-Platz (Rüttenscheider Stern) und bog von dort in scharfem Linksschwenk in die Horst-Wessel-Straße (Klarastraße) ein, bis sie die Gastwirtschaft Harry Schick (heute Die Alm) erreichte, die als Sturmlokal der örtlichen SS fungierte.“
Lindemann: „Das Glückaufhaus sollte immer ein Gegengewicht zur Zechenstadt bilden.“ Aber es kam dann anders: Seit seiner Gründung im Dezember 1968 beherbergte das Glückaufhaus den Gesamtverband des Deutschen Steinkohlenbergbaus. Anfang der 70-er Jahre erwarb die Ruhrkohle AG das Gebäude: „Damit erfüllte das Glückaufhaus 50 Jahre nach seiner Entstehung eine Funktion, die es nach Absicht seiner Gründungsväter gerade nicht erfüllen sollte.“ Mit Blick auf das wieder auferstandene Glückaufhaus meint Lindemann: „Man kann den Satz des Oberbürgermeisters Hans Luther, der die städtische Gründung des Hauses 86 Jahre zuvor betraf, noch einmal zitieren: ,Damals kam es vor allem darauf an, dass gehandelt wurde, und es wurde gehandelt.’“
Ute Küppers-Braun und Rainer Walz schreiben in den neuen „Essener Beiträgen“ über Jahresberichte der Steeler Jesuitenmission, die dort 1769 zusammen mit dem Waisenhaus gegründet wurde. Die Originale lagen im Historischen Archiv der Stadt Köln, ihr Fortbestand ist ungeklärt,weshalb dieser Beitrag um so wertvoller ist.