Essen.
Am Essener Uniklinikum hat am 1. März die erste Schwindel-Ambulanz in NRW eröffnet. Ärzte und Psychologen gehen dort einem häufigen Leiden auf den Grund, das leider vielfach nicht ernst genommen wird.
Eine Kopfbewegung nur, schon dreht sich das Karussell, rotiert im Kreis, der Boden schwankt, schlägt hohe Wellen, die Übelkeit wächst – doch die Welt steht still. Da ist keine rollende Achterbahn, kein schaukelndes Schiff, nur dieses unangenehme Gefühl, das Symptom, wie Ärzte es nennen: der Schwindel. Und der wird am Uniklinikum nicht als Hirngespinst abgetan, im Gegenteil. Gerät die Welt aus dem Gleichgewicht, finden Patienten dort Halt: in der ersten NRW-Schwindel-Ambulanz.
„Der Bedarf ist da“, ist sich Dr. Mark Obermann, Leiter des am 1. März eröffneten Zentrums, sicher. Schwindel sei schließlich in der Neurologie die zweithäufigste Diagnose – gleich nach dem Kopfschmerz. „Viel zu oft werden die Patienten mit falschen Diagnosen abgespeist, von Pontius zu Pilatus geschickt – oder schlimmer: gar nicht erst ernst genommen.“ Da werde der Schwindel glatt als Schwindel abgetan, doch bloßes Zusammenreißen helfe wenig: „Das geht bis zur Arbeitsunfähigkeit.“
Kleines Steinchen, große Wirkung
Im Uniklinikum geht ein Team aus Neurologen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und Psychologen dem Schwindel auf den Grund – denn ein Symptom kennt viele Ursachen. „Am häufigsten ist sicherlich der Lagerungsschwindel“, glaubt Obermann. Da sorgt ein kleines Steinchen im Ohr für mächtig Wirbel, bringt einfach alles aus dem Gleichgewicht – doch die Therapieerfolge sind gut: „Mit ein paar Übungen kriegt man dieses Problem meist in den Griff.“ Schwieriger werde es da schon beim phobischen Schwankschwindel, einer Angsterkrankung ohne organische Ursachen. „Diesen Menschen wird etwa auf großen Plätzen oder unter Stress schwindelig“, erklärt der Neurologe. „Hier kann Psychotherapie helfen, die Symptome zu lindern.“
Nicht immer zahlen die Krankenkassen für die Schwindel-Behandlung. Obermann rät, sich zu erkundigen – so drohen keine schwindelerregenden Kosten.