Essen. Vier Jahre Haft und gleichzeitig drei Jahren Berufsverbot fordert die Staatsanwaltschaft für den ehemaligen Essener Chirurgen Chrisstoph Broelsch. Ankläger Hans-Joachim Koch bescheinigte ihm fehlende Einsicht und eine "Abzocker"-Mentalität.
Koch begann das vermutlich den gesamten Tag dauernde Plädoyer mit der "Spendenpraxis" des Mediziners. Lebensgefährlich erkrankte Patienten, die in Broelsch den "letzten Strohhalm" gesehen hätten, seien für eine schnelle Operation "erpresst" worden, eine Spende in Höhe von rund 7500 Euro zu zahlen. Weigerten sie sich, hätte ihnen ein um Monate aufgeschobener Termin gedroht. Diese Aufforderung hätten die Patienten als Erpressung angesehen, sagte Koch. Sie hätten sich "ihr Leben erkaufen müssen".
Koch ging darauf ein, dass Broelsch trotz der Spenden oft nicht einmal selbst operiert habe. Manchmal sei er auf Dienstreise gewesen, obwohl die Patienten davon ausgingen, er führe selbst das Skalpell im Essener Universitätsklinikum.
Überraschend hatten die Verteidiger am Montag um 11.04 Uhr vor der XXI. Wirtschaftsstrafkammer auf weitere Beweisanträge verzichtet, mit denen sie seit Anfang des Jahres das Prozessende hinausgezögert hatten. Mit ihrem Plädoyer ist an einem weiteren Prozesstag zu rechnen.