Im Frühjahr wird das WPE als zweites Protonentherapiezentrum in Deutschland starten Das Westdeutsche Protonentherapiezentrum wartet mit Spitzenmedizin auf, von der 2000 Patienten jährlich profitieren sollen.

Bald ist es soweit: Im Frühjahr 2010 öffnet das neue Protonentherapiezentrum (WPE) als Glanzstück des Universitätsklinikums seine Pforten. Dann können die ersten Patienten von dem 140 Millionen-Euro-Projekt profitieren, das neue und schonende Strahlentherapien für Krebspatienten verspricht. „Wir liegen mit den Bauarbeiten gut im Zeitplan", meint Dr. Jonathan Farr, Leitender Medizin-Physiker des WPE, zufrieden.

Auf de mGelände des Uniklinikums gehen die Bauarbeiten am Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE) in die Endphase. Foto: Ulrich von Born
Auf de mGelände des Uniklinikums gehen die Bauarbeiten am Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE) in die Endphase. Foto: Ulrich von Born © WAZ FotoPool

Rund um das grüne Gebäude im südlichen Teil des Klinikumgeländes sieht es noch wüst aus, das Gelände ist unwegsam und die Bagger rumoren. Im Inneren lässt sich der künftige Klinikbetrieb bei viel Staub, herabhängenden Kabeln und werkelnden Handwerkern nur schwer vorstellen. Im unterirdischen Therapiebereich allerdings laufen Tests und Vorbereitungen bereits auf Hochtouren.

Das Herzstück des Gebäudes, der „ Zyklotron" genannte Protonenbeschleuniger, ist bereits seit Juni 2008 in Aktion. Das ufoähnliche Teil von sechs Metern Durchmesser und einem Gewicht von 220 Tonnen steht für den Besucher unsichtbar hinter mehr als drei Meter dicken Mauern. Dort beschleunigt es schon jetzt Protonen auf etwa 70 Prozent der Lichtgeschwindigkeit - also 210 000 Kilometer pro Sekunde - und bündelt sie zu einem drei Millimeter dünnen Strahl. Dieser soll später in der Therapie präzise nur von Magneten gelenkt durch ein „Beamline" genanntes etwa 50 Meter langes Rohr sausen - hinein in das Bestrahlungsgerät und direkt in den Tumor.

Derzeit überprüft ein Team von 22 Leuten um Jonathan Farr alle technischen Voraussetzungen für den Einsatz des Protonenstrahls in der Therapie. „Hier entstehen unglaubliche Energien", so Farr. „Und wir testen derzeit beispielsweise die Genauigkeit des Protonenstrahls."

In den drei Behandlungsräumen für tief sitzende Tumore - Gantries genannt - sowie dem „Fixbeam" genannten Augentherapieplatz ist die gigantische Technik, die für die Therapie erforderlich ist, inzwischen hinter hellen Plastikverkeidungen verschwunden. Einzig die Konturen und das rundum bewegliche Bestrahlungsgerät „Nozzle" weisen auf die riesigen trommelförmigen Stahlkonstruktionen - zwölf Meter breit, zehn Meter tief und um 360 Grad schwenkbar - im Hintergrund hin.

„Das WPE wird als zweites Protonentherapiezentrum in Deutschland an den Start gehen und es ist eines der wenigen weltweit," erklärt Farr. „Zukünftig sollen hier rund 2000 Patienten jährlich behandelt werden." Die Protonentherapie eignet sich zur Behandlung aller Krebserkrankungen, die auch mit der herkömmlichen Röntgenbestrahlung zu therapieren sind. „Sie bietet eine neue und schonendere Möglichkeit der Therapie bei tief liegenden Tumoren in empfindlichen Geweberegionen, wie Gehirn, Lunge und Leber", so Farr. „Natürlich erhoffen wir uns auch bessere Heilungschancen."

„Die Protonentherapie ist Spitzenmedizin in Essen, die jedem unabhängig vom Versicherungsstatus zur Verfügung stehen wird", erklärt Winfried Book vom WPE. Ihre Chance liegt darin, dass sie das den Tumor umgebende Gewebe schont. Denn die vom Zykotron erzeugten Protonen verlieren auf ihrem Weg durch Beamline und Körper kaum Energie, sondern entladen diese erst unmittelbar und direkt im Tumor. Farr: „Das Protonentherapiezentrum erweitert unsere Mittel bei der strahlungstherapeutischen Bekämpfung von Krebs."

Finanzierung

Die finanzielle und bauliche Realisierung des WPE ist innovativ. Die Kosten von rund 140 Millionen Euro wurden durch ein sogeanntes PPP-Modell privatwirtschaftlich durch die Striba GmbH - ein Konsortium der Unternehmen STRABAG und IBA - vorfinanziert.

Das Uniklinikum hat die WPE gGmbH gegründet, die für den Betrieb und die Behandlungen verantwortlich ist und die Anteile der Striba dann nach und nach refinanziert.