Essen. Ein Mädchen läuft von Zuhause weg, das soll ein Mann ausgenutzt haben. Der 36-Jährige soll sie in seine Essener Wohnung verschleppt haben.
Das ist der Albtraum aller Eltern: Vor knapp fünf Monaten ist ein Mädchen von zu Hause weggelaufen und war danach spurlos verschwunden. Die Polizei konnte die Zwölfjährige schließlich aus einer Wohnung im Essener Stadtteil Holsterhausen befreien. Die Zwölfjährige hatte aus einem Fenster um Hilfe gerufen. Jetzt steht der Mann, der sie verschleppt haben soll, vor Gericht. Der Vorwurf: schwerer Kindesmissbrauch.
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Es war der 23. Januar dieses Jahres, als die Schülerin aus Bad Oeynhausen die Schule geschwänzt hat. Um in ihrer Heimatstadt nicht gesehen zu werden, fuhr sie mit der Bahn nach Dortmund, traf dort eine Freundin. Sie hatte Streit mit ihren Eltern, den Zug zurück hat sie offenbar verpasst.
Landgericht Essen: 36-Jähriger gibt sich als deutlich jünger aus
In dieser Situation soll der Angeklagte sie mit diesen Worten angesprochen haben: „Sollen wir ein Bierchen trinken?“ Die Zwölfjährige lehnte ab. Doch der 36-Jährige ließ angeblich nicht locker. Er stellte sich als 19-jähriger Jamaikaner vor (was komplett gelogen war), fragte sie, wo sie denn schlafen wolle? Er habe Platz in seiner Wohnung.
Wegen der Probleme mit ihren Eltern soll die Schülerin schließlich eingewilligt haben. Die Fahrt ging nach Essen. Was in der darauffolgenden Nacht passiert ist, ist umstritten. Die Zwölfjährige berichtete später von massiven sexuellen Übergriffen. Der Angeklagte hat genau das zum Prozessauftakt am Essener Landgericht bestritten. Als sie die Wohnung morgens heimlich verlassen wollte, war die Tür angeblich verschlossen, der Schlüssel nicht zu finden. In ihrer Not soll sie schließlich aus dem Fenster um Hilfe gerufen haben.
Polizei Essen rückte zur Wohnung nach Holsterhausen aus
Ein Passant wurde aufmerksam, verstand jedoch nicht, was die Zwölfjährige von ihm wollte. Erst als sie ihm auf Englisch zurief: „I have been kidnapped“ – Ich wurde entführt –, wählte er den Notruf der Polizei. Als die Beamten eintrafen, stand das Mädchen noch immer am geöffneten Fenster der Wohnung im ersten Stock. Der Mann schlafe noch, soll sie den Polizisten zugerufen haben. Sie selbst habe sich eingeschlossen – aus Angst.
Die Mutter der Zwölfjährigen hatte ihre Tochter zu diesem Zeitpunkt bereits als vermisst gemeldet. Der Angeklagte war dann auch sofort festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Ein mit seinem Verteidiger Volker Schröder schon vor Wochen ausgearbeitetes Geständnis hat er im Prozess überraschend widerrufen. Die in der Anklage aufgeführten schweren Missbrauchstaten habe es nicht gegeben. Er habe der Schülerin nur helfen wollen.
Die Vernehmung der Zwölfjährigen fand aus Opferschutzgründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 36-Jährigen mehrere Jahre Gefängnis. Der Prozess wird fortgesetzt.
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