Essen. Biker-Treff und Baudenkmal am Südufer sind ein Hotspot, an schönen Tagen geht es aber drunter und drüber. Die Stadt will das ändern.
„Haus Scheppen“ zählt zweifelsohne zu den beliebtesten Ausflugszielen dieser Stadt. An sonnigen Wochenenden steuern Motorradfahrer zu Hunderten den beliebten Treff am Südufer des Baldeneysees an, Spaziergänger und Fahrradfahrer legen einen Stopp ein, um sich an einem der Kioske zu stärken. Fahrgäste der Weißen Flotte warten am Anleger auf die nächste Mitfahrgelegenheit. Kurz: „Es herrscht Gewusel und Durcheinander“, sagt Melanie Ihlenfeld, Leiterin von Grün und Gruga. Martin Buchacker, dort der Chefplaner fürs Grün, nennt es „gelebtes Chaos“.
In einem Jahr wurden an „Haus Scheppen“ 650.000 Besucher gezählt
Wer diesen Eindruck untermauert sehen will, dem sei folgende Auswertung auf Grundlage von Handydaten aus dem Jahr 2019 ans Herz gelegt: 650.000 Besucher wurden in diesem Jahr an „Haus Scheppen“ gezählt, neun Millionen waren es am gesamten Baldeneysee. Erfasst wurde, wer sich dort länger als 15 Minuten aufhielt.
Die Statistik belegt es: Das ehemalige Lehnsgut aus dem 13. Jahrhundert ist einer der Hotspots am See. Grün und Gruga ist deshalb angetreten, Ordnung ins Chaos zu bringen. Die Internationale Gartenausstellung IGA 2027 bietet dafür den willkommenen Anlass. Auch wenn deren Schwerpunkt in der Emscherzone liegt, ist Melanie Ihlenfeld optimistisch, dass „Haus Scheppen“ bei der Vergabe von Fördergeldern als IGA-Projekt berücksichtigt wird. Sollte daraus nichts werden: 1,5 Millionen Euro hat die Stadt in ihren Haushalt eingestellt.
Die Stadt Essen hat eine Online-Umfrage zu „Haus Scheppen“ gestartet
Ihlenfeld spricht von einem „Vorzeigeprojekt“. Grün und Gruga will beweisen, dass sich das Umfeld so gestalten lässt, dass es trotz des begrenzten Platzes konkurrierenden Interessen gerecht wird. Wie? „Uns war es wichtig, dass wir keine Planung vorgeben“, sagt Martin Buchacker. Zwar gibt es Skizzen, doch die seien schon ein paar Jahre alt, erstellt wurden sie 2017, als Essen sich für das Ruhrgebiet Grüne Hauptstadt Europas nennen durfte. Diesmal sollen Nutzer und Anrainer mitreden dürfen. Aktuell läuft eine Online-Befragung; die Stadt möchte wissen, wie die Öffentlichkeit das Umfeld von „Haus Scheppen“ bewertet. Mehr als 700 Bürgerinnen und Bürger haben sich bereits geäußert. Wer Interesse hat, kann noch bis zum 19. Mai an der Umfrage teilnehmen.
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Anrainer und Nutzer wurden bereits angehört, Anwohner waren ebenso vertreten wie Motorradfahrer, Radler, Jogger, Segler und die Weiße Flotte. Drei weitere Runden sollen folgen. Den Tenor gibt Planer Martin Buchacker nach dem ersten Treffen so wieder: Was die Nutzung angeht, solle sich nicht viel ändern. „Aber es wird nicht ohne gegenseitige Rücksichtnahme gehen“, betont Melanie Ihlenfeld.
Wäre es damit getan? Oder läuft es am Ende doch womöglich auf Beschränkungen oder gar Verbote hinaus? „Soweit sind wir noch nicht“, sagt Melanie Ihlenfeld. Erklärter Wille der Politik ist, dass der Motorradtreff bleibt. Anwohner störten sich nicht an den Motorradfahrern, sie störe der Lärm, ergänzt Martin Buchacker. Wie die Stadt damit umgeht, bleibt abzuwarten.
Im Herbst will Grün und Gruga seine Überlegungen zur Gestaltung von „Haus Scheppen“ der Öffentlichkeit und der Politik vorstellen. Das Baudenkmal selbst bleibt davon ausgenommen. „Wir haben es zurückgestellt“, sagt Melanie Ihlenfeld, die der von Wasser umgebenden Anlage „großes Potenzial“ bescheinigt. Allerdings würde die Stadt kaum umhinkommen zu investieren. Genutzt wird das Gemäuer von der Essener Sportjugend und seit vielen Jahrzehnten von den Seglern des Essener Fahrtensegler- und Kanuvereins. Ihlenfeld: „Alle sind zufrieden.“
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