Essen. Ein Fahrlehrer wird angeblich brutal überfallen. Jetzt stehen Mitglieder des Motorradclubs „Escuderos“ aus Essen und Gladbeck vor Gericht.

Der Angriff kam angeblich aus dem Nichts: Vor rund anderthalb Jahren soll ein Fahrlehrer aus Essen nach seiner Schicht auf offener Straße überfallen worden sein. Die Ermittlungen führten ins Rocker-Milieu. Jetzt stehen drei Männer aus Essen und Gladbeck vor Gericht. Die Anklage lautet auf versuchte räuberische Erpressung und gefährliche Körperverletzung.

Es war der 18. Oktober 2022. Der Fahrlehrer hatte die letzte Stunde hinter sich, wollte gerade in sein Privatauto einsteigen. Im selben Moment soll es auch schon drunter und drüber gegangen sein. „Ich habe Faustschläge auf meinem Hinterkopf gespürt“, sagte der 60-Jährige den Richtern am Essener Landgericht. Später sei auch noch ein Springmesser im Spiel gewesen. „Es hat Klack gemacht, dann hatte ich die Klinge am Hals.“

„Unehrenhaft“ aus dem Rockerclub entlassen

Hintergrund war ein Streit im Motorradclub „Escuderos“, einer Unterstützergruppe der „Bandidos“. Der Fahrlehrer war dort ein paar Monate Mitglied, wurde dann aber nach eigenen Angaben „unehrenhaft entlassen“. Er selbst spricht von Gerüchten, die über ihn verbreitet worden seien. Die genauen Hintergründe sind unklar.

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Fest steht offenbar nur, dass es um Geldforderungen ging. Der Fahrlehrer sollte nach seinem Rauswurf noch 250 Euro für die Abzeichen des Clubs bezahlen, die für seine „Kutte“ extra angefertigt worden waren. Außerdem war wohl auch noch die Aufnahmegebühr von 500 Euro offen. Beides wollte der 60-Jährige aber nicht bezahlen.

Dass die 23 bis 25 Jahre alten Angeklagten ihn unter Druck gesetzt haben, wollten sie zum Prozessauftakt am Dienstag auch gar nicht bestreiten. Dabei soll einer von ihnen auch diese Sätze gesagt haben: „Wir können auch anders. Du hast zwei Tage Zeit. Sonst fliegen wir bei Dir ein.“

Der 24-Jährige aus Essen hat außerdem gestanden, den Fahrlehrer geschlagen zu haben. Dabei habe es sich allerdings nur um eine „Ohrfeige“ gehandelt. Nicht um Faustschläge. Ein Messer sei überhaupt nicht im Spiel gewesen. Die Angeklagten aus Gladbeck wollen sogar nur zur Verstärkung danebengestanden haben.

Rocker wollten dem Fahrlehrer jeweils 1000 Euro Schmerzensgeld zahlen

Warum dann allerdings gleich alle drei zu Beginn der Verhandlung angekündigt haben, dass sie dem Fahrlehrer jeweils 1000 Euro Schmerzensgeld zahlen wollen, ist unklar. Genauso wenig lässt sich wohl feststellen, wer das Messer überhaupt gezückt hat. Die Aussagen des Fahrlehrers gehen da etwas durcheinander.

Als der 60-Jährige sich dem Motorradclub angeschlossen hatte, soll der „Escuderos MC“ übrigens gerade mal zwei Mitglieder gehabt haben. Er selbst hatte nach der Tat sofort die Polizei alarmiert. Was den Prozess allerdings zusätzlich erschwert: Ein wichtiger Zeuge ist zwischenzeitlich verstorben. Die Urteile sollen Anfang Mai gesprochen werden.

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