Essen. Inge und Wolfgang Schneider aus Essen sind seit 65 Jahren verheiratet. Ihre Liebe hält auch nach einem schweren Schicksalsschlag.

Es ist ein seltenes Ehejubiläum: Inge (85) und Wolfgang (87) Schneider aus Frintrop sind seit 65 Jahren verheiratet und feiern in diesem Jahr Eiserne Hochzeit. „Die sieht gut aus, da gehe ich hin“, war der erste Gedanke, der Wolfgang Schneider durch den Kopf ging, als er seine Inge zum ersten Mal sah. Bei einem Tanzabend in Oberhausen trafen die Zwei erstmals aufeinander.

Inge Schneider folgte der Aufforderung zum Tanz gerne: „Er konnte sehr gut tanzen, da habe ich natürlich ja gesagt.“ Auf den ersten gemeinsamen Tanz im Jahr 1957 sollten in den kommenden Jahren noch zahlreiche weitere Tänze folgen: „Nach diesem ersten, gemeinsamen Abend haben wir uns immer wieder verabredet und sind dann zusammengekommen“, erinnert sich die 85-Jährige.

Essener Paar heiratete zwei Jahre nach dem ersten Treffen

Der Weg, den das Paar bis zu ihrem ersten Treffen zurückgelegt hatte, wies bedeutsame Gemeinsamkeiten auf: Beide wuchsen auf Bauernhöfen auf und erlebten ähnliche Schicksalsschläge. „Ich war bereits mit acht Jahren Vollwaise und bin zu einem Bauern nach Diepholz gekommen. Dort musste ich schwer arbeiten“, erzählt Inge Schneider. Auch Wolfgang Schneider, der im Hunsrück geboren wurde, musste schon als Kind um einen Elternteil trauern: „Mein Vater ist im Krieg 1945 gefallen. Nach der Schule hat mein Bruder den Bauernhof übernommen und ich bin in den Ruhrpott gezogen.“

Der Weg des Paares kreuzte sich zufällig, wie die Jubilarin erzählt: „Meine Großeltern wohnten in Oberhausen, ich war sie besuchen und bin dann mit zum Tanzabend gegangen.“ Zwei Jahre nach dem ersten Zusammentreffen heiratete das Paar. „Wir haben kirchlich und standesamtlich am 17. April 1959 in Oberhausen geheiratet. Gefeiert haben wir im ganz kleinen Kreis, es waren nur zehn Gäste dabei“, erzählt Wolfgang Schneider.

Inge und Wolfgang Schneider aus Essen feiern Eiserne Hochzeit.
Inge und Wolfgang Schneider aus Essen feiern Eiserne Hochzeit. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Kurz nach der Hochzeit sollte das erste Kind des Ehepaares das Glück perfekt machen, doch es folgte ein schwerer Schicksalsschlag: „Leider ist unsere Tochter mit fünf Tagen verstorben. Das war eine schwere Zeit für uns“, erzählt Inge Schneider. Gemeinsam bewältigten sie die Trauer und entschieden sich, weitere Kinder zu bekommen. Auf den ersten Sohn Jürgen folgte der zweite Sohn Frank.

Der wichtigste Punkt in einer Ehe ist, dass man niemals aufhört, miteinander zu reden.
Inge Schneider

Im Jahr 1966 zog die Familie nach Essen-Frintrop. Wolfgang Schneider arbeitete erst als Fahrdienstleiter, später als Qualitätsprüfer. Inge Schneider putzte und kellnerte im Frintroper Jugendheim. „Natürlich gibt es in einer so langen Ehe auch mal kritische Tage“, resümiert Inge Schneider die letzten Jahrzehnte und betont: „Der wichtigste Punkt in einer Ehe ist, dass man niemals aufhört, miteinander zu reden. Man kann alles ausdiskutieren, auch Streit muss mal sein. Wichtig ist nur, dass man sich dann wieder verträgt“. Wolfgang Schneider fügt hinzu: „Man muss auch seinen eigenen Standpunkt vertreten. Immer einknicken ist nicht gut.“

Bis heute geht das Essener Ehepaar gerne zum Tanzen

Auch im hohen Alter führt das Ehepaar Schneider noch einen selbstbestimmten, geregelten Alltag. Der 87-Jährige pflegt nahezu täglich den Schrebergarten, Inge Schneider kümmert sich um den Haushalt. Pünktlich um zwölf Uhr steht das Mittagessen auf dem Tisch. „Ich koche jeden Tag frisch, backe oft und gehe gerne einkaufen. Oft koche ich auch für die ganze Familie. Alle wohnen im Umkreis, deshalb sehen wir uns oft. Wir haben neben unseren drei Enkeln auch schon zwei Urenkel“, erzählt die 85-Jährige stolz.

Wenn die Erntezeit im Schrebergarten startet, koche sie 50 bis 60 Gläser Marmelade ein. „Bei uns wird nichts weggeworfen“, betont Wolfgang Schneider. Um sich fit zu halten machen beide Rehasport und gehen immer noch gerne tanzen. Auch regelmäßige Urlaube mit der gesamten Familie lassen das Ehepaar aufblühen: „Wir sind unglaublich stolz auf unsere Familie. Sie ist das Wichtigste für uns“, sind sich beide einig.

Das Leben hat es gut mit uns gemeint und wir haben unser Ziel erreicht. Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe.
Wolfgang Schneider

Gefeiert wird der 65. Hochzeitstag mit einem kleinen Empfang in der Wohnung des Ehepaares. „Auf der Feier unseres 60. Hochzeitstages war es unser Ziel, dass wir die Eiserne Hochzeit schaffen. Das Leben hat es gut mit uns gemeint und wir haben unser Ziel erreicht. Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe“, sagt Wolfgang Schneider, der seiner Frau jedes Jahr Blumen zum Hochzeitstag schenkt. Für die Zukunft haben beide nur einen Wunsch: „Wir möchten gesund bleiben und in fünf Jahren die Gnadenhochzeit feiern.“

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