Essen. Mal melancholisch, mal spritzig wie ein italienischer Spumante: Das Orchestra della Svizzera italiana und die russische Solistin Anna Vinnitskaya

Es war ein Programm nach Maß, wie es das Publikum liebt. Mit Klassik-Hits zum Wohlfühlen, präsentiert vom Orchestra della Svizzera italiana unter seinem Chefdirigenten Markus Poschner im Rahmen der Pro-Arte-Konzerte.

Die Werke freilich waren nicht unbedingt glücklichen Komponisten aus der Feder geflossen. Nehmen wir Rachmaninow, der sein überaus beliebtes 2. Klavierkonzert nach überstandenen Depressionen seinem Psychiater widmete. Die Musik aus schwermütiger russischer Seele lag dem mit gebremster Leidenschaft agierenden Radioorchester der italienischen Schweiz offenbar weniger im Blut als der Solistin Anna Vinnitskaya.

Rachmaninow hat sein 2. Klavierkonzert dem Psychiater gewidmet

Erzählerisch und lyrisch ausdeutend, aber ohne aufgedrückte Sentimentalität ging die russische Pianistin ihren Part an und setzte so den Höhepunkt im zentralen Adagio, dem ewig traurigen Lied von der Sehnsucht, das die schillernde Virtuosität der Ecksätze fast vergessen ließ. Und das unmittelbar zur „Fünften“ von Tschaikowsky führte.

Die gelang dem Orchester dann voller Ausdrucksintensität, klanglicher Durchsichtigkeit und instrumentaler Kompetenz. Poschner zeigte den kämpferisch-leidvollen Meister, den Melancholiker, bei dem der Walzer spukhafte Züge annimmt und das tragische Schicksalsmotiv in jeden Satz wie ein Blitzschlag einbricht, bevor es sich im Finale „per aspera ad astra“ zur auftrumpfenden Siegeshymne wandelt – fast zu schön, um wahr zu sein.

Die Rossini-Zugabe ist ein Geschenk