Essen. Busse kommen nicht oder zu spät: Ständig gibt es Ärger mit der Firma Mesenhohl. Andere Städte kündigen Verträge, Essen nicht. Wieso?

Trotz anhaltender Beschwerden von Schulen und Eltern aus dem ganzen Stadtgebiet ist die umstrittene Busfirma Mesenhohl weiterhin für einen Großteil von Busfahrten zuständig, in denen Kinder und Jugendliche zum Sport- oder Schwimmunterricht gebracht werden. Andere Kommunen kündigen die Verträge mit Mesenhohl, Essen nicht oder nur schrittweise.

Die Beschwerden kommen nicht nur von Grundschulen, sondern auch von Realschulen oder Gymnasien. Es ist nicht nur der Norden der Stadt betroffen, sondern auch die Stadtmitte oder der Süden: Immer geht es um Bustransfers von Kindern und Jugendlichen zum Schwimmunterricht oder zu Turnhallen, wenn die Schulen entweder über keine eigene Turnhalle verfügen oder die eigene Turnhalle gerade saniert wird. „Die Busse kommen einfach nicht“, beschweren sich Schulleiter, Lehrer, Eltern, Kinder und Jugendliche. Oder so spät, dass eine Fahrt nicht mehr lohnt.

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Derzeit ist die Karlschule in Altenessen massiv betroffen: Man könne an einer Hand abzählen, wie oft in diesem Schuljahr die Kinder zum Sportunterricht in eine zwei Kilometer weit entfernte Turnhalle gefahren worden seien, sagt die Pflegschaftsvorsitzende. Wie sehr Theorie und Praxis derzeit auseinanderklaffen, erzählt sie auch hier im Video:

Ständig fallen auch Fahrten von weiterführenden Schulen aus, deren Sportunterricht in Stadtwald an der Turnhalle der ehemaligen Gesamtschule Süd stattfinden soll. Vom Schwimmunterricht der Grundschulen ganz zu schweigen. Erst im Herbst 2023 beschwerten sich das Gymnasium Borbeck und die Albert-Liebmann-Förderschule. „Aktuell ist das Angebot für die Schulfahrten unzureichend und für die Schulen nicht tragbar“, räumte damals schon Sylvia Neumann ein, die Sprecherin der Ruhrbahn. Die Mesenhohl-Busse fahren im Auftrag der Ruhrbahn.

Die Diskussion, die übrigens schon letztes Jahr auch den Oberbürgermeister persönlich erreichte, hat jetzt neue Fahrt aufgenommen, nachdem am Wochenende bekannt wurde, dass die Stadt Bochum die Verträge mit Mesenhohl-Tochterfirmen fristlos gekündigt hat. Auf der A40 war in Bochum Anfang Februar ein Mesenhohl-Bus spektakulär ausgebrannt; Verletzte hatte es nicht gegeben. Doch die Entscheidungsträger in Bochum hielten die Firma offenbar für ein nicht länger tragbares Sicherheitsrisiko.

Die Menge der Fahrten ist zu groß für eine schnelle Kündigung

Auch in Essen sind schon Mesenhohl-Busse in Flammen aufgegangen - das war in den Jahren 2016 und 2017. „Die Stadt Essen sucht längst Ersatz für Mesenhohl, doch das geht nur schrittweise und ist an kein konkretes Datum gebunden“, erklärt Stadt-Sprecher Burkhard Leise. Erstens müsse man die geltenden Vertragsvorschriften beachten und Kündigungsfristen einhalten. Zweitens sei die Lage auf dem Markt eng: Es gebe nicht beliebig viele Firmen, die die vielen Fahrten, für die bislang Mesenhohl zuständig war und noch ist, übernehmen könnten. „In Bochum sind das nur einzelne Fahrten, da ist eine Kündigung entsprechend einfacher“, sagt Leise. Ende des Jahres 2023 hatte auch die Stadt Oberhausen Mesenhohl vor die Tür gesetzt: Das Essener Unternehmen hatte die Aufgabe, Förderschüler aus Oberhausen abzuholen und sie zur Albert-Liebmann-Schule kurz hinter der Stadtgrenze zu fahren. Was regelmäßig nicht passierte.

Im Schulausschuss wurde in dieser Woche der aktuelle Stand der Dinge bekannt gegeben: So gut wie sämtliche Schülerfahrten zu Schwimmbädern seien mittlerweile nicht mehr in Mesenhohls Hand, hieß es. Was diese Fahrten angeht, habe man schrittweise Ersatz beschaffen können. Was die Transporte zu Turnhallen betrifft, sei man derzeit jedoch noch weitgehend auf die Dienste Mesenhohls angewiesen: Rund 200 bis 300 Mal pro Woche müssten Kinder und Jugendliche zu Turnhallen gefahren werden, die sich nicht direkt am oder auf dem Schulgelände befinden.

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Schon im vergangenen Jahr wurde laut darüber nachgedacht, dass zumindest ältere Jahrgänge die Fahrten zu Turnhallen auch selbst organisieren könnten - mit Fahrten in den regulären Bussen und Bahnen, die von den Lehrerinnen und Lehrern begleitet werden. „Diese Möglichkeit“, sagt Stadt-Sprecher Burkhard Leise, „wird in den Schulen allerdings in sehr unterschiedlichem Maße für umsetzbar gehalten.“ In der Regel bedarf es mehr Aufsichtspersonal, wenn Schülerinnen und Schüler mit regulären Bussen und Bahnen durch die Stadt fahren, als wenn dafür ein gecharteter Bus benutzt wird.

Alternative: Schüler mit normalen Bussen und Bahnen zum Schwimm- oder Sportunterricht?

Schon im Herbst 2023 hatte Mesenhohl im Gespräch mit unserer Redaktion bestehende Probleme mit dem allgemeinen Personalmangel begründet, der in der Branche massiv um sich greife. Auch gegen kurzfristige Krankmeldungen von Fahrerinnen und Fahrern sei man als Spedition nur mäßig gewappnet: „Bei uns fährt schon alles, was einen Führerschein hat“, hieß es damals.

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