Essen. Stellwerke und Signale sollen nach und nach erneuert werden. Die Technik stammt teils aus den 1970er Jahren. Modernisierung teurer als geplant.
Die Ruhrbahn steht vor einer der größten Investitionen in zeitgemäße Technik. Für rund 182 Millionen Euro wird das kommunale Nahverkehrsunternehmen die Zugsicherungsanlagen für den Straßenbahn- und Stadtbahnverkehr erneuern. Der Rat der Stadt Essen hat die dafür notwendigen finanziellen Mittel in seiner Sitzung am Mittwoch, 13. März, freigegeben. Bitter, nicht nur für den Stadtkämmerer: Die kalkulierten Kosten liegen um mehr als 50 Millionen Euro über dem ursprünglichen Ansatz aus dem Jahr 2020.
Die Stadtverwaltung erklärt dies mit der inflationsbedingten Baukostensteigerung der zurückliegenden Jahre. Zudem gebe es nur wenige Firmen, die ein solches Projekt umsetzen könnten. Augenscheinlich gab es bei der Ausschreibung kaum Bewerber, was die Sache zusätzlich verteuern dürfte.
Ersatzteile für die Relaisstellwerke der Ruhrbahn sind nur noch schwer zu bekommen
An der Investition führt aus Sicht der Ruhrbahn jedoch kein Weg vorbei. Die zu erneuernde Zugsicherungsanlage ist museumsreif und stammt teilweise aus den 1970er Jahren. Langfristig sei die genutzte Relais-Technik nicht mehr instand zuhalten, Ersatzteile seien bereits schwer zu bekommen. Zuweilen müssten Nahverkehrsbetriebe anderer Kommunen bei der Beschaffung aushelfen.
Insgesamt fünf Relais-Stellwerke sollen bis 2031 durch moderne Anlagen ersetzt werden, ein sechstes kommt am Rathaus hinzu. Das Relaisstellwerk am Hauptbahnhof, laut Ruhrbahn handelt es sich um das größte Deutschlands, wenn nicht gar Europas, wird dafür geteilt, damit im Fall der Fälle nicht das gesamte unterirdische Netz stillsteht. Signaltechnik, Weichenanlagen, Zugortung und Zwangsbremsungen, für den Fall, dass eine Bahn ein Warnsignal ignoriert, werden ebenfalls erneuert.
Ohne die Millionen schwere Investition könne der Stadtbahnbetrieb im Tunnel auf Dauer nicht sichergestellt werden. Die computergesteuerten Stellwerke erleichtern es der Ruhrbahn hingegen, den Betrieb auch bei Störungen im Netz aufrechtzuerhalten. Stau im Tunnel soll es in Zukunft nicht mehr geben, zusätzliche Weichen sollen es möglich machen, dass eine Bahn, die aufgrund eines technischen Defektes liegen geblieben ist, von nachfolgenden Zügen umfahren werden kann.
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60 Prozent der Kosten finanzieren Bund und Land, der verbliebene Anteil der Kommunen verteilt sich mit 53 Millionen Euro auf die Stadt Essen und 23,6 Millionen auf die Stadt Mülheim. Essen muss zudem 11,4 Millionen Euro für die Nordstrecke aufbringen, da sich diese im Besitz der Kommune befindet.
Warum dauert die Modernisierung sechs Jahre? Die Stellwerke sollen nach und nach erneuert werden und das unter laufendem Betrieb. Gearbeitet wird deshalb vor allem nachts.
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