Essen. Essen und Mülheim wünschen sich einen Macher an der Spitze ihres gemeinsamen Nahverkehrsunternehmens. Dabei ist ein Geburtsfehler das Problem.

Ein „Manager oder eine Managerin“ soll es bei der Ruhrbahn also richten. Michael Feller trauen die Gesellschafter Essen und Mülheim diese Aufgabe nicht mehr zu. Sie wollen dem Ruhrbahn-Chef einen Vorstandssprecher vor die Nase setzen, der das Steuer herumreißt und die Ruhrbahn in ihrem Sinne auf Kurs bringt. Deutlicher kann man sein Misstrauen gegenüber einer Führungskraft nicht ausdrücken.

Für Michael Feller muss es sich anfühlen wie ein Schlag ins Gesicht. Seit mehr als zehn Jahren führt er die Ruhrbahn. Feller gilt als ausgewiesener Fachmann im öffentlichen Nahverkehr. Nur ein Lautsprecher war er nie. Feller agiert ohne politisches Netz und doppelten Boden. Auch wenn man ihn nicht gleich loswerden will, wird ihm das zum Verhängnis. 2025 läuft sein Vertrag aus. Sollte er freiwillig früher gehen, wäre das unter den gegebenen Umständen keine Überraschung.

Es gibt für Fahrgäste genügend Gründe, um sich über die Ruhrbahn zu beschweren

Unabhängig von Personen: Für Fahrgäste gibt es genügend Gründe, um mit der Ruhrbahn unzufrieden zu sein. Busse fallen aus, weil es an Fahrern mangelt und der Krankenstand zu hoch ist. Rolltreppen stehen über Monate still, Technik ist veraltet, Investitionen lassen teils seit Jahren auf sich warten.

Die anstehenden Aufgaben seien zu groß, um sie einem einzelnen zu überlassen, sagen die Gesellschafter. Dafür nehmen sie in Kauf, dass der Wasserkopf der Ruhrbahn deutlich anschwillt. Das gemeinsame Verkehrsunternehmen darf sich künftig drei hoch bezahlte Vorstandsposten leisten.

Der Oberbürgermeister hatte sich für eine Kooperation mit der Bogestra stark gemacht

Dabei ist es ist nicht lange her, da hieß es, Ruhrbahn und Bogestra könnten sich zwei Vorstände teilen, beide Verkehrsunternehmen sollten enger zusammenrücken. Von einer weitgehenden Kooperation ist keine Rede mehr. Sie durchzusetzen wäre nicht Fellers Aufgabe gewesen, sondern die der Oberbürgermeister. Allen voran Thomas Kufen hatte sich für eine Kooperation der beiden Verkehrsbetriebe starkgemacht.

An der Spitze der Ruhrbahn wünschen sich die Gesellschafter nun einen Macher, der strategischer denkt. Auch ein neuer Geist soll einziehen, heißt es. Zumindest letzteres ist nicht ganz verkehrt, nur gilt das nicht nur für das Unternehmen.

Strategische Entscheidungen in Sachen ÖPNV werden in den Rathäusern gefällt

Zur Erinnerung: Die Ruhrbahn ist aus dem Zusammenschluss der Essener Verkehrs-AG (Evag) und der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) entstanden. Eine echte Fusion war das nie. Beide Städte bestimmen nach wie vor selbst über ihren ÖPNV, einen gemeinsamen Nahverkehrsplan gibt es bis heute nicht.

Strategische Entscheidungen werden nicht in der Ruhrbahn-Zentrale gefällt, sondern in den Rathäusern. So bleibt die Ruhrbahn ein Diener zweier Herren. Die Politik hat es so gewollt. Dieser Geburtsfehler wurde nie behoben. Und das ist das eigentliche Problem.

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