Essen-Karnap. Müll und umgestürzte Zäune sorgen seit Monaten für Kritik in Karnap. Jetzt nennt der Investor einen neuen Termin für den Baustart.

Der Zaun steht wieder. Die Frage ist: Wie lange? Das Baugrundstück in Karnap, an der Ecke Karnaper Straße/Boyer Straße, seit Monaten eingezäunt, ist Dauerthema in der städtischen Mängelmelder-App und in den lokalen Facebookgruppen.

„Es sieht aus wie eine große Müllgrube“, sagt Thorsten Kaiser vom Karnaper Bürgerbündnis. „Die Baustelle von Humanika ist ein großes Problem.“ Eigentlich sollen auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück 50 Wohneinheiten entstehen. Geplant sind Service-Wohnungen für Senioren und weitere Appartements für einen möglichen Generationenmix.

Humanika hat wegen der umgestoßenen Bauzäune Strafanzeige gestellt

Die kleineren Wohnungen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sollen etwa 20 Quadratmeter Wohnfläche ohne Küche bieten, hinzu kommen gemeinsam genutzte Wohn- und Essbereiche. Im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss sind Wohnflächen von 50 bis 60 Quadratmetern vorgesehen. Zudem soll eine Tiefgarage gebaut werden.

Doch das Gelände liegt seit über einem Jahr brach. Müll und Essensreste sammeln sich dort, und die Bauzäune kippen regelmäßig um. Oder werden umgekippt, wie SPD-Ratsherr Michael Schwamborn sagt. „Nachgewiesenermaßen“ sei der Bauzaun mehrmals absichtlich umgestoßen worden. „Der Bauherr hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt.“

Die Polizei bestätigt das: „Derzeit liegt uns eine Strafanzeige zu einer Sachbeschädigung an einem dortigen Bauzaun aus Januar vor“, teilt Sprecher Hendrik Heyer mit. Seit November 2023 habe es zudem drei weitere Einsätze gegeben, bei denen Verkehrsteilnehmer umgefallene Bauzäune an besagtem Grundstück gemeldet hätten. „Die Ermittlungen zu dem Fall laufen. Tatverdächtige konnten bis jetzt noch nicht ermittelt werden.“

Zwei Jahre Wartezeit für die Baugenehmigung in Essen-Karnap

Als die Dortmunder Humanika-Gruppe im Dezember 2022 die Bestandsgebäude abriss, rechnete Geschäftsführer Svetoslav Markov damit, die Baugenehmigung kurzfristig zu erhalten und kalkulierte mit einer Bauzeit von 15 Monaten. Danach hätten die Wohnungen 2024 fertig werden können. Die geplante Investitionssumme belief sich auf 13 Millionen Euro. Schon damals wusste Markov: „Günstiger wird es nicht mehr.“ Auf bessere Bedingungen im Baugewerbe zu warten, kam daher für ihn nicht in Frage.

Doch die Genehmigung ließ auf sich warten: Erst im Dezember 2023, ungefähr zwei Jahre nach Beantragung, gab die Stadt grünes Licht für das Vorhaben.

Baukosten sind gestiegen, energetische Vorgaben wurden verschärft

Michael Schwamborn kritisiert die lange Dauer des Verfahrens. Angesichts der langen Wartezeit und der unterdessen immens gestiegenen Baukosten sei es nicht verwunderlich, dass der Investor noch nicht habe beginnen können.

Stanislav Markov erklärt die Verzögerung damit, dass sich die „Rahmenbedingungen gravierend geändert“ hätten. „Wir mussten das gesamte Projekt neu kalkulieren.“ Vor allem die energetischen Standards seien in der Zeit zwischen Antragstellung und Genehmigung noch einmal deutlich verschärft worden: „Der Energieberater muss jedes einzelne Bauteil neu begutachten und prüfen, auch Kleinigkeiten wie Silikon oder Schrauben“.

Wie stark sich das auf die Dauer der Detailplanung auswirke, habe auch ihn überrascht, so Markov. Doch der Energieberater sei nun „in der finalen Phase“ seiner Prüfung, der Statiker habe parallel mit der Arbeit begonnen, die weiteren Gewerke würden folgen. „Wir hoffen, dass wir in drei Monaten starten können“, sagt Markov.

Investor plant Informationsveranstaltung für Karnaper Bürger

So soll das Gebäude nach seiner Fertigstellung aussehen.
So soll das Gebäude nach seiner Fertigstellung aussehen. © Humanika

In der Zwischenzeit müsse man vor Ort „gemeinsam darauf achten, dass die Zäune nicht wieder umgestoßen werden“ und dass das Grundstück nicht weiter vermüllt werde, sagt Schwamborn. Vandalimus, Vermüllung und die dadurch angezogenen Ratten könne man dem Bauherrn nicht anlasten. Er wolle diesen „nicht in Schutz nehmen“ und verstehe auch die Bürger, die „zu Recht unzufrieden“ seien, sagt Schwamborn. „Die Situation ist für beide Seiten unerträglich.“

Etwa sechs Wochen vor Baubeginn soll laut Markov eine Veranstaltung für die Bürger stattfinden, bei der über die einzelnen Bauphasen und mögliche Lärmbelastung informiert werde. Außerdem sollen Ansprechpartner vor Ort genannt werden.

Der Investor rechnet aktuell damit, dass sein Bauprojekt 1,7 bis 1,8 Millionen Euro teurer werde als ursprünglich kalkuliert, etwa 500 Euro pro Quadratmeter. „Die Finanzierung ist aber gesichert.“ Derzeit überlege man noch, in der Wohnanlage auch öffentlich geförderten Wohnraum anzubieten. Die regulären Mietpreise, die 2022 noch mit zehn Euro, später mit 12 Euro pro Quadratmetern angegeben wurden, sollen sich indes nicht mehr stark verändern: „Final wissen wir es noch nicht, aber wir gehen von 12 bis 13 Euro pro Quadratmeter aus“.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]