Essen-Bredeney. Bürger brachten Kunst, Schmuck und Uhren gleich tütenweise zum Auktionshaus Wettmann in Essen. Dort fanden erstmals Expertentage statt.
Ist das wertvoll oder kann das weg? Wer das Haus der verstorbenen Großeltern ausräumt, Platz auf dem Dachboden schafft oder einen Blick die eigene Schmuckschatulle wirft, stößt dabei gelegentlich auf Dinge, deren Wert er nicht einschätzen kann. Hilfe gab es jetzt im Auktionshaus Wettmann in Essen-Bredeney: Bilder, Schmuck, Uhren, Porzellan, Briefmarken, alte Waffen und Co. konnte man dort von Experten kostenlos begutachten lassen.
Und so war die Filiale an der Bredeneyer Straße, die das Auktionshaus mit Stammsitz in Mülheim 2022 bezogen hat, schon zu Beginn des ersten Aktionstags gut besucht. Im Minutentakt klingelte es an der Eingangstür, Interessierte ohne Termin mussten kürzere Wartezeiten in Kauf nehmen.
In großen Plastiktüten mit Discounter-Aufdruck, Sporttaschen, Trolleys, Kartons und Kisten hatte sie ihre Wertgegenstände mitgebracht. „Rund 50 Termine wurden vorher gebucht, aber es kommen auch viele spontan vorbei“, sagt Firmenchef David Christian Wettmann, der sich gemeinsam mit sieben weiteren Expertinnen und Experten die privaten Schätze ansah.
Und die waren tatsächlich teils sehr wertvoll, wie Filialleiterin Christina Kaben bestätigt. „Es wurde ein sehr interessantes Gemälde mit einem Wert von ca. 100.000 Euro vorgestellt.“ Den Künstler dürfe sie nicht nennen, weil das Rückschlüsse auf den Kunden zulasse und in ihrem Gewerbe Diskretion sehr wichtig sei. Außerdem seien „ein paar sehr tolle, hochpreisige Schmuckstücke im fünfstelligen Bereich“ präsentiert worden.
Essener wollen den Wert ihrer Bilder, Uhren und Kunstgegenstände wissen
Neben Mitarbeitenden seines Teams waren Kolleginnen und Kollegen aus den Auktionshäusern Rauhut & Kruschel aus Mülheim und Hermann Historica aus München dabei. Eine Expertin für Porzellan konnte bei Bedarf online zuschaltet werden.
„Wir veranstalten in Essen zum ersten Mal solche Expertentage, die aber in unserer Branche durchaus zur Marketingstrategie gehören“, sagt Wettmann, der das Unternehmen 2008 in Mülheim gegründet hatte und noch für dieses Jahr die Eröffnung einer weiteren Dependance in Düsseldorf plant.
In Bredeney habe sich das Auktionshaus, das sich auf Online-Auktionen spezialisiert hat und zusätzlich einen Online-Verkaufshop betreibt, inzwischen etabliert. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Standort“, sagt Wettmann. Er versteigert vorwiegend moderne Kunst, Schmuck und Luxusuhren, zum Teil auch alte Kunst und Antiquitäten. Ende Mai werde es drei Auktionen als Kombination aus Saalauktionen und Online-Liveauktionen geben.
Auktionshaus nutzt Expertentage zum Knüpfen von Kontakten
Im Rahmen der Expertentage wolle man auf das Auktionshaus aufmerksam machen, mit Sammlern in Kontakt und vielleicht sogar ins Geschäft kommen. „Manchmal entdeckt man bei der Beratung interessante Stücke und die Leute lassen sie gleich hier, um sie über uns versteigern zu lassen.“
Nicht alles lässt sich in Tüten oder Kartons verpacken: Deshalb gibt es im Anschluss an die Expertentage eine Woche lang Hausbesuche, um Antiquitäten, besonders umfangreiche Sammlungen oder großformatige Kunst direkt bei den Sammlern zu betrachten.
Die meist mit mehreren Tüten bepackten Besucher hatten ihre privaten Kunstschätze sorgfältig verstaut, wickelten sie aus Decken, Handtüchern oder Luftpolsterfolie aus und warteten neugierig bis nervös auf die Einschätzung der Experten. „Als Laie ist man da oft völlig hilflos“, so ein Besucher.
Die Fachleute nahmen sich Zeit, informierten sich über die Herkunft von Bildern oder Schmuck, setzten Licht, Lupe und Maßband ein, kontrollierten mitgebrachte Zertifikate, schauten im Internet nach vergleichbaren Stücken und aktuellen Verkaufswerten, schätzten Reinheit, Verarbeitung, Alter und Erhaltungszustand ein und nannten die Erlösspanne, die zu erwarten sei.
„Die Menschen wollen Auskunft zu afrikanischer oder asiatischer Kunst, zu Rüstungen, historischen Waffen wie Speeren und Schwertern“, erklärt Wettmann, der mindestens 200 Besucher zu den Expertentagen erwartete. „Es kommen Nachbarn hier aus Bredeney, aber auch Sammler aus dem Sauerland, manche reisen direkt mit einem Transporter an.“
Manchmal lagern wertvolle Stücke in der Hochhauswohnung
Die anschließenden Hausbesuche werden den Firmenchef dann bis ins Rheinland führen. Überraschungen seien dabei vorprogrammiert: Nicht immer finde man die wertvollsten Stücke in teuren Villen oder repräsentativen Anwesen. „Auch in der kleinen Altbauwohnung oder im Hochhaus lagern Stücke, die bei Auktionen 100.000 Euro erzielen“, sagt Wettmann, der auch schon mal auf eine Sammlung alter Helme im Highlander-Stil gestoßen ist.
Dass man als Laie den Wert geerbter Stücke nicht einschätzen könne, sei normal. „Die Menschen sollen keine Schwellenangst haben und einfach vorbeikommen, wenn sie Fragen zu ihren Wertsachen haben. Es hilft manchmal schon, wenn wir mit unserer Erfahrung einen Blick darauf werfen“, sagt Kunsthistorikerin Christina Kaben, die das Auktionshaus in Bredeney führt.
Erfahrene Sammler wüssten ihre Stücke meist einzuschätzen. Ansonsten gebe es beide Varianten: die Enttäuschung bei denen, die auf einen höheren Wert gehofft hatten, und die Überraschung bei anderen, die ein sehr wertvolles Stück besitzen, ohne es zu wissen. Es komme beim Kaufwert darauf an, ob es für bestimmte Dinge gerade einen Markt gebe.
„Und am Ende ist es immer auch eine Frage des Geschmacks“, sagt Wettmann. Eine Erfahrung, die auch bei Besuchern des Expertentages anklang. „Die Kinder wollen die Sachen nicht“, war die Enttäuschung nicht zu überhören.
Über den Online-Shop gibt es Kontakt zu jüngeren Kunden
Nicht jeder, der seine Wertgegenstände schätzen lässt, will sie loswerden. Vielen reichte die Expertenmeinung und sie nahmen ihre Grafiken oder Taschenuhren wieder mit. Wer sie zur Versteigerung da lässt, vereinbart einen Mindestbetrag, zu dem sie ersteigert werden können. Bekommt jemand den Zuschlag, erhält das Auktionshaus eine Provision. Findet der Gegenstand keinen Interessenten, kann er wieder abgeholt werden.
Dinge, bei denen sich eine Versteigerung nicht lohne, können im Online-Shop des Unternehmens direkt verkauft werden. „Eine Auktion ergibt nur Sinn bei geringem Angebot und hoher Nachfrage“, so Wettmann. Über den Online-Shop komme man auch mit jüngeren Kunden in Kontakt, die zum Beispiel kurzfristig ein Geschenk suchten.
Kontakt zum Auktionshaus Wettmann unter 0201 857 851 99 oder auf www.wettmann.com .
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