Essen. Sopran trifft Souldiva: Die Essener Sängerin Franziska Dannheim widmet Weltstar Whitney Houston ein besonderes Programm. So lief die Premiere.
Die lockige Löwenmähne - beim Friseur schmerzhaft herbeigezaubert durch eingefügte Extensions. Die Familie - eine Bande von geldgierigen Verwandten mit Drogenproblemen. Der Ehemann - ein leidlich talentierter Rapper- mit Minderwertigkeitsproblemen und hohem Aggressionspotential. Fürwahr, es gibt viele Gründe, einen Schwanengesang auf die Frau mit der wohl größten Stimme der 80er und 90er Jahre anzustimmen: Whitney Houston.
Die Essener Sängerin Franziska Dannheim hat zusammen mit dem Musiker Markus Stollenwerk die wohl beste Motivation gefunden: Die aufrichtige Bewunderung für eine Vollblut-Musikerin, die erfolgreicher war als die fast alle Superstars der vergangenen Jahrzehnte. Und deren von Drogen und Alkohol getriebener Absturz trotzdem so tief war, dass es am Ende kein Halten mehr gab. Der biografische Liederabend „Whitney - ein Schwanengesang“ erzählt davon. Die Premiere feierte das Publikum jetzt zum Auftakt der „Theatino“-Reihe im nahezu ausverkauften Essener Eulenspiegel-Filmtheater.
Hoch auf der Erfolgsleiter und doch nah am Abgrund
Whitney Houston im Kino, das ist zunächst nichts Ungewöhnliches. Auch wer nicht viel von der Soul-Diva weiß, hat doch zumindest diesen Auftritt mitbekommen: 1992 spielt sie an der Seite von Kevin Costner in „Bodyguard“. Stark und gleichsam schutzbedürftig, hoch auf der Erfolgsleiter und doch ganz nah am Abgrund, so zeichnet Franziska Dannheim die Musikikone, deren Todestag sich bald zum 12. Mal jährt.
Ihren geheimnisumwitterte Tod mit nur 48 Jahren, Aufstieg und Fall umreißt die Essener Sängerin in kleinen, persönlichen Skizzen und vertraut dabei vor allem auf die Angaben der langjährigen Vertrauten Robyn Crawford, mit der die Künstlerin auch eine Liebesbeziehung verbunden haben soll. Stoff für die Yellowpress. Doch Dannheim schaut lieber auf die Notenblätter und stellt sich mit Hingabe der Herausforderung, dem Werk dieser weltweit gefeierten Popikone mit der Drei-Oktaven-Stimme noch einmal einen neuen, eigenen Klang zu geben.
So ist „Whitney - ein Schwanengesang“ kein Tribute-Abend mit „Ach-was-waren-wir-damals-noch-jung-Nostalgie“. Auch wenn sich Franziska Dannheim kurz mal zurückbeamt in die Disco der Jugendzeit, wo sie sich mit alpenveilchenfarbenen Haaren und gebrochenem Herzen damals den ersten Liebeskummer von der Seele tanzt. Seither aber ist ihr das klassische Parkett doch näher als der Dancefloor. Und das darf man auch hören an diesem Abend, der die Welthits von „Nippy“, so Houstons Spitzname, in neue Soundgewänder kleidet.
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„How Will I Know“ bekommt da gleich mal ein bisschen südamerikanische Würze, „All at Once“ verspricht Gänsehaut mit glasklaren Tönen bis in die Spitzen. Und mancher Song, den die Houston mit ihrer unvergleichlichen stimmlichen Urgewalt ins Hymnenhafte überführte, klingt in Dannheims Interpretation nun filigraner, durchlässiger und durch die intime Besetzung eben auch weniger mainstreamig als der synthetische Pop der 80er.
„The Greatest Love Of All“ fühlt sich ganz frisch an
Dafür sorgen auch die kleinen, vom Essener Pianist Markus Stollenwerk mit Lust und Raffinesse eingewobenen Klassikmomente. Da bekommt dieser schöne, stolze Schwan Whitney, schon mal ein bisschen musikalische Unterstützung von Tschaikowsky, da darf sich Bachs „Air“ ebenso einschleichen wie das Blumenduett aus Leo Delibes romantischem Opernwerk „Lakmé“.
So finden die geschulte Sopranistin, die das Publikum als Frontfrau der „Oper légère“ kennt und schätzt, und der Weltstar aus dem Gospel-Chor am Ende zu einem besonderen musikalischen Miteinander. Und „The Greatest Love Of All“, sie fühlt sich an diesem Abend wieder ganz frisch an.
Standing Ovations und eine vielversprechende „Theatino“-Fortsetzung am 5. Februar mit „Uwaga!“.
Mehr Programm-Infos: www.filmspiegel-essen.de/Kartenservierungen per E-Mail an info@jelena-ivanovic.com
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