Essen. Eine Ausstellung mit Alltagsgegenständen beleuchtet in der Volkshochschule am Burgplatz das Engagement der Frauen im Ruhrgebiet. Im von Männern dominierten Mythos Ruhrgebiet sei die Rolle der Frau oft vergessen worden, meinen die Macherinnen des 2010-Projekts „Frauen.Ruhr.Geschichte“.

Es sind die Spuren der Arbeit, die sie faszinieren, die diesen gewöhnlichen Bräter für sie besonders machen. Irgendjemand hatte ihn achtlos weggeworfen: Er hatte seinen Dienst getan. Nicht ganz, entschied Künstlerin Irmgard Niederreiter, und schritt zur Wiederverwertung. Nun strecken Eierlöffel gleich leuchtend roter Zungen ihre Köpfe heraus: „Sie stehen für die vielen hungrigen Mäuler, die es zu stopfen galt.“ Der Bräter ist nun ein Kunstwerk, das erste Objekt der Ausstellung „Frauen machen Geschichte“.

Erinnerungsstücke gesucht

Gerda Kaßner ist Gleichstellungsbeauftragte. Foto: Walter Buchholz
Gerda Kaßner ist Gleichstellungsbeauftragte. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool

„Mehr davon“, ruft Irmgard Niederreiter nun mit der Gleichstellungsbeauftragten Gerda Kaßner vom Frauenbündnis den Bürgerinnen zu. Erwünscht sind Erinnerungsstücke ebenso wie Alltagsgegenstände, Sachen, die Mütter ihren Töchtern vererbt haben, ja eben alles, was sie erhellt: die Geschichte der Frauen im Ruhrgebiet.

„Der Mythos Ruhrgebiet wird von Männern dominiert. Zwischen Kohle, Kumpel, Kicken geht die Geschichte der Frauen nur allzu oft verloren — dabei haben auch sie diese Region geprägt“, betont Historikerin Uta Schmidt, Leiterin des Kulturhauptstadtprojekts „Frauen.Ruhr.Geschichte“. „Wir wollen verhindern, dass die Frauen in diesem Jahr erneut vergessen werden.“

Biografien von Revier-Bürgerinnen

So wird neben der Ausstellung ein Internetportal ins Netz gestellt, das sie öffentlich machen soll: Biografien berühmter Revier-Bürgerinnen wie Berta Krupp, aber auch Lebensläufe einfacher Arbeiterfrauen bis hin zu den dunklen Kapiteln, den Frauen im Nationalsozialismus. „Wir wollen nichts beschönigen, keine Heldinnen kreieren“, betont Schmidt, die noch immer auf der Suche nach spannenden Biografien ist, nach Geschichten, die das Leben schrieb. „Wir freuen uns, wenn Frauen mit uns Kontakt aufnehmen“, sagt die Historikerin, die unter Tel. 0231-9866489 bzw. per E-Mail utac.schmidt@frauenruhrgeschichte.de erreichbar ist.

Am 7. März geht die Internetseite http://www.frauenruhrgeschichte.de/ dann ins Netz. Einen Tag später, am 8. März, wird die Ausstellung „Frauen machen Geschichte“ in der Volkshochschule am Burgplatz eröffnet, wo sie bis zum 19. März zu sehen sein wird. Die verborgenen Schätze der Revierfrauen können noch bis Mitte Februar bei der Gleichstellungsstelle, Rathenaustr. 2-4 (Theaterpassage) in Raum 506 abgegeben werden. Sie werden versichert - und am Ende wieder zurückgegeben.