Essen: Erinnerungen an die Flut von 2021 kommen wieder hoch
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Essen-Kettwig. Die Lage an der Ruhr entspannt sich. Im Essener Süden sorgen sich die Menschen dennoch, dass sich die Katastrophe von 2021 wiederholen könnte.
Die Pegelstände der Ruhr im Stadtgebiet sinken weiter – gebannt ist die Hochwassergefahr aber noch lange nicht, weitere Regenfälle sind für die nächsten Tage angekündigt. Die Gefühlslage bleibt also angespannt bei den betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern im Essener Süden, denn allen ist die Flutkatastrophe vom Sommer 2021 noch sehr gut in Erinnerung.
„Wir könnten das alles viel gelassener sehen, wenn das vor zwei Jahren nicht so schlimm gewesen wäre“, sagt Marcel Ernst, Inhaber des Gasthauses Alte Fähre in Kettwig vor der Brücke. Im Keller des Hauses laufen unablässig zwei Pumpen. Die Ruhr selbst sei augenblicklich nicht das Problem, erklärt Ernst, sondern das Grundwasser, das von unten hochdrücke. Sandsäcke sicherten indes noch den Außenbereich ab. So weit wie vor zweieinhalb Jahren sei das Wasser aber gar nicht an das Haus herangekommen. „Und wir hoffen, dass es so bleibt“, sagt Ernst.
Anwohner haben sich zum Schutz selbst Sandsäcke organisiert
„Hochwasser kommt immer wieder vor. Eigentlich leben wir ständig damit. 1995 bei unserem Einzug hier war es genauso“, erinnert sich der Gastronom. Man habe die ersten Gäste über die Hintertür ins Lokal lotsen müssen, damit sie keine nassen Füße bekamen. Aber die Ereignisse von 2021 hätten eben doch ihre Spuren hinterlassen.
„Ich fühle mich aber besser informiert“, berichtet Marcel Ernst. Es gebe engen Kontakt zur Feuerwehr und zur Stadt. „Es hilft außerdem, wenn man einfach mit anderen drüber spricht, was einen bewegt.“
Das hat auch der Kettwiger Ratsherr Daniel Behmenburg (SPD) festgestellt. „Die Sorge um ihr Hab und Gut treibt viele in Kettwig vor der Brücke um.“ Noch einmal solch einen Verlust wie 2021 zu erleben, diese Angst schwebe immer über allem. Nicht wenige hätten sich deshalb schon mit Wasserpumpen und sogar Notstromaggregaten ausgerüstet. Selbstredend seien in den Haushalten auch Sandsäcke zur Hand, die man sich selbst organisiert habe. „Die Leute helfen einander. Das ist eine tolle Nachbarschaft, das merkt man schon“, sagt Daniel Behmenburg über die Bürgerschaft in vor der Brücke.
Hochwasser kommt immer wieder vor. Eigentlich leben wir ständig damit. Wir könnten das alles viel gelassener sehen, wenn das vor zwei Jahren nicht so schlimm gewesen wäre.
Marcel Ernst, Inhaber Gasthaus Alte Fähre
Das bestätigt auch Guntmar Kipphardt, sein Ratskollege von der CDU, der an den Weihnachtstagen mehrfach am Mintarder Weg und am Kettwiger Leinpfad unterwegs war, mit Betroffenen gesprochen und Hilfe angeboten hat. So habe man beispielsweise die Campingwagen an der Werdener Straße wieder rechtzeitig vor den Fluten retten können.
„Die Pegelstände der Ruhr sind zwar gesunken, aber die Nerven liegen bei vielen Menschen blank, weil sie Angst vor einer Situation wie 2021 haben“, so Kipphardts Eindruck. Man sei zwar erfahrener im Umgang mit dem Hochwasser geworden und viele hätten Vorsorge getroffen, aber unterschätzen dürfe man die Naturgewalt nicht. „Die Fließgeschwindigkeit der Ruhr ist enorm.“
Die Hochwasserlage sei kein punktuelles Essener Problem. Man wisse nicht, was an Niederschlägen zwischen Essen und dem Sauerland demnächst noch komme. Kipphardt: „Die Bäche fließen in die Ruhr. Und die Böden sind alle vollgesogen.“
Sperrung der Ruhrtalstraße wegen Unterhöhlung der Fahrbahn
Und die Straßen? In Werden war die Laupendahler Landstraße zwischenzeitlich überflutet; sie ist seit einigen Tagen schon wieder befahrbar. Dafür teilt Straßen.NRW mit, dass die L 242 (Ruhrtalstraße) zwischen Schuirweg und Meisenburgstraße nun voll gesperrt ist. Die Fahrbahn ist hinter dem Landhaus Rutherbach (von Kettwig kommend) unterhöhlt worden. Am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertags war hier die Feuerwehr bereits aktiv gewesen und hatte Wasser abgepumpt. Mögliche Ursachen werden aktuell ermittelt, um den Schaden zu beheben. Hinter dem Landhaus mündet das kleine Flüsschen Schuirbach in die Ruhr.
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