Bergerhausen/Rüttenscheid. Ein besonderes Sitzmöbel haben Auszubildende der Jugendberufshilfe in Bergerhausen hergestellt. Was sie gebaut haben und wer es gekauft hat.

Mit einem besonderen Auftrag konnten sich jetzt zwei Auszubildende der Jugendberufshilfe Essen (JBH) hervortun: Amira Ibrahim und Annalena Jankowski, die derzeit eine vom Job-Center Essen geförderte Ausbildung zu Raumausstatterinnen absolvieren, bezogen zwei Hochlehner-Sessel mit dem originalen Sitzstoff der Schienenfahrzeuge der Ruhrbahn. Die beiden Einzelstücke haben ab sofort einen festen Platz in der Ruhrbahn-Zentrale in der Rüttenscheider Zweigertstraße.

„Bei diesen Hochlehner-Rohlingen handelt es sich um Prüfungsobjekte, die bis Ende 2020 von der Raumausstatter- und Sattlerinnung Essen genutzt worden sind und durch andere, neue Modelle ersetzt wurden“, erklärt Christian Weisenbilder, Ausbilder im Jugendberufshilfe-Gewerk Raumausstattung. Einige der ausrangierten Rohlinge wurden aufgearbeitet und fanden ihren Weg in den JBH-Laden „Ludwigs Shop: Handwerk & Design“ an der Schürmannstraße 7. Dort entdeckte Michael Feller, Geschäftsführer der Ruhrbahn GmbH, die Sessel und hatte gleich die Idee, die formschönen Modelle mit dem stadtbekannten blau und grafisch gemusterten Stoff der Ruhrbahn-Sitze aufzuwerten.

Ausbildung in Essen: Realistische Kundenaufträge sind wichtig

„Wir achten in unserer außerbetrieblichen Ausbildung darauf, dass die Jugendlichen realistische Aufträge von Firmenkunden bearbeiten, damit sie praxisnah die Anforderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt erleben“, sagt Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen. „Natürlich kennen unsere Auszubildenden den ikonischen Ruhrbahn-Stoff und waren sofort begeistert, mit dem Material zu arbeiten.“

Jugendberufshilfe Essen

Die Jugendberufshilfe Essen versteht sich mit ihren Angeboten als begleitender Partner der Jugendlichen auf ihrem Weg zur Verwirklichung des persönlichen Berufszieles – von der ersten Beratung bis zur qualifizierten Ausbildung. Fundierte Bildung soll dem Problem von Jugend-Arbeitslosigkeit entgegenwirken: www.jh-essen.de.

„Ludwigs Shop: Handwerk Design“ ist in der JBH-Zentrale an der Schürmannstraße 7 zu finden. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr. Parkplätze sind vorhanden. Artikel aus den Projekten der Jugendberufshilfe können sowohl hier gekauft als auch online auf www.jh-essen.de/shopbestellt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich per Mail an oder unter 0201 248527829 über alle Produkte zu informieren und eine Bestellung aufzugeben.

Die beiden jungen Frauen gingen also ans Werk. „Die Arbeit an dem Sessel hat viel Spaß gemacht und war sehr anspruchsvoll“, erzählt Annalena Jankowski. „Einerseits wegen der Form des Sessels mit dem hohen Rücken und nur einer Lehne. Außerdem war das der dickste Stoff, mit dem ich je gearbeitet habe. Es sind sogar einige Nadeln abgebrochen. Wir wussten natürlich, was für ein Stoff das ist. Das hat uns besonders motiviert.“

In einem ersten Schritt hatten Ibrahim und Jankowski alle alten Teile aus den Sesseln entfernt. Die Sitzmöbel haben unter anderem einen frischen Federkern und eine neue Polsterung erhalten. Dann kam der Auftrag der Ruhrbahn hinzu: die Sitze mit dem typischen Stoff der Schienenfahrzeuge zu beziehen. Auch Weisenbilder erinnert sich, dass das ausgesprochen strapazierfähige und extrem dicke Material schwer zu verarbeiten war, doch mit vereinten Kräften und ein paar kleinen handwerklichen Kunstgriffen stand der Fertigstellung dann nichts mehr im Wege.

Nach verschiedenen Jobs fühlt sich 24-jährige Essenerin beruflich angekommen

In ihrer Ausbildung arbeiten Jankowski und Ibrahim im Bereich Polsterei, beschäftigen sich mit der Herstellung von Sesseln und Couchen. „Ich liebe die Arbeit mit Stoff“, so Jankowski. „Der Aufbau der Möbel ist fast immer anders, so dass jeder Auftrag individuell ist.“ Bevor sie diese Ausbildung startete, hatte sie verschiedene Jobs, unter anderem in der Küche beim CJD Zehnthof. „Danach habe ich mich bei der Jugendberufshilfe ausprobieren können und wurde nahtlos in die außerbetriebliche Ausbildung im Gewerk Raumausstattung bei der JBH vermittelt.“

Sie habe sich schon früh für das Thema interessiert, erzählt die 24-Jährige. „Meine Tante ist Raumausstatterin. Mich hat diese Arbeit immer fasziniert und schon bei ihr konnte ich ein wenig mithelfen. Das hat mich motiviert, Raumausstattung selbst im Detail zu erlernen.“ Die Ausbildung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Jankowski: „Bei der Jugendberufshilfe sind wir an einem Tag der Woche in der Schule und an den anderen Tagen an der Schürmannstraße 7. Hier bekommen wir auch Unterricht von JBH-Lehrerinnen und -Lehrern.“ Drei Jahre dauert die Ausbildung, im Januar 2024 wird Jankowski ihre Gesellenprüfung ablegen.

Michael Feller (re.), Geschäftsführer der Ruhrbahn GmbH, nahm die JBH-Sessel im Ruhrbahn-Look persönlich von (v.l.n.r.) Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, sowie den Auszubildenden Amira Ibrahim und Annalena Jankowski entgegen.
Michael Feller (re.), Geschäftsführer der Ruhrbahn GmbH, nahm die JBH-Sessel im Ruhrbahn-Look persönlich von (v.l.n.r.) Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, sowie den Auszubildenden Amira Ibrahim und Annalena Jankowski entgegen. © JBH | Müller

Ruhrbahn-Chef lobt Engagement der Auszubildenden aus Bergerhausen

Das Ergebnis dieses Auftrags, da waren sich alle einig, kann sich durchaus sehen lassen: Bunt, frisch gepolstert und im echten Ruhrbahn-Stil standen die Sessel Anfang Dezember für die Auslieferung bereit. Gemeinsam mit ihrem Chef Thomas Wittke brachten die beiden Jugendberufshilfe-Auszubildenden die Sessel jetzt in die Ruhrbahn-Zentrale in der Zweigertstraße. Dort gab es ein persönliches Dankeschön von Ruhrbahn-Geschäftsführer Michael Feller. Wittke wiederum freute sich gleich doppelt: einmal über die gelungene Kooperation der beiden Stadttöchter Jugendberufshilfe und Ruhrbahn. Zum anderen für Ibrahim und Jankowski: „Das war ein großartiger Moment der Wertschätzung für unsere Jugendlichen.“ Und Jankowski fügt hinzu: „Das Ergebnis ist wirklich gut geworden. Wir haben uns riesig gefreut, dass die beiden Sessel so gut ankamen.“