Essen. Die Messe Essen versucht, den Andrang zu bewältigen, doch war rund ums Messegelände die Stau-Lage diesmal extrem. Grund ist eine Doppelbelastung.
Dass die Essen Motor Show für eine angespannte Verkehrslage in Essen sorgt, ist nichts Neues, aber am Samstag (9.12.) war es nach übereinstimmender Meinung vieler einheimischer Verkehrsteilnehmer so krass wie selten. Praktisch alle Straßen rund um die Messe Essen waren schon ab dem frühen Morgen dicht. Das Wort Verkehrschaos wird mitunter inflationär verwendet, aber hier traf es mal zu. „Wir nehmen heute einen besonders hohen Andrang auf die Essen Motor Show wahr“, räumte auch Messe-Sprecher Tom Kraayvanger ein.
Die zwei Samstage der Motor Show sind traditionell geprägt durch eine Doppelbelastung: Der Anreiseverkehr der Messebesucher, die aus ganz Deutschland zumeist mit dem Auto kommen, trifft sich mit dem Einkaufsverkehr der Anwohner und der Rüttenscheid-Besucher, die gerade im Winter ebenfalls oft den Pkw nutzen. Dieser Andrang ist zu viel für die innerstädtischen Straßen, lange Staus und Rückstaus sind die Folge.
Rüttenscheider Straße dient als Zubringer für den Messe-Parkplatz P2
Nicht nur die Alfredstraße und die Norbertstraße waren heillos überlastet, neuerdings gibt es auch Riesenstaus auf der Rüttenscheider Straße in Fahrtrichtung Süden. Der Grund ist die Zufahrt auf den großen Messe-Parkplatz P 2 über die Rü und den Grugaplatz, was neuerdings auch mit großen Schildern quasi offiziell angezeigt wird. Weil die Einfahrt wegen des Ticketziehens an den Schranken seine Zeit dauert, entsteht ein Rückstau, in dem dann auch diejenigen stehen, die gar nicht zur Messe wollen, sondern Einkäufe erledigen oder in ihre Wohnstraßen zurückkehren.
Am Samstag war der Rückstau mehr als einen Kilometer lang und zog sich durch den zentralen Geschäftsbereich der Rü bis zum „Stern“. Dass eine Straße, die offiziell Fahrradstraße ist, gleichzeitig als wichtige Auto-Zufahrt für die Messe-Parkplätze dient, darf man wohl bizarr nennen. Entsprechend sauer reagierten neben den einheimischen Autofahrern auch die derzeit allerdings wenigen Fahrradfahrer, die auf der Rü unterwegs sind.
Chaotische Zustände auch rund um das Polizeipräsidium
Auch in Holsterhausen rund um das Polizeipräsidium und das Haumannhofviertel bildeten sich lange Staus. Anwohner kamen nur mit Mühe und viel Zeitverlust in ihre Wohnstraßen, die bei Publikumsmessen für Messe-Besucher offiziell abgesperrt sind. Häufig machen die Anwohner allerdings die Erfahrung, dass auch dreiste Messe-Besucher problemlos Einlass erhalten, weil die Schrankenwärter in der Regel weder Ausweise noch Kennzeichen kontrollieren. Ein Problem, das auch in Rüttenscheid bekannt ist.
Immer wieder zeigt sich, dass die Messe Essen große Mühe hat, die anreisenden Besucher so auf die relativ vielen Parkplätze und Parkhäuser zu verteilen, dass der Verkehr flüssig bleibt und chaotische Zustände erst gar nicht entstehen. Man versucht es mit Lautsprecherdurchsagen und direkten Ansprachen an den Zufahrtsstraßen, doch an den erwähnten Samstagen stößt das immer wieder an Grenzen. Nach Angaben der Messe war der große Parkplatz P 10 am Flughafen Essen-Mülheim in Betrieb. „Wir versuchen die Motor Show-Besucher, die über die Autobahn A 52 anreisen, auf den P 10 zu lotsen, und so die innerstädtischen Straßen zu entlasten“, sagt Messe-Sprecher Tom Kraayvanger.
Messe: Aktuell sind sämtliche Parkplätze im Nahbereich belegt
Erzwingen könne man das aber nicht, was in der Tat nicht zu übersehen ist. Vielleicht weil ihnen der Shuttle-Bus zu umständlich erscheint, ignorieren viele die Bemühungen und versuchen, näher an der Messe einen Parkplatz zu ergattern - sei es auf einem der oft schon überfüllten Messe-Parkplätze, sei es im allgemeinen Straßenraum. Zeitverlust wird dabei offenbar in Kauf genommen. Man habe in Messe-Nähe am Samstag sogar „zusätzliche externe Stellplätze angemietet“, sagt Kraayvanger.
Dennoch waren aufgrund des hohen Besucherandrangs „aktuell sämtliche Parkplätze im Nahbereich belegt, weshalb es am P2 zu Rückstaus kommt“, räumt Kraayvanger ein. Und anscheinend betrifft der Andrang keineswegs nur den Nahbereich: Selbst auf der Raadter Straße in Haarzopf staute es sich von der evangelischen Kirche bis zum Messe-Parkplatz P10 am Flughafen, der offenbar ebenfalls überfüllt war. Die Polizei musste den Verkehr regeln.
Hinzu kam, dass sich die Besucher nach Messe-Angaben diesmal länger als sonst in den Hallen aufhalten und der Abreiseverkehr nur verzögert einsetzte. Kraayvanger: „Wir sind mit verstärktem Personal im Einsatz, um den Ablauf so reibungslos wie möglich zu gestalten und rechnen damit, dass sich die Situation ab 15 Uhr entspannt.“ So kam es dann auch.
Fazit: Einheimische Autofahrer sind gut beraten, an den Samstagen der Publikumsmessen ihre gewohnten Wege zu überprüfen und die überlasteten Straßen möglichst zu umfahren - oder das Auto ganz stehenzulassen. Am Sonntag (10.12.) lief es dann erwartungsgemäß besser, Staus gab es nur noch wenige, und auch auf der Rü blieb es relativ ruhig.