Essen. Weihnachtsbäume gibt es bei Selbsterzeugern, bei Discountern und beim Bauern zum Selberschlagen. Unterschiede gibt es bei Preis und Qualität.
Inflation und steigende Energiekosten machen auch vor den Weihnachtsbäumen nicht halt. Für Nordmänner, Blaufichten und Nobilis müssen Kunden in diesem Jahr tiefer in die Tasche greifen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise um einen Euro gestiegen, berichtete jüngst der Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger. Aber die Preisspanne ist groß.
Zu den Weihnachtsbaumerzeugern zählt auch Thomas Instenberg. Seine Stammkunden kennen ihn als „Tannen-Thommy vom Baldeneysee“. Denn dort, auf dem Parkplatz des Etuf an der Freiherr-vom-Stein-Straße, hat er seit 25 Jahren zur Weihnachtszeit seinen Stand.
Laufkundschaft gibt es dort keine. Dafür kommen an den Wochenenden vor Weihnachten viele Spaziergänger vorbei, wenn das Wetter denn mitspielt. Darunter seien viele treue Kunden. Die will „Tannen-Thommy“ nicht enttäuschen. „Ich halte meine Preise seit fünf Jahren“, berichtet Thomas Instenberg und schränkt ein: „Ob das auch im nächsten Jahr klappt, weiß ich nicht.“ Denn dann schlägt der Bund bei der Lkw-Maut zu, wodurch auch die Kosten für den Transport seiner Weihnachtsbäume steigen.
Nordmänner sind am Baldeneysee die meistverkauften Weihnachtsbäume
Noch verlangt er für eine Nordmanntanne zwischen 21 und 29 Euro pro Meter. Das entspricht der Preisspanne, die der Bundesverband dafür nennt. „Vor 25 Jahren war die Nordmanntanne der Mercedes unter den Weihnachtsbäumen“, sagt Thomas Instenberg. Heute sei der immergrüne Nordmann der meistverkaufte Christbaum, wie einst auf den Straßen der VW Käfer.
Instenberg zieht seine Bäume im Kreis Olpe im Sauerland groß. Zehn bis zwölf Jahre dauere es, bis eine Tanne auf eine stattliche Größe von etwa 2,20 Meter heranwächst. „Wir sehen zu, dass sie langsam wachsen und sich prächtig entfalten“, sagt der Selbsterzeuger und berichtet von Christbäumen aus Dänemark, die eigens gezüchtet werden, damit sie schneller wachsen. „Nur fehlen dann ein paar Etagen“, erläutert Instenberg. Soll heißen: Das Astwerk ist nicht so dicht.
An seinem Stand verkaufe er nur Bäume erster Wahl, betont „Tannen-Thommy“. Er beliefere aber auch Großabnehmer wie Baumärkte. Die Bäume werden schon Ende Oktober geschlagen, sind also nicht so frisch. Woran erkennt man einen älteren Christbaum? „Sie sind harzig, deshalb ziehen sie kein Wasser mehr.“ Ihre Nadeln verlieren sie früher. Nur merkt man das erst, wenn es zu spät ist.
Pro verkaufte Tanne wird im Sauerland ein Quadratmeter Mischwald aufgeforstet
Baumärkte und Discounter bieten Weihnachtsbäume zu deutlich günstigeren Preisen an. Das liegt an der schieren Masse, die sie den Erzeugern abnehmen. Auch setzten Märkte darauf, dass ihre Kunden sich auch bei Christbaumschmuck und Tannenbaumständern bedienen. Bei Hellweg an der Frankenstraße in Rellinghausen beispielsweise kostet die Nordmanntanne, 90 bis 120 Zentimeter groß, 18,99 Euro. Wer höher hinaus will, legt für einen zwei Meter großen Nordmann 42,99 Euro hin. Und wer daheim sehr hohe Decken hat und Platz für eine 2,90 Meter große Tanne bekommt die für 79,99 Euro.
Preislich höchst interessant ist das Angebot von Aldi Nord. Der Essener Discount-Riese bietet den 175 bis 200 Zentimeter großen Nordmann in seinen Essener Filialen seit dem 7. Dezember für 19,99 Euro an. Aldi spricht von „Klima-Nordmännern“, weil pro verkaufter Tanne ein Quadratmeter Mischwald gepflanzt werde, der mindestens hundert Jahre nicht gefällt werden dürfe. Aufgeforstet würden vorrangig Flächen im Sauerland, die vom Borkenkäfer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das Aufforstungsprogramm geht ins dritte Jahr. Zum Vergleich: Aldi Süd verkauft die Nordmanntanne (150 bis 175 cm) für 14,99 Euro.
Weihnachtsbäume kann man in Essen in diesen Tagen beinahe an jeder Straßenecke kaufen. Aber selber schlagen? Auch das geht sogar in der Großstadt, allerdings nur dort, wo Essen ländlich ist: nahe Kettwig beispielsweise, auf dem Hof Kammesheidt. „Wir bieten Weihnachtsbäume zum Selberschlagen schon seit fast 20 Jahren an“, sagt Inhaber Cord Kammesheidt (32). Gerade für Familien mit Kindern sei dies ein Hightlight in der Adventszeit.
Tannen wachsen an der Kamisheide in Essen auf gut drei Hektar Land
Nordmanntannen, Blau- und Rotfichten wachsen an der Kamisheide auf gut drei Hektar Land. Zukäufe aus dem Sauerland, dem Bergischen Land und der Region Osnabrück runden das Weihnachtsbaum-Sortiment ab.
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Wer mit Säge, Kniekissen und Schubkarre ausgestattet in die Schonung stiefelt und den Baum selbst schlägt, zahlt für den Nordmann 22 Euro pro Meter. Die bereits geschlagene Nordmann-Tanne kostet 25 Euro je Meter. Günstiger sind die Blaufichten, die 20 Euro pro Meter kosten, egal ob selbst geschlagen oder nicht. Der Meterpreis für die Rotfichte liegt mit 18 Euro noch darunter. Der Trend gehe in letzter Zeit wieder mehr in Richtung Blau- und Rotfichte, heißt es an der Kamisheide.
Weil der Andrang an den Wochenenden ziemlich groß sei und Verkehrsprobleme möglich sind, bittet Cord Kammesheidt die Kundschaft darum, nach Möglichkeit unter der Woche vorbeizuschauen. Reservierungen seien allerdings nicht möglich und auch in der Dunkelheit könnten keine Bäume geschlagen werden.
Bis zum dritten Advent, so schätzt Cord Kammesheidt, dürften gut tausend Weihnachtsbäume verkauft werden. Kurzentschlossene können sich darauf freuen, dass nach dem dritten Advent (17. Dezember) zusätzlich eine kleine Schonung zum Selberschlagen geöffnet werde.
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