Essen-Kupferdreh. In Essen-Kupferdreh fehlt eine weiterführende Schule. Das finden nicht nur Politiker. Sie machen jetzt einen neuen Vorschlag.
Der Wandel in Kupferdreh ist an vielen Stellen sichtbar: ob neuer Wohnraum, Marktplatz, Busbahnhof oder zuletzt der freigelegte Deilbach. Nun wird die Forderung nach einer neuen Schule laut – ein Gymnasium wird für den Stadtteil gefordert.
Im Kupferdreher Gewerbegebiet Prinz-Friedrich-Straße, wo noch vor drei Jahrzehnten Industriearbeit dominierte, etablierten sich stadtplanerische Kernpunkte wie Wohnen, Arbeiten, Studieren, Freizeitgestaltung und Naherholung. In den zurückliegenden fünf Jahren musste das Vorhaben „Seeviertel“ allerdings einige Rückschläge hinnehmen. Hier spielten die Corona-Pandemie, die aktuelle geopolitische Entwicklungen und Preissteigerungen im Wohnungsbau eine nicht unwesentliche Rolle.
Stadt Essen sucht dringlichst nach Arealen für neue Schulbauten
Nun aber möchten die örtlichen Christdemokraten das „stadtplanerische Filetstück“ zwischen Kupferdreher Markt und Baldeneysee zukunftsorientiert weiterentwickeln. Dazu solle ein im Stadtbezirk dringend benötigtes Gymnasium gehören. CDU-Ratsherr Dirk Kalweit sieht aktuell wieder Planungs- und Handlungsmöglichkeiten: „Die wir schnell, grundlegend und nachhaltig nutzen wollen.“ Er bringt eine bildungspolitische Variante ins Spiel: „Die Stadt Essen sucht dringlichst nach Arealen für neue Schulbauten. Wir haben diese Flächen und sehen im bisherigen Gewerbegebiet Möglichkeiten für ein Schulgebäude.“
- Die Christdemokraten fordern ein Gymnasium für den Stadtteil Kupferdreh
- Zuletzt war in Kupferdreh die Grundschulsituation im Gespräch, die mit der Reaktivierung in Dilldorf besser werden soll
- Viele wünschen sich in Kupferdreh statt eines Gymnasiums eine Gesamtschule
Kalweit würde in diesem Zusammenhang ein Gymnasium bevorzugen: „Uns wird in der Analyse gesagt, dass es Bedarf gibt auf der Ruhrhalbinsel für eine weiterführende Schule.“ Wenn er aber den Essener Süden betrachte, sehe er gleich fünf Gymnasien im Stadtbezirk 9, aber nur ein einziges im Bezirk 8, nämlich das in Überruhr: „Dort habe ich damals mein Abitur gemacht.“ Würde es also ein Gymnasium in Kupferdreh geben, würden auch Stadtteile wie Heisingen, Burgaltendorf und Byfang profitieren.
Großes Einzugsgebiet für ein Gymnasium in Kupferdreh, bis hin nach Hattingen-Niederwenigern
Allein in Kupferdreh wohnen aktuell knapp 11.500 Menschen, davon ist etwa jeder Sechste unter 18 Jahren. Im Sommer 2022 wechselten 103 Kupferdreher Grundschüler auf eine weiterführende Schule, davon gingen 65 auf ein Gymnasium. Dirk Kalweit zählt auf: „Die meisten gehen nach Überruhr, aber ich kenne viele Schüler, die täglich nach Bredeney fahren, nach Werden oder gar nach Langenberg.“ Er sehe ein großes Einzugsgebiet für ein Gymnasium in Kupferdreh, bis hin nach Hattingen-Niederwenigern.
Kalweit bringt es auf den Punkt: „Die Voraussetzungen im Stadtteil für ein neues Gymnasium könnten nicht besser sein. Die strategische Lage ist hervorragend.“ Mit dem aufgeständerten S-Bahnhof, dem neuen Bus-Bahnhof und dem guten Anschluss ans Radverkehrsnetz biete dieses Areal schon jetzt optimale Voraussetzungen für eine neue schulische Bildungslandschaft. Und es sei durch die Hochschule der bildenden Künste und das Steinbeis Institut Public-Health and Healthcare NRW bereits ein etablierter Bildungs-Standort: „Da passt ein Gymnasium bestens hin.“
Christian Sieg ist Vorsitzender der Kupferdreher SPD und findet den Standort ebenfalls ideal für eine weiterführende Schule: „Wir haben ein sehr großes Einzugsgebiet, verkehrstechnisch ist das Gebiet bestens erschlossen, Sporthalle und Schwimmbad sind fußläufig erreichbar. Das ist ein guter Standort für eine weiterführende Schule.“ Die Schullandschaft im Essener Süden sei jedoch sehr eindimensional aufgestellt mit ausschließlich Gymnasien: „Es gib diese Schulform in Überruhr, in Werden, es gibt eine gute Fahrverbindung zu Gymnasien in der Innenstadt. Was wir aber dringend benötigen im Essener Süden, ist eine funktionierende Gesamtschule. Die gibt es hier bisher nicht, aber nicht alle Schüler gehen aufs Gymnasium. Also wäre aus meiner Sicht eine Gesamtschule in Kupferdreh das Mittel der Wahl.“
Viele diskutieren das Essener Thema auf Facebook
In den sozialen Medien ist längst eine Diskussion darüber entbrannt, das Thema beschäftigt. „Es gibt viele Gymnasien in unserer Nähe. Es fehlt definitiv eine Gesamtschule oder eine Sekundarschule“, lautet ein Kommentar auf Facebook in der Gruppe „Kupferdreh - Meine Heimat“. Dem pflichten einige bei: „Wie wäre es mal mit einer Gesamtschule, im Sinne der Chancengleichheit? Vielleicht sogar eine, die Kinder mit Beeinträchtigungen unterrichtet?“
Die meisten Anmeldungen gebe es doch nun einmal an den Gymnasien, kontert eine Nutzerin: „Und im Essener Süden ist das noch deutlich ausgeprägter. Man wird sich daher sicher auch an den Anmeldezahlen orientieren.“
Für Schulstandort spricht die sehr gute eingebundene Lage mitten im Stadtteil Kupferdreh
In dieser ganzen Debatte schließt sich Bezirksbürgermeister Wilhelm Kohlmann den Argumenten von Kalweit an und pflichtet bei: „Für diesen Schulstandort spricht die sehr gute eingebundene Lage mitten im Stadtteil Kupferdreh sowie im Naherholungsgebiet Baldeneysee mit all den daraus resultierenden Möglichkeiten und Potenzialen.“
Sven Martin Köhler ist Sprecher der CDU im Ratsausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen: „Die Bedarfe für eine weiterführende Schule auf der Ruhrhalbinsel, insbesondere für ein Gymnasium, sind klar dokumentiert. Der Standort in Kupferdreh bietet planerisch sehr gute Voraussetzungen.“ Dies wolle man zeitnah planerisch auf den Weg bringen und dann auch politisch umsetzen. Auf Facebook indes heißt es mit Augenzwinkern mit Blick auf die Erweiterung der Grundschulen im Stadtteil: „Vielleicht erst einmal nach ,gefühlten 10 Jahren‘ Umbau die Dilldorf Schule eröffnen.“
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