Essen. Falsche Wasserwerker klauen einer Seniorin (87) Schmuckstücke, an dem Erinnerungen hängen. Die Essenerin erzählt, wie sie unter der Tat leidet.

Zwei Trickdieben ist eine 87-jährige Essenerin zum Opfer gefallen. Die beiden Männer hätten eines Abends an der Tür zu ihrer Seniorenwohnung in Altendorf gestanden, berichtet sie: „Sie kamen im Blaumann und sagten, dass sie von den Wasserwerken seien.“ Bei dem Besuch habe sie sich zunächst rein gar nichts gedacht – bis sie am nächsten Morgen feststellte, dass sie ausgeraubt worden war. Jetzt will sie von der Masche der Täter berichten und andere davor warnen.

„Die Männer sagten, dass es im Haus einen Wasserschaden gegeben habe und sie in meiner Wohnung schauen müssten, ob Wasser durch die Decke kommt“, erinnert sich die Seniorin. Einer der Männer sei im Hausflur stehen geblieben, den anderen haben sie durch die Wohnung geführt – er habe sie sogar noch gebeten, an seiner Seite zu bleiben, weil er Räume grundsätzlich nicht ohne Begleitung der Eigentümer kontrollieren dürfe.

Trickdiebe stehlen auch den Trauring der 87-jährigen Essenerin

Was die Seniorin nicht mitbekam: Währenddessen betrat auch der zweite Mann die Wohnung, er durchsuchte unter anderem den Kleiderschrank nach Wertgegenständen. Noch bevor sein Komplize mit der Bewohnerin wieder an der Wohnungstür erschien, stand der zweite Mann schon wieder dort und vermittelte den Eindruck, als habe er sich nicht vom Fleck bewegt. Für die nichts ahnende Seniorin folgten ihr übliches Abendprogramm und zunächst noch eine ruhige Nacht. „Erst am nächsten Morgen habe ich gesehen, dass die Wäsche durchgewühlt war“, sagt sie. Die 87-Jährige griff zum Telefon und informierte die Polizei. Die bestätigt, dass eine Anzeige vorliegt, einen Ermittlungserfolg gibt es bislang nicht.

Viel Hoffnung hat die Seniorin nicht, dass sie die gestohlenen Gegenstände noch einmal wiedersehen wird. Sie vermisst eine Reihe von Schmuckstücken, die vor allem auch einen emotionalen Wert haben: darunter ist ihr Trauring. „Man hängt einfach daran, der Ring gehört zum Leben“, sagt die Essenerin, deren Mann bereits vor einigen Jahren verstorben ist. „Die Schmuckschatulle stand auf der Kommode, wer denkt auch daran, dass so etwas passieren könnte, ich bin fix und fertig.“ Sie besitze vor allem Modeschmuck, aber neben dem Trauring zwei weitere wertvollere Stücke, die sie von ihrer Schwiegermutter und ihrer eigenen Mutter geerbt habe. Auch dieser Schmuck ist weg.

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Im Kleiderschrank habe sie damals auch die PIN zu ihrer Girokarte aufbewahrt – auf das Konto hätten die Täter zum Glück aber nicht zugegriffen, es konnte am folgenden Morgen gesperrt werden. Die Seniorin kann immer noch nicht glauben, dass sie auf den Trick hereingefallen ist. „Ich bin eigentlich schon vorsichtig und habe nie viel Bargeld im Haus“, sagt sie. Im Nachhinein mache sie sich Vorwürfe, dass sie nicht misstrauisch geworden sei, denn eigentlich würde bei einem Schaden im Haus die ihr bekannte Hausleitung vorbeikommen.

Essener Polizei warnt vor dem Trick der falschen Wasserwerker

Die Tat lässt die 87-Jährige nicht los. „Es ist schon Wochen her und ich kann nachts immer noch nicht schlafen“, sagt sie. „Ich liege wach und denke: Was hast du nur gemacht, Gott sei Dank ist nichts Schlimmeres passiert.“ Sie schließe nun jeden Abend die Wohnungstür von innen ab, aber so, dass sich Hausleitung und Pflegedienst im Notfall noch mit ihren Schlüsseln Zutritt verschaffen können.

Die Altendorferin ist längst nicht die einzige Betroffene in Essen: Vor dem „Wasserwerker-Trick“ warnt die Essener Polizei ausdrücklich, gerade erst ist eine 84-Jährige in Leithe ihm ebenfalls zum Opfer gefallen. Bei ihr erbeuteten die Täter ebenfalls Schmuck und zudem eine vierstellige Bargeldsumme.

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