Essen-Bredeney. Seniorennetzwerk gründet sich in Essen-Bredeney. Warum Kontakte und Freizeitangebote im Stadtteil gerade für ältere Menschen so wichtig sind.

  • In Essen-Bredeney hat sich ein Seniorennetzwerk gegründet.
  • Das Interesse unter den älteren Bürgern ist groß, rund 130 Teilnehmer waren dabei.
  • Ähnliche Netzwerke gibt es in elf Essener Stadtteilen.

Gespannte Erwartung in der altehrwürdigen Aula der Goetheschule in Essen-Bredeney: Über 130 Seniorinnen und Senioren kurz vor dem oder bereits im Ruhestand sind zur Gründung eines Seniorennetzwerkes erschienen. Das steckt hinter der Idee.

Die Motivation wohl vieler Teilnehmer wird auf den Punkt gebracht von einem, der kürzlich in Rente ging: „Ich möchte meine Zeit nicht zu Hause verklüngeln.“ Die Zahlen sprechen für sich. Gut 3000 der insgesamt 11.000 Bewohner des Stadtteils sind im Rentenalter, Tendenz deutlich steigend. Doch Ausgeh- und Begegnungsmöglichkeiten sind rar gesät in Bredeney. Schulleiterin Nicola Haas von der Goetheschule schlägt vor, häufiger ins Gymnasium zu kommen, zum Beispiel zu Konzerten: „Ich möchte Sie herzlich einladen, sich mit unserer Schule zu vernetzen.“

Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt: „Wir alle freuen uns doch auf eine Zeit, die nicht mehr fremdbestimmt ist. Kaum ein Lebensabschnitt ist so sehr mit Hoffnungen und Erwartungen überladen. Endlich Zeit haben. Da sind wir mit den Seniorennetzwerken auf einem guten Wege.“ Wie gestaltet man frei von Zwängen einen wohltuenden Ruhestand? Wie kann man neu durchstarten, wenn doch bisher die eigenen Interessen stets hintenan gestellt wurden? Wohl dem, der noch einen Partner hat. Doch viele Senioren gehen allein durchs Leben.

Essener Senioren wünschen sich vielfältige Freizeitaktivitäten

Dazu kommen finanzielle Aspekte. Ein Teilnehmer gibt zu: „Ich habe jetzt mehr Zeit, aber auch deutlich weniger Geld.“ Überhaupt sei vieles sei auf der Strecke geblieben im Arbeitsleben. Mit dem Eintritt in die Rente gehe der berufliche Status verloren, Krankheiten kämen. Oft seien Freundschaften auf der Strecke geblieben, auch durch berufsbedingte Umzüge, private Kontakte würden abbrechen. Genau da setzen die Seniorennetzwerke an, die auf lokaler Ebene Menschen im Alter zusammenbringen.

In Essen sind diese Netzwerke eine Erfolgsgeschichte. Bisher wurden sie in elf Stadtteilen ins Leben gerufen. Ab sofort können auch in Bredeney Ältere im Kreise Gleichgesinnter sich und ihre Aktivitäten selbst organisieren in freien Gruppen, zunächst unterstützt vom in Werden beheimateten Zentrum 60 plus, das die Stadt mit dem Deutschen Roten Kreuz betreibt.

Ute Schünemann-Flake vom Verein „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ erläuterte die Hintergründe des Projekts.
Ute Schünemann-Flake vom Verein „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ erläuterte die Hintergründe des Projekts. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ute Schünemann-Flake vom das Projekt begleitenden Verein „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ (Zwar) freut sich über die allgemeine Aufbruchstimmung: „Es geht darum, Menschen zusammenzubringen. Und zwar im Stadtteil. Viele möchten sich nicht mehr ins Auto setzen, sondern hier in Bredeney etwas machen.“

Selbstorganisation und Selbstbestimmung würden in den Vordergrund gestellt, es gebe keinen Verein, keine Vorsitzenden, keine Mitgliedsbeiträge. Immer wieder werde ihr die Frage gestellt, ob das denn funktionieren könne ohne feste Strukturen: „Wir heben seit 1986 solche Netzwerke. Es klappt.“ Natürlich hätten sich in all den Jahren die Antworten stark verändert auf die Frage: „Wie möchte ich älter werden?“

Ausflüge, Wanderungen und Kinobesuche stehen auf der Wunschliste

In vier Kleingruppen wird gesammelt, was das Netzwerk anbieten soll. Die Wünsche sind vielfältig: anspruchsvolleres Wandern, aber auch gemütliches Spazierengehen, kurze Ausflüge, aber auch Städtereisen. Fremdsprachen erlernen oder in Konversationsrunden wieder aufpolieren, die digitalen Fähigkeiten verbessern, um in der heutigen Welt überhaupt noch mithalten zu können.

Über politische Fragen soll diskutiert werden, gemeinsam gekocht und vor allem auch gegessen werden. Konzert-, Theater-, Kino-Besuche werden gewünscht, aber auch der Austausch über das Erlebte, Vorträge, Rückengymnastik, Trauerbewältigung. Fahrradfahren, Boulespielen und vieles mehr. Ute Schünemann-Flake: „Netzwerke fallen nicht vom Himmel. Die müssen gebildet werden. Es gibt einen Blumenstrauß an Themen. Da ist viel Lebendigkeit drin. Ich freue mich drauf.“

Basistreffen finden künftig am Heierbusch in der Emmaus-Gemeinde statt

Die Treffen des Seniorennetzwerks Bredeney werden zweimal im Monat stattfinden. Die nächsten Termine sind am 23. November und am 7. Dezember, jeweils donnerstags von 18 bis 20 Uhr. Dass das flexible System der Seniorennetzwerke ständig im Wandel ist, zeigt ein Ortswechsel. Die Basisgruppen treffen sich, anders als vorher verkündet, zukünftig am Standort „Am Heierbusch“ der Evangelischen Emmaus-Gemeinde an der Meisenburgstraße 80-82. Die Bushaltestelle „Bredeneyer Friedhof“ der Linien 169 und 194 liegt nur 200 Meter entfernt. Das für den Bezirk 9 zuständige Zentrum 60 plus Heckstraße kann unter 0201 8474270 oder kontaktiert werden.

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