Essen-Borbeck. Das Bundesverdienstkreuz am Bande hat jetzt die Essener CDU-Politikerin Susanne Asche verliehen bekommen. Wofür und was sie selbst dazu sagt.

Oberbürgermeister Thomas Kufen übergab jetzt das Verdienstkreuz am Bande an Susanne Asche für ihr jahrzehntelanges Engagement im kommunalen und kulturellen Bereich. „Es ist beeindruckend, mit welcher Tatkraft Sie sich in und für Ihren Heimatstadtteil Borbeck einsetzen und eingesetzt haben und wie sehr Sie sich für den Zusammenhalt sowie die Kulturarbeit im Stadtteil und darüber hinaus stark machen“, so das Essener Stadtoberhaupt. „Im Namen der Stadt Essen spreche ich Ihnen meinen herzlichen Dank aus.“ Wir haben mit der ehemaligen Ratsfrau über ihren Stadtteil, ihr Engagement und zukünftige Aufgaben gesprochen.

Frau Asche, was bedeutet das Verdienstkreuz für Sie persönlich?

Ich habe mich sehr über die Auszeichnung gefreut. Ehrenamtliche Tätigkeiten, die ja der Hintergrund für die Auszeichnung sind, übernimmt man nicht selbstlos. Ich suche immer die Gemeinschaft, und ich brauche Gemeinschaft. Gemeinsames Tun bereichert mich und macht mich froh. Das Verdienstkreuz ist auch eine Auszeichnung für alle, die mit mir gemeinsam an den Aufgaben im Ehrenamt arbeiten.

Sie sind gebürtige Bochumerin. Wie sind Sie nach Essen gekommen?

Ich bin von Beruf Lehrerin, später Sonderschullehrerin. Nach der Lehramtsanwärterzeit habe ich mich hier in Essen beworben und war zu Anfang meiner Dienstzeit bei der Gründung der Gesamtschule Bockmühle dabei. Später bin ich dann in den Förderschuldienst gegangen, war die ganze Berufszeit über bis 2013 in Altendorf tätig. Wir sind 1971 nach Borbeck gezogen und immer dort wohnhaft geblieben.

Oberbürgermeister Thomas Kufen übergab Susanne Asche das Verdienstkreuz am Bande.
Oberbürgermeister Thomas Kufen übergab Susanne Asche das Verdienstkreuz am Bande. © Stadt Essen | Moritz Leick

Sie sind in zahlreichen Vereinen tätig: Bürgerverein Borbeck, „Borbeck ist sauber“, Schloss Borbeck. Woher kommt das Interesse für solche Initiativen?

Ich bin Mutter von drei Kindern und war immer voll berufstätig. Mit den ehrenamtlichen Aufgaben habe ich angefangen, als die Kinder, wie man so schön sagt, aus dem Gröbsten raus waren. Das war Anfang der 90er-Jahre. Ich war im CDU-Ortsverband Borbeck, kam – für mich überraschend – 1994 in die Bezirksvertretung 4 und wurde Fraktionssprecherin. Darüber bekam ich Kontakt zum Bürger- und Verkehrsverein und habe mich zum Beispiel um Schloss Borbeck und die Dubois-Arena gekümmert.

1999 sind sie dann in den Rat der Stadt Essen eingezogen und kulturpolitische Sprecherin geworden.

Und so kam eben die Kultur hinzu, ein Bereich, in dem ich bis heute einige ehrenamtliche Aufgaben wahrnehme, beispielsweise als Vorsitzende vom Förderverein der Volkshochschule. Ich war bis 2014 im Rat und bin noch immer sachkundige Bürgerin im Kulturausschuss. Über meinen Beruf als Sonderschullehrerin kamen die Kontakte zur Jugendarbeit der Stadt, zu den freien Trägern der Jugendhilfe und Jugendberufshilfe. Später wurde ich Ehrenamtliche im Vorstand der Familien- und Krankenpflege e.V. und habe ja neuerdings die Aufgabe als Vorsitzende des Seniorenrats Essen. So habe ich jetzt ein weiteres Tätigkeitsfeld speziell für Menschen über 60.

Immer weniger Menschen entscheiden sich für das Ehrenamt. Was ist Ihre Motivation?

Ich habe Zeit meines Lebens ganz viel Glück gehabt – in der Familie, in meinem Umfeld, im Beruf. Und ich finde es wichtig, dass man den Zusammenhalt, im Großen und im Kleinen, pflegt und dass man alles dafür tut, was man selbst einbringen kann, um Spaltungen entgegenzuwirken. Wir leben in einer Welt der Krisen. Bürgersinn ist heute fast ein altmodisches Wort, aber ich glaube, es ist immer noch inhaltlich tragfähig. Wir wollen Mitverantwortung fördern. Das trifft auf viele Leute zu, mit denen ich zusammenarbeite.

Kommen wir mal nach Borbeck. Sie sind Erste Vorsitzende im Bürgerverein. Ist es schwierig, Nachwuchs für solche Vereine und für ehrenamtliche Tätigkeiten zu finden?

Leider ist das so. Das Gros der Mitglieder gehört der älteren Generation an. Aber wir haben die glückliche Situation, dass wir im vergangenen Jahr bei der Wahl zum Vorstand und Beirat eine deutliche Verjüngung erlebt haben. Da sind wir jetzt ganz gut aufgestellt. Was die Mitglieder angeht, würde ich mir wünschen, dass noch mehr junge Leute zu uns stoßen und erkennen, dass man in so einem Verein eine Menge toller Sachen machen kann. Man muss ja gar nicht täglich dafür arbeiten: Wir haben Veranstaltungen, wo man sich einbringen und eigene Ideen entwickeln kann.

Borbeck ist für die die gebürtige Bochumerin ihr Heimatstadtteil - ein privates Foto aus dem Jahr 2017.
Borbeck ist für die die gebürtige Bochumerin ihr Heimatstadtteil - ein privates Foto aus dem Jahr 2017. © privat

Was steht im Bürgerverein in diesem Jahr noch an?

Im Moment kümmern wir uns sehr um die Entwicklung von Schloss Borbeck. Nicht, weil wir da Konflikte sehen. Wir wollen uns einbringen, damit sich dieses wichtige Wahrzeichen für Borbeck positiv entwickelt. Zudem versuchen wir, durch kleine Veranstaltungen etwas Gemeinschaftsförderndes zu tun und so das Mittelzentrum Borbeck zu beleben. Borbeck hat einen nichtkommerziellen Weihnachtsmarkttag, der am 3. Dezember zum 27. Mal stattfindet. Da kommen alle Borbecker Vereine und soziale Einrichtungen zusammen, und auch der Bürgerverein ist mit einem Stand daran beteiligt. Ich bin gerade mit den Schulen und einer Kita in Kontakt, weil ich in der Adventszeit gerne ein paar kleine Adventssingen mit Kindern gestalten möchte. An den Markttagen könnte ein Kinderchor oder eine Schulklasse auftreten und Adventslieder singen. Da sind wir aber noch in den Anfängen.

Was ist für Sie in Borbeck im Moment die größte Baustelle?

Borbeck ist mit den Problemen gebeutelt, die auch andere Mittelzentren haben. Unser Bürgerverein bezieht sich auf Borbeck-Mitte, da haben wir mit der Entwicklung des Mittelzentrums immer einiges zu tun. Wir kümmern uns um die Infrastruktur und kennen die Probleme des Einzelhandels. Wir wollen in Borbeck einige Dinge, die sich in der Infrastruktur verändern werden, vernünftig und lebenswert gestalten. Es müssen genügend Gemeinschaftsräume entstehen. Und dann gibt es noch das Krankenhaus: Wir konnten zum Glück das Philippusstift erhalten. Da stehen ein Neubau und ein Teilumbau an. Das sind Fragen, die gerade eine Rolle spielen.

Wenn Sie zurückblicken auf Ihr ehrenamtliches Engagement – was war für Sie das bewegendste Projekt?

Das ist eine schwierige Frage. Mich bewegt eigentlich immer alles, was gerade aktuell ist. Bewegend ist, wenn wir viele Menschen erreichen, mit ihnen ins Gespräch kommen und Dinge wirklich positiv beeinflussen. Bewegend war für mich der Abschluss des zweiten Bauabschnitts von Schloss Borbeck 2004. Genauso bewegend ist für mich aber jedes Mal, wenn wir hier beim Weihnachtsmarkttag alle zusammen sind.

Sie werden demnächst 75. Denkt man da schon mal ans Aufhören?

Politik ist ein bürgerschaftlicher Auftrag, ist ein Ehrenamt. Alle, die in der Kommunalpolitik tätig sind, kümmern sich um die Menschen, die hier leben. Wir wollen ein gutes Zusammenleben erreichen. Und das will man im Ehrenamt auch. Der zweite Punkt ist: Ich denke, wir haben das Glück, in einer demokratischen Gesellschaft zu leben. Die hat aber auch den Auftrag, dass man Eigenverantwortung und Mitverantwortung übernimmt, dass man solidarisch ist, sich einsetzt für die Menschen, die Unterstützung brauchen. Das fängt in der Familie an, geht ins Ehrenamt, in den Beruf und in die Politik. Wenn man älter wird, muss man natürlich immer gucken: Ist das noch richtig? Passt das zu dir, was du da an Aufgaben übernimmst? Ich denke, es ist ein Glück, wenn man gesund ist. Und das bin ich Gott sei Dank. Wenn man gesund ist und merkt, dass man noch etwas einbringen und Teil von etwas sein kann, dann sollte man das auch tun.