Essen-Bochold. Es gibt wieder einen Pizza-Automaten in Essen. Auf einem Parkplatz wird Kunden Pizza innerhalb von vier Minuten versprochen - rund um die Uhr.

Der Essener Pizza-Automat steht auf einem Asphalt-Platz direkt neben einer SB-Waschanlage. Er sieht aus wie ein riesiger Kleiderschrank und verspricht per Aufschrift eine Pizza innerhalb von vier Minuten. Ein Vater teilt sich gerade – wie ich später merken werde – die letzte Margherita mit seinem Sohn. Er hat sie auf seinem frisch gewaschenen Autodach abgelegt. Einen Tisch oder Sitzmöglichkeiten gibt es hier auf dem Platz neben der Bottroper Straße nicht.

Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, der Touch-Screen verspricht, dass ich meine Bestellung sofort aufgeben kann. Sieben Pizzen stehen zur Auswahl, alle pauschal in XL, was auch immer das genau heißt. Laut Display ist die „Speziale grande“ ausverkauft, ich wähle also Margherita – gerne heiß. Der Automat würde tatsächlich auch eine kalte Pizza ausspucken, die man sich im Anschluss zu Hause aufwärmen kann. Kostenpunkt: 8,90 Euro oder 40 Cent weniger für die kalte. Ganz schön teuer im Vergleich zu der beim Pizzamann meines Vertrauens. Dort kostet die große Margherita 6,50 Euro, allerdings ist dort nachts geschlossen.

Pizza-Automat zeigt Margherita mit Oliven

An sieben Tagen in der Woche spuckt der Essener Pizza-Automat rund um die Uhr eine Mahlzeit aus.
An sieben Tagen in der Woche spuckt der Essener Pizza-Automat rund um die Uhr eine Mahlzeit aus. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das nächste Bild zeigt die Automaten-Pizza in groß und ich frage mich, was die Oliven auf meiner Margherita zu suchen haben. Außerdem werden alle Zutaten und diverse weitere Informationen („Im Steinofen vorgebacken“) gegeben. Ich habe keine Lust, alles zu lesen und klicke auf „bestätigen“, um dann zu erfahren, dass auch diese Sorte ausverkauft ist. Gleiches Spiel mit der „Quattro gigante“ und „Hawaii speciale“. Langsam steigt Panik in mir auf. Ist der Automat etwa leergefuttert?

Als ich es endlich, trotz meiner Fleisch-Abneigung, in einem wilden Ritt durchs Menü geschafft habe, eine Salami-Pizza in meinem Warenkorb zu platzieren, sind jedenfalls die versprochenen vier Minuten längst vorbei. Erst jetzt läuft ein Fortschrittsbalken auf dem Display mit einer Uhr daneben. Diese läuft allerdings von fünf Minuten an rückwärts. Ich fühle mich ein bisschen veräppelt, höre es aber leise rappeln und surren in dem Automaten.

Pizza-Automat liefert Mahlzeit und Messer im Karton

Zur heißen Pizza spuckt der Automat in Essen auch direkt ein Messer mit aus – praktisch.
Zur heißen Pizza spuckt der Automat in Essen auch direkt ein Messer mit aus – praktisch. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

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    Am Ende des Platzes wäscht jemand sein weißes Auto mit pinkem Schaum, das bietet die SB-Waschanlage nämlich an. Ich frage mich nur, ob man eine Pizza bestellen würde, wenn man gekommen ist, um sein Auto zu waschen. Eine Pizza bestellen und im blitzblanken Auto zu essen – der Sound der Staubsaugergeräusche begleitet mich beim kompletten Bestellvorgang meiner Pizza – kommt jedenfalls auch nicht in Frage. Richtig gut wäre dieser Pizza-Automat doch bei einer regulären Waschanlage. Die Zeit, während mein Auto eingeschäumt, abgewaschen und getrocknet wird und ich frierend davor stehe, könnte ich schon gut mit einer Pizza überbrücken.

    Genau die kommt jetzt pünktlich und in einem Karton aus dem Ausgabeschlitz heraus, welch eine Freude. Ich öffne den Deckel, sehe, dass die kleinen Salamischeiben alle auf eine Hälfte gerutscht sind und finde ein kleines Holzmesser. Perfekt, die Pizza ist nämlich nicht geschnitten. Ich schaue mich um, Tische und Stühle oder Bänke gibt es nicht. Ich sehe neben der ersten Waschbox eine Eisentreppe, die auf eine kleine Empore führt. Von dort kann man sein Auto mit dem Hochdruckreiniger abspritzen. Ich setze mich auf die Treppe, um die Pizza zu essen. Das ist ungemütlich, aber nicht zu ändern. Die Pizza riecht schon irgendwie gut, allerdings wird jeder Geruch hier von dem des Waschschaums überdeckt, der in den Boxen auf den Autos verteilt wird. Komische Kombination.

    Snackautomat mit Getränken und Riegeln ergänzt Pizza-Automat

    Neben den kleinen, dicken Salamischeiben gehören noch seltsame grüne Gemüsekringel dazu. Mir ist unklar, was das sein soll, vielleicht Paprika oder Frühlingszwiebeln. Geschmacklich lässt sich das nicht rausfinden. Die Pizza ist jedenfalls tatsächlich schön warm und das Messer schneidet wunderbar.

    Sie ist allerdings das Gegenteil von knusprig, sondern vielmehr ziemlich labbrig, und auch der Käse wurde so dosiert eingesetzt, dass er keine Fäden zieht beim Abbeißen. Schade. Die Salami ist pikant. Insgesamt schmeckt die Pizza ganz okay. Ich stelle mir vor, dass sie nachts, bei der Rückkehr von einer Party vielleicht sogar ganz gut schmeckt. Praktisch ist auch, dass am Ende des Platzes ein weiterer Automat steht: Dort gibt es Cola und Schokoriegel. Die Mahlzeit ist somit komplett.

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    • Die Pizzen kosten zwischen 8,50 Euro und 9,50 Euro.
    • Die bk Group betreibt den Pizza-Automaten an der Bottroper Straße 329 – ein Spezialist für Ladenbau und Gebäudemanagement. Die Automaten der bk Group stehen in anderen Städten an E-Ladestationen und sollen so die Wartezeit während des Ladevorgangs von Elektroautos überbrücken.
    • Nach Angaben des Unternehmens enthält ein Automat maximal 96 Pizzen. Diese werden bei vier Grad weiter gekühlt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) werde vollautomatisch vom Automaten überwacht. Die Bestückung werde durch die Nachfrage bestimmt. Generell gelte: maximale Verfügbarkeit bei einer minimalen Anzahl von weggeworfenen Pizzen aufgrund MHD-Überschreitung. Im Durchschnitt erfolge die Bestückung nach 36 Stunden.
    • 2021 hat es in Essen zuletzt einen Pizza-Automaten gegeben. Der stand einige Monate vor dem Rewe-Markt in Katernberg und war mit Tiefkühlpizzen von Dr. Oetker gefüllt. Nach einigen Monaten wurde er abgebaut. Nach Angaben von Dr.-Oetker-Sprecher Matthias Hanigk habe es sich um „einen planmäßigen Standortwechsel“ gehandelt. Das Unternehmen verfüge für die Testphase über eine begrenzte Anzahl an Pizza-Automaten, die deutschlandweit an verschiedenen Standorten wie Kantinen, Tankstellen und Freizeitparks ausprobiert werden. Es gehe darum, Erkenntnisse über die Standorte zu sammeln.