Essen. In Essen haben 3000 Menschen an einer Anti-Israel-Demo teilgenommen, Männer und Frauen liefen dabei getrennt. Ein bekannter Islamist trat auf.
Es ist die bislang größte vom Nahost-Krieg getriebene Versammlung auf Essener Stadtgebiet gewesen: 3000 Teilnehmer sind am Freitagabend (3. November) in einer Anti-Israel-Demo durch die Stadt gezogen – die Polizei war im Großeinsatz.
Im Folgenden finden Sie unseren Liveticker mit Eindrücken von den Straßen zum Nachlesen – als Chronik.
Anti-Israel-Demo: Was sich in Essen abgespielt hat – die Chronik der Ereignisse
21.03 Uhr: Auf Anfrage unserer Redaktion zieht Polizeisprecher Thomas Weise dieses Fazit: „Es waren in der Spitze 3000 Teilnehmer. Es war sehr laut, sehr emotional. Es ist friedlich geblieben.“ Seine Kollegen des Staatsschutzes seien während der Demo vor Ort gewesen und hätten „keine verbotenen Symbole festgestellt.“
20.30 Uhr: Die Rede ist beendet, mit einem letzten „Allahu akbar“ (Gott ist groß) wird die Veranstaltung aufgelöst.
20.15 Uhr: Die Quintessenz der Rede variiert schier endlos immer dasselbe Thema und stellt die Täter-Opfer-Kausalität schamlos auf den Kopf: Israel sei an allem Schuld, bombardiere wahllos in Gaza, ermorde Kinder und so weiter und so fort. Nur sehr indirekt und beiläufig geht der Redner auf den Terrorangriff mit 1400 Toten ein, der den Bemühungen Israels vorausgegangen war, die Hamas-Terroristen auszuschalten.
19.56 Uhr: Die Kundgebung ist bislang ohne Zwischenfälle verlaufen. Die Ansprache wird immer wieder von Beifall unterbrochen.
19.35 Uhr: Der Demonstrationszug ist wieder am Jakob-Funke-Platz angekommen. Nun folgt die Ansprache. Auf dem Pritschenwagen hat Ahmad Tamim, der Sprecher von „Generation Islam“, das Mikrofon ergriffen.
19.10 Uhr: Die Essener Polizei meldet, dass sich in Essen 3000 Pro-Palästina-Demonstranten versammelt haben. Das ist doppelt so viel wie angemeldet. Ein Sprecher erklärt, dass die Polizei vor Ort von Juristen unterstützt werde, die auf mögliche verbotene Flaggen und Symbole achten. „Bis jetzt wurde nichts Verbotenes gefunden.“
19.01 Uhr: Passanten am Rheinischen Platz verfolgen das Demonstrationsgeschehen und schütteln den Kopf. „Ich finde das unglaublich, dass so eine Demo erlaubt ist in unserem Land. Das ist unglaublich, dass die Leute Pro-Hamas sind“, empört sich eine Sozialarbeiterin vor dem Café Nord, die selbst mit Flüchtlingen arbeite.
18.55 Uhr: Auf den riesigen Bannern - mal Weiß mit schwarzer Schrift, mal Schwarz mit weißer Schrift - wird das islamische Glaubensbekenntnis wiedergegeben. Nur: Dieselben Banner verwenden auch radikalislamistische und dschihadistische Gruppen wie etwa Al-Kaida.
18.40 Uhr: Der Redner auf dem Geländewagen ruft: „Was ist los in Palästina? Es hieß doch: Nie wieder.“ Der Zug führt vom Berliner Platz auf die Friedrich-Ebert-Straße und setzt sich nach einer Pause wieder in Bewegung. Die Polizei geht mit starken Kräften voran.
18.37 Uhr: Teilnehmer des Zuges führen Banner und Schilder in arabischer und deutscher Sprache mit sich. Auf einem Schild, das neben dem Pritschenwagen hochgehalten wird, steht der verstörende und provokative Satz: „Deutsche Staatsräson fordert das Töten von Kindern“.
Demo mit Geschlechtertrennung: Männer und Frauen marschieren getrennt
18.27 Uhr Der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung. Der Pick-up fährt voran. Über Lautsprecher kommen klare Anweisungen: „Die Männer bitte nach vorn, die Frauen erstmal stehen bleiben“, wird durchs Mikrofon gesagt. Die Frauen, einige vollverschleiert, halten sich an die Kommandos.
18.25 Uhr: Jetzt gibt es die ersten Redebeiträge. Ein Redner erklärt die Regeln für die Veranstaltung. Und betont: „Das Existenzrecht Israels darf nicht in Frage gestellt werden.“ Ein Satz, den die versammelte Menge allerdings lautstark mit Buh-Rufen quittiert.
18.09 Uhr: Eigentlich hätte die Demo schon beginnen sollen, derweil strömen immer mehr Menschen zu der Veranstaltung. Vereinzelt sind Leute mit Palästinensertüchern vor Ort. Eine Gruppe ist mit Fahnen in weiß und schwarz gekommen, die der Fahne des Islamischen Staates ähneln. Es werden Schilder verteilt - es gibt erste Allahu-akbar-Rufe.
17.47 Uhr: Vor dem Funke-Turm kommen immer mehr Menschen zusammen. Auf einem Pick-Up wird eine improvisierte Bühne aufgebaut - Lautsprecherboxen werden installiert.
17.23 Uhr: Die Gruppierung „Generation Islam“ gehört dem Vernehmen nach zur islamistischen Organisation „Hizb ut-Tahrir“. Über diese sagt der Islamwissenschaftler Ahmad Omeirate: „Ahmad Tamim, Sprecher der Generation Islam, wurde als Redner zur Demonstration geladen. Er gehört zum Umfeld der panislamistischen Bewegung „Hizb ut-Tahrir“, die die Einführung eines islamischen Kalifats anstrebt und die Auslöschung Israels fordert. Das ist auch den Veranstaltern dieser Demonstration bewusst. Tamim versucht, den Nahostkonflikt für Mobilisierung und Radikalisierung zu nutzen. Generation Islam, Muslim Interaktiv und Realität Islam, die ebenfalls dieser Bewegung angehören, mobilisieren und radikalisieren bereits regelmäßig Tausende Muslime in den sozialen Medien. Tamim plant nun, dies auch in Essen zu tun.“
17.08 Uhr: Zu der Demo in Essen wird auch der Aktivist Ahmad Tamim erwartet. Er ist Sprecher der Organisation „Generation Islam“ und war vor wenigen Tagen Redner bei einer Demo in Berlin. An der Demo auf dem Alexanderplatz nahmen rund 1000 Menschen teil.
Ahmad Tamin zählt zu den bekanntesten Gesichtern der islamistischen Szene in Deutschland.
16.55 Uhr: Die Demonstration, die von einer Privatperson angemeldet worden sei, ziehe entlang der Innenstadt und aus Sicherheitsgründen nicht durch die Einkaufsstraßen der City, sagte Polizeisprecher Matthias Werk bereits am Donnerstag im Gespräch mit unserer Redaktion. Zurück am Jakob-Funke-Platz soll sich der Protestzug gegen 21 Uhr auflösen. „Wir werden das Versammlungsrecht gegen Störungen von außen und von innen mit einem entsprechenden Kräfteeinsatz schützen“, kündigte Werk vorsorglich an. Jedwede Gewalt und Straftat werde konsequent unterbunden. „Wir bereiten uns intensiv darauf vor“, so der Polizeisprecher.
Fahnen seien erlaubt, doch gebe es beschränkende Verfügungen, wie es heißt: Neben den sonst auch üblichen Demonstrationsauflagen dürfe nicht zu Gewalt und Hass aufgerufen und das Existenzrecht Israels nicht geleugnet werden. Auch Parolen wie „Tod den Israelis“ seien strikt verboten. Fackeln dürfen nicht entzündet werden.
16.45 Uhr: Während des etwa dreistündigen Marsches werden Straßen temporär von der Polizei gesperrt. Mit Verkehrsbehinderungen ist deshalb zu rechnen. Angaben zur Zugstrecke machte die Behörde im Vorfeld nicht – „aus Sicherheitsgründen“, wie es heißt.
16.34 Uhr: In der Grünen Mitte sammeln sich deutlich sichtbar starke Kräfte der Polizei, sehr viele Mannschaftswagen sind vor Ort. Kurz zuvor sind diese durch die nahe gelegene Bargmannstraße gefahren.
16 Uhr: Bereits am Nachmittag sind zwei Mannschaftswagen deutlich vor dem Gebäude der Agentur für Arbeit am Berliner Platz zu sehen, ein Kamerawagen hat sich in der Grünen Mitte am FUNKE-Turm platziert.
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