Essen-Bredeney. 150.000 Menschen nutzen jährlich die Homepage der Essenerin Annette Oschmann. Sie zeigt Wege aus toxischen Beziehungen. Das sind ihre Tipps.

  • Eine Trennung muss nicht in einen Rosenkrieg ausarten.
  • Das beweisen unter anderem prominente Paare.
  • Eine Bredeneyer Trennungscoachin gibt Tipps, wie man friedlich auseinandergehen kann.

Dass eine Trennung nicht unbedingt mit einem Rosenkrieg enden muss, beweisen einige prominente Paare. Wie das gelingen kann und welche Wege es aus festgefahrenen Beziehungen gibt, vermittelt die Trennungscoachin Annette Oschmann aus Essen-Bredeney, die gerade ihr erstes Buch zum Thema veröffentlicht hat. Welche Tipps sie für Betroffene hat.

Wenn die Liebe geht, folgt oft ein privater Krieg – besonders schlimm, wenn Kinder betroffen sind. Dass es auch anders geht, beweisen prominente Paare. So haben zum Beispiel die Schauspielerinnen und Schauspieler Gwyneth Paltrow, Meryl Streep und Will Smith, aber auch Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ihre Beziehungen offenbar eher friedlich beendet, zählt Annette Oschmann auf. Die Bredeneyerin hat gerade auf der Frankfurter Buchmesse ihr Erstlingswerk vorgestellt. Ihr Buch „Du darfst gehen“ beschreibt Wege aus ungesunden Beziehungen.

Essenerin arbeitet seit 2018 als Trennungscoachin

Die 53-jährige promovierte Juristin beschäftigt sich als Rechtsanwältin seit 25 Jahren mit Markenrecht und nicht, wie man vermuten könnte, mit Familienrecht. Sie lebt seit über 20 Jahren in einer nach eigenen Angaben intakten Ehe, hat drei Söhne (20, 18 und 14 Jahre). „Ich kenne schlimme Trennungen nicht aus eigener Erfahrung, aber man muss als Arzt ja auch nicht an Krebs erkrankt sein, um die Krankheit bei anderen erfolgreich behandeln zu können“, sagt sie.

Vor einigen Jahren orientierte sie sich beruflich neu, begann aus Interesse eine siebenmonatige Fortbildung zur Mediatorin in Conscious Uncoupling (Bewusste Trennung). Die Methode soll bei Trennungen gegenseitige Vorwürfe und Verletzungen vermeiden. Seit 2018 arbeitet Oschmann als Mediatorin und Coachin in Sachen Trennung. „In Deutschland gibt es nur sehr wenige praktizierende Coaches, die diese spezielle Methode anbieten. Ich war damals die Erste hierzulande“, beschreibt sie sich als Vorreiterin.

Jährlich besuchen über 150.000 Besucherinnen und Besucher ihre Homepage, berichtet die Bredeneyerin. Das zeige, wie groß der Bedarf an Beratung zum Thema Trennung sei. „Ich habe in dem Buch alles verarbeitet und zur Verfügung gestellt, was ich darüber weiß“, sagt Annette Oschmann. Dass sie ihr Coaching damit überflüssig machen könnte, befürchtet sie nicht.

Der Bedarf an Hilfe übersteigt die zeitlichen Kapazitäten der Bredeneyerin

„Der Bedarf ist so groß, dass ich längst nicht alle betreuen kann, die das wünschen“, sagt die 53-Jährige, die inzwischen nur noch zwei Tage pro Woche als Anwältin arbeitet. Wenn ihre zeitlichen Kapazitäten erschöpft seien, verweise sie zumindest auf andere Hilfsangebote. „Ich kann die Menschen, die oft verzweifelt sind, ja nicht einfach wegschicken.“

Viele Anfrage erreichen sie per Mail oder über die Internetseite. „Die Menschen schreiben drei Zeilen oder auch elf Seiten.“ Ihre Klientinnen – 70 bis 80 Prozent der Ratsuchenden seien Frauen, oft Akademikerinnen über 40, die meisten hätten Kinder – kämen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Die meisten Termine liefen inzwischen online. „Wer in Essen und Umgebung wohnt, kann auch persönliche Beratung bekommen“, so Oschmann. Aufgrund der großen Nachfrage habe sie auch schon einen Online-Kurs zur „Trennung von einem Narzissten“ angeboten.

Welches ist die beste Lösung für alle Beteiligten? Für Menschen vor oder in der Trennungsphase hat die Fachfrau nicht nur in ihrem Buch zahlreiche Tipps, die zur Bewältigung der Situation beitragen und den Weg in eine gute Zukunft weisen können: „Man sollte innere Klarheit über die eigenen Bedürfnisse gewinnen, für sich Prioritäten setzen, gerade wenn der Partner ein Narzisst, also komplett auf sich selbst bezogen ist.“ Sie wolle dabei helfen, mit den Gefühlen klarzukommen und gut zu kommunizieren.

Auf die Art der Kommunikation kommt es auch bei Trennungsgesprächen an

In der Regel seien Kompromisse nötig. „Eigentlich wollen alle Eltern eine gute, friedliche Trennung“, ist Annette Oschmann überzeugt. „Man muss auf den anderen zugehen, ohne im übertragenen Sinne die Waffen auszupacken, aber man sollte auch schauen, was das Beste für einen selbst ist und nicht alles hinnehmen.“ So könne man Lösungen finden, wie es mit Kind, Haus oder Hund weitergehe. Am Ende stehe fast immer die Trennung. „Und wer zu mir kommt, will sich trennen. Ich bin keine Paartherapeutin, sondern Trennungscoachin.“ Keine Angriffe, keine Vorwürfe, lieber Ich-Botschaften – das ist für Annette Oschmann das Rezept für gute Kommunikation, auch wenn die Beziehung gerade zu Ende geht.

Lesungen plant die Autorin, die bei Beratungen auch auf ihr Einfühlungsvermögen setzt, derzeit nicht. „Das ist etwas anderes, als wenn man aus einem Krimi vorliest. Viele würden da sowieso nicht hingehen, um nicht in den Verdacht zu geraten, sich für das Thema Trennung zu interessieren. Das Buch würde man wahrscheinlich auch nicht in der Buchhandlung nebenan kaufen oder es zu Hause auf der Couch lesen, wenn der Partner daneben sitzt.“ Der Schein einer intakten Beziehung werde oft lange aufrechterhalten, Trennung sei ein Prozess, der oft Jahre in Anspruch nehme.

Das zweite Buch der Autorin ist bereits in Arbeit

Ihr zweites Buch – darin geht es um die Stärkung von Mädchen in der Erziehung – will Annette Oschmann im Frühjahr veröffentlichen.

Das Buch „Du darfst gehen“ ist beim Topicus-Verlag erschienen, hat 395 Seiten und kostet 11,99 Euro. Es ist auch als E-Book erhältlich. Kontakt zu Annette Oschmann über www.annette-oschmann.de

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