Essen-Heidhausen. In der Kita St. Kamillus in Essen-Heidhausen hat im Sommer Stefan Peter die Leitung übernommen. Dies ist das neue Konzept des Erlebnispädagogen.
Der Weg zur höchstgelegenen Kita der Stadt führt ins Grüne. In der Heidhauser Kita St. Kamillus wird ein neues Spielhaus eingeweiht. Die Kinder tollen herum auf dem weitläufigen Gelände an der Barkhovenallee. Es wird Hotdogs, leckere Waffeln, Muffins und warmen Kakao gegen eine kleine Spende für den Förderverein geben. Der neue Kita-Leiter Stefan Peter begrüßt am Tor und lächelt.
Er ist Erzieher seit 2004, nach einer Zusatzausbildung auch Heilpädagoge: „Für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf.“ Seit 2016 ist Stefan Peter ebenfalls Erlebnispädagoge: „Mit Bogenschießen, Kämpfen und Waldpädagogik. Also schon ein bisschen wie Robin Hood.“
Der 39-Jährige stammt aus Kettwig und wohnt in Frohnhausen. Zuletzt war er in der Waldgruppe der Kita „Mattiswald“ an der Kettwiger Rheinstraße tätig: „Bei einem Workshop aller in Essen waldpädagogisch arbeiteten Erzieher wurde ich von den fünf Heidhauser Kolleginnen angesprochen. Die haben mich hierhin gelotst.“ Nach mehrstufigem Auswahlverfahren folgte Stefan Peter auf die langjährige Leiterin Beate Oeljeklaus, die nach 38 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Geplante Neubaugebiete lassen Bedarfe weiter wachsen
Seit dem 1. Juni ist er in Amt und Würden: „In Heidhausen gibt es sehr engagierte Eltern, die viele Ideen einbringen. Ich wurde hier supertoll aufgenommen. Hier herrscht eine warmherzige Begrüßungskultur.“ Davon kann sich Oberbürgermeister Thomas Kufen überzeugen, der sich für den 30. Oktober zum Besuch angemeldet hat. Wird ihm Stefan Peter sein Leid klagen? Schließlich sind weit über tausend Erzieher-Stellen in Essen unbesetzt? Viele Kitas müssen die Betreuungszeiten reduzieren.
Der Pädagoge lächelt fast ein wenig verlegen: „Anders als an so vielen Einrichtungen im Stadtgebiet haben wir hier eine erfreuliche Personalsituation. Mir stehen zwei Alltagshelferinnen und 16 pädagogische Kräfte zur Verfügung. Kinderpfleger, Erzieher, Montessori- und Naturpädagogen. Aber die habe ich natürlich nur auf dem Papier. Das ist eine Momentaufnahme und kann sich jederzeit ändern, zum Beispiel durch krankheitsbedingte Ausfälle. Außerdem sind ja nur wenige Stellen auch in Vollzeit.“
Er wolle Kufen um nähere Informationen bitten, wie das mit den geplanten Neubaugebieten an Barkhovenallee und Jacobsallee aussehe: „Wie viele Familien mit wie vielen Kindern ziehen dort ein? Wie weit ist man mit der angekündigten Kita neben der Schule? Wir sind hier auf weiter Flur die einzige Kita. Der Stadtteil benötigt dringend zusätzliche Betreuungsplätze.“
In der Tat sind die Zahlen für Heidhausen schwach. Rechnerisch gibt es für je zwei Kinder nur einen Betreuungsplatz. Und dies, obwohl die Kita St. Kamillus mit der Waldgruppe zusätzliche 20 Plätze schaffte. Mit der seit Jahren avisierten Wald-Kita im Volkswald ist wohl nicht mehr zu rechnen. Aber Stefan Peter mag lieber positiv nach vorne schauen: „Wir überarbeiten zur Zeit unser vor zehn Jahren preisgekröntes Konzept hin zu offener Arbeit.“
Ein Spielhaus aus robusten Materialien
Diese Offenheit soll aber nicht nur intern wirken, auch nach außen möchte sich die Kita öffnen. Da ziehen Leitung und Elternschaft an einem Strang. Das betont Leanne Wenzel, Sprecherin des Elternbeirates: „Wir freuen uns, unseren Kindergarten wieder ein wenig mehr zu beleben.“ Man wolle wieder präsenter in der Heidhauser und Werdener Gemeinschaft sein.
Eklatanter Mangel
Neueste Zahlen der Stadt offenbaren einen eklatanten Mangel an Betreuungsplätzen für Kinder über drei Jahren bis zur Schulpflicht in Heidhausen. Für 217 Kinder stehen nur 143 Plätze bereit. Diese Quote von 65,9 Prozent liegt weit unter der für Essen mit 91,5 Prozent.
Fischlaken liegt auch nur bei 77,9 Prozent. Die Ü3-Quote im benachbarten Werden liegt aufgrund des Neubaus einer Kita im Löwental bei 126,7 Prozent (285 Plätze für 225 Kinder). Allerdings soll die Kita „Rummelpott“ mit ihren 39 Ü3-Plätzen mittelfristig aufgegeben werden.
Das Spielhaus mit zwei Holzponys aus robusten Materialien wie Robinie war eine Anregung von Maaike Hünke, Erzieherin in der Eulengruppe. Die Begeisterung der Kinder spricht Bände. Anna Döser ist eine der Vorsitzenden des Fördervereins: „Wir haben viel vor und würden gerne das eine oder andere Projekt mit den Eltern besprechen. Das mit dem Spielhaus sind wir gemeinsam mit dem Elternbeirat angegangen. Wir danken natürlich auch den Sponsoren aus der örtlichen Geschäftswelt, die uns unterstützen.“
Kita lag jahrelang im Dornröschenschlaf
Die Kosten lagen bei rund 6300 Euro. Anna Döser bedauert einen jahrelangen Dornröschenschlaf der Kita: „Alles war irgendwie eingefroren und mit Corona gegen Null gegangen. Jetzt wollen wir frischen Wind hier reinbringen. Auch möchten wir uns wieder der Stadtgesellschaft öffnen.“
Von einem ersten Projekt berichtet Stefan Peter: „Am 9. November wird der Martinsumzug gemeinsam mit der Kita Rummelpott aus der Mintropstraße durchgeführt. Wir laufen jeweils um 17 Uhr von unseren Kitas aus los und treffen uns gegen 18 Uhr an der Jugendherberge zum Martinsspiel und gemütlichem Beisammensein.“
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