Essen-Bergerhausen. Die Arbeiten an der Kirche St. Hubertus nach dem Brand 2014 kommen voran. Die Gläubigen werden aber noch lange mit den Gerüsten leben müssen.
- Vor knapp zehn Jahren wurde der Kirchturm von St. Hubertus durch einen Brand beschädigt.
- Seit Jahren läuft die Sanierung der Kirche.
- Es gibt gute Fortschritte, aber die Arbeiten sind noch lange nicht beendet.
Die Turmsanierung an der katholischen Kirche in St. Hubertus in Essen-Bergerhausen an der Grenze zu Huttrop kommt voran, teilt die Gemeinde mit. Der Turm war durch ein Feuer nach einem Blitzeinschlag im Januar 2014 stark beschädigt worden. Die Sanierung der Kirche ließ lange auf sich warten und wird noch viele Monate dauern. Das hat mehrere Gründe.
Nach Abschluss des ersten Bauabschnitts konnten nun weitere Gerüst-Elemente an der Landmarke an der Töpferstraße entfernt werden, so Ferdinand Lütke Daldrup, Verwaltungsleiter der katholischen Pfarrgemeinde St. Lambertus. Dahinter präsentiert sich nicht nur eine frisch sanierte Tuffstein-Fassade, sondern auch ein 100 Jahre alter Turm mit einer erneuerten Statik.
Schon seit zwei Jahren ziert die neue Spitze den Turm der Kirche. Bis die gesamte Baustelle beendet und das Gerüst komplett von St. Hubertus entfernt ist, wird es aber noch mindestens bis Ende 2024 dauern, so der Verwaltungsleiter. Auch das rotbraune Blech des neuen Kupferdachs ist mittlerweile ein vertrautes Bild.
Fassade und Turm von St. Hubertus in Essen werden saniert
Nach und nach sind weitere Teile der frisch sanierten Tuffstein-Fassade zu erkennen. Anfang Oktober wurde die nächste „Abrüstung“ an dem 1914 geweihten Gotteshaus vorgenommen. Dabei wurden laut Lütke Daldrup rund um den Turm weitere vier Gerüst-Etagen entfernt, so dass etwa das obere Drittel der steinernen Turm-Fassade mit den vier Laternen wieder sichtbar ist.
Im Fokus der Arbeiten stehe die vor die gemauerten Backsteinwände der Kirche gehängte Schmuckfassade. Hinter den Tuffsteinplatten habe sich im Laufe der Zeit Feuchtigkeit gesammelt, so dass die Metall-Aufhängungen korrodiert und viele Steine beschädigt worden seien. Daher müsse die Fassade Stück für Stück überprüft und wieder instandgesetzt werden.
„Diese Arbeiten sind sehr aufwendig und nicht immer exakt planbar. Zahlreiche Überraschungen haben dafür gesorgt, dass der nun fertiggestellte Bauabschnitt erst fünf Monate später beendet werden konnte als zunächst geplant. Vor allem unerwartete statische Herausforderungen und aufwendige Steinmetz-Arbeiten haben deutlich mehr Zeit benötigt“, so Lütke Daldrup.
Die Kirche hat den zweithöchsten Turm in Essen
So berichtet die Architektin Luisa Puls, die das Projekt von Beginn an für die Pfarrei St. Lambertus betreut, dass zum Beispiel „auf Höhe der Turmstube acht vollständig korrodierte Ankerplatten durch 13 neue, zusätzliche Verankerungslaschen ergänzt werden mussten“. Ursprünglich sorgten jeweils zwei Stahlplatten zusammen mit einer rund acht Meter langen Gewindestange dafür, dass der zweithöchste Essener Kirchturm – nach dem von St. Barbara in Kray – stabil steht.
Von außen unsichtbar hinter Blendsteinen versteckt, sind jeweils zwei Platten mit einer Stange verschraubt, die einmal quer durch die Fassadenbreite läuft. In verschiedenen Höhen und an allen vier Fassadenseiten montiert, haben diese Konstruktionen in dem schlanken Turm in den vergangenen 100 Jahren für Stabilität gesorgt. Doch auch diese Stangen seien korrodiert und stark in Mitleidenschaft gezogen.
Da die teils in großer Höhe im Mauerwerk verbauten Stangen nicht einfach austauschbar seien, habe der Statiker Joachim Schwarz eine alternative Konstruktion entwickelt und die Außenwände über neue Anker mit einer 2021 im Turminneren installierten Betondecke verbunden. Nun sorgten diese neuen Anker in 40 Metern Höhe für eine zusätzliche Standfestigkeit.
Aufwendige Steinmetzarbeiten sind erforderlich
Ähnlich aufwendig waren die Steinmetzarbeiten an den vier Laternen, die den oberen Abschluss der steinernen Turmfassade bilden, so der Verwaltungsleiter. Zwei der Laternen mussten dabei komplett erneuert werden. Auch weiter unten am Turm waren die Handwerksarbeiten, die die Natursteinwerkstatt Plinz ausgeführt hat, laut Architektin Puls „aufwendige steinmetztechnische Meisterleistungen“ – und ein echter Knochenjob: Die Profilsteine seien in der Regel zwischen 40 und 80 Kilogramm schwer und müssten einzeln auf den Turm gebracht werden. Sie könnten nur mit „Manpower“ bewegt und eingebaut werden, erläutert Puls.
In den kommenden Wochen werden die Handwerker ihre Arbeiten im mittleren Bereich des Turms und an der Giebelfassade über dem Eingang der Kirche fortsetzen, bevor dann die Seitenfassaden der Kirche an der Reihe sind. Luisa Puls stellt sich gemeinsam mit Herbert Engel, der den Bau seitens der Pfarrei betreut, auf weitere Überraschungen ein. Mindestens das gesamte kommende Jahr wird auf jeden Fall noch irgendwo an der Kirche ein Gerüst stehen, sind sich die Beteiligten sicher.
Wie teuer das ganze Projekt wird, wird erst am Ende feststehen, wenn klar ist, welche Sanierungsarbeiten wirklich erforderlich waren. Mehrere Millionen Euro werden dann in jedem Fall auf der Abschlussrechnung stehen – finanziert im Wesentlichen aus Mitteln der Pfarrei und des Bistums Essen. Für die Sanierung der Tuffstein-Fassade hat zudem die Bundesregierung eine Unterstützung in Höhe von zwei Millionen Euro zugesagt, so Lütke Daldrup.
Gemeindemitglieder spenden Geld für die Turmsanierung
Außerdem hätten Mitglieder der Gemeinde bislang insgesamt rund 62.000 Euro für die Turmsanierung gespendet. Dass nun zumindest auf der oberen Hälfte des Turms keine Arbeiter mehr auf den Gerüsten tätig sind, dürfte neben Gemeindemitgliedern und Passanten vor allem einige gefiederte Fans des Bauwerks freuen: Künftig sollen Turmfalken in dem an der Turmspitze eingerichteten Nistkasten heimisch werden, so der Wunsch der Gemeinde. Diese Greifvögel dürften in luftiger Höhe nun ein relativ ungestörtes Leben führen.
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