Essen-Stadtwald. In Essen setzen sich Bürger für die Sanierung des historischen Schillerbrunnens ein. Wie es mit dem maroden Denkmal im Stadtwald weitergeht.
Er liegt etwas versteckt an einem Waldweg an der Wittenbergstraße in der Nähe vom Uhlenkrug und der Eschenstraße, und geht es nach der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald soll er irgendwann mal wieder sprudeln. Der Schillerbrunnen gehört zu den versteckten Denkmälern in Essen, zu erreichen ist er nur über den Weg zum S-Bahnhof Stadtwald.
Trotz seiner dunklen mittelalterlichen Geschichte – die Schillerwiese diente seinerzeit als Galgenplatz für Hinrichtungen – handele es sich heute um einen wunderbaren Ort, sagt Michael Delfs, Vorsitzender der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald. Die ließ schon 2005 im Rahmen einer Restaurierung eine Tafel mit Erklärungen am Brunnen anbringen, die mittlerweile allerdings recht ramponiert ist. Auch der Schillerhain drumherum wirkt ungepflegt, Steine sind mit Moos überwuchert.
Alle sind sich einig: So soll der Schillerbrunnen im Stadtwald nicht bleiben
Das soll sich zukünftig ändern, da sind sich Stadt und Ortspolitik durchaus einig. Zunächst aber soll eine neue Tafel angebracht werden, dient der Schillerbrunnen doch als eine von 30 Stationen eines Denkmalweges, den die Bürgerschaft hier angelegt hat. „Wie die bisherige Tafel soll auch die neue die Geschichte des Brunnens beleuchten“, so Delfs, der hofft, dass auch der Brunnen selbst bald in neuem Glanz erstrahlen wird.
Die Bezirksvertretung 2 und der Rat hätten immerhin 19.000 Euro dafür bewilligt, so Delfs. „Es liegt nun bei der Stadt, die Sanierung zu beauftragen. Wir sind aber ebenfalls bereit, Hand anzulegen.“ Die Bürgerschaft überlege, wie man den Brunnen besser bespielen kann als Teil von Wanderwegen und wie man den Ort für Fußgänger und Fahrradfahrer sichtbarer macht.
Fernziel ist, dass der Brunnen wieder sprudelt, was elektrischen Strom voraussetzt
Dazu gehöre auch, dass aus dem Brunnen wieder Wasser sprudelt – aktuell haben die Stadtwerke die Leitung „trockengelegt“. Vision wie sich das in Zukunft ändern ließe, gibt es dabei durchaus: „Der Brunnen wurde elektrisch angetrieben“, erklärt Delfs. „Wir könnten uns für den Betrieb beispielsweise Photovoltaik vorstellen, aber das muss man natürlich mit der Stadt besprechen.“ Fußgängern und Radfahrern könnte er dann vielleicht sogar für eine erfrischende Rast dienen. Die Bürgerschaft wolle den Brunnen möglichst als Ausflugsziel präsentieren und eventuell mit weiteren Sitzgelegenheiten versehen. „Um das zu finanzieren suchen wir nach einer Stiftung oder Förderern und Einzelspendern.“
Schillerbrunnen steht auf der Essener Denkmalliste
Dass der Schillerbrunnen ein lohnenswertes Ziel darstellen könnte, steht wohl außer Zweifel, gehört er laut Denkmalliste der Stadt doch zu den ältesten erhaltenen frei stehenden Brunnen in Essen. Er besteht aus Muschelkalk und Beton und wurde am 9. Mai 1905 zum 100. Todestag von Friedrich Schiller „unter großer Anteilnahme der Bevölkerung“ eingeweiht. Geschaffen wurde er auf Anregung des Essener Stadtverordneten Justizrat Dr. Heinz Niemeyer von dem Münchener Bildhauer Fritz Behn. Der Essener Theaterdirektor Hans Gelling finanzierte ihn und schenkte ihn seinerzeit der Stadt.
Die gesamte Brunnenanlage besteht aus einem Steinblock und im Halbkreis ausgelegten Steinen. Ein in der Mitte des Steinblocks angebrachter Kopf ist gleichzeitig Schmuck und Wasserspeicher, darunter befindet sich das Wasserbecken. Der Brunnen trägt die momentan kaum lesbare Inschrift „Was dem Mann das Leben nur halb erteilt, soll ganz die Nachwelt geben“ – ein Zitat aus dem Gedicht „Epilog zu Schillers Glocke“, mit dem Goethe den Dichter-Kollegen nach dessen Tod ehrte.
1907 wurden eine Gesichtsmaske aus Bronze sowie zwei Bronzereliefplatten mit Szenen aus Schillers „Wilhelm Tell“ sowie dem „Lied von der Glocke“ eingefügt. Sie fielen aber wohl zur Zeit der Nationalsozialisten einer Metallsammlung zum Opfer, wurden eingeschmolzen und durch Betonabgüsse ersetzt.
Warum es ausgerechnet in Essen einen Schillerbrunnen gibt, dieser Frage widmet sich bei der Präsentation der neuen Denkmaltafel ein Kurzvortrag von Dr. Bertold Heizmann, dem Vorsitzenden der Goethe-Gesellschaft Essen e.V. Die Enthüllung findet am Samstag, 30. September, ab 15 Uhr am Schillerbrunnen statt – vielleicht ein erster Schritt zur Sanierung des Brunnens. Bleibt nur noch eines: zu verhindern, dass der Brunnen und die Tafel erneut verwittern. Delfs: „Da muss man natürlich jemanden finden, der sich nach der Sanierung darum kümmert. Beispielsweise Bürger, die regelmäßig Unkraut jäten.“