Essen-Altenessen. Der Abriss des Altenessener Kulturzentrums KD 11/13 würde den Steuerzahler teuer zu stehen kommen. Warum die Stadt das dennoch in Erwägung zieht.

Ein Kulturzentrum kaufen und dann abreißen – dieser Ratsbeschluss der Stadt mit Blick auf das Zentrum für Kooperation und Inklusion (KD 11/13) in Altenessen hat zuletzt die Gemüter im Norden der Stadt gespalten. Während die einen den Eindruck haben, das Kulturzentrum habe seinen Zweck nie erfüllt, empfinden andere den möglichen Abriss als „empathielos“. Die Stadtspitze hat jetzt erklärt, warum sie für die Betreiber des Kulturzentrums Ansprechpartner bleiben will.

Käufer für Altenessener Kulturzentrum KD 11/13 gesucht

Der Betrieb an der Karl-Denkhaus-Straße kann nur noch bis Ende des Jahres aufrecht erhalten bleiben. Das hatten die Betreibergesellschaften des Kulturzentrums zuletzt erklärt. Sie sind in finanzielle Schwierigkeiten geraten, das jährliche Defizit würde 250.000 Euro betragen, wenn sie den Betrieb fortsetzen würden. Jetzt suchen sie einen Käufer für das ehemalige Gemeindezentrum.

Laut aktuellem Ratsbeschluss könnte das die Stadt sein. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Stadt noch kein Geld in das Kulturzentrum hineingesteckt. Das könnte sich jetzt ändern. „Wir wollen das bürgerschaftliche Engagement stärken“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Kufen. Der Stadt sei wichtig, dass die Immigranten-Vereine, die dort seit Jahren Räume mieten, schadlos herauskommen und die verlassen sich auch darauf.

Vereine in Altenessener Kulturzentrum auf Unterstützung der Stadt angewiesen

Muhammet Balaban, Vorsitzender des Essener Verbundes der Immigrantenvereine erklärt, dass sie ihre Arbeit fortsetzen wollen, notfalls an einem anderen Ort. Daher seien die Vereine froh über den Ratsbeschluss. „Dem KD 11/13 fehlte von Anfang an eine starke Hand, das Ende war leider abzusehen“, so Balaban, der befürchtet, dass Immigrantenvereine von vielen privaten Vermietern keine Räume bekommen würden. Sie seien demnach auf die Unterstützung der Stadt angewiesen. „Wenn wir das Kulturzentrum kaufen, könnten die Vereine dort bleiben, bis wir andere Räume gefunden haben“, so Kufen.

Es gibt aber noch einen anderen Grund für die Stadt, das Gebäude samt Grundstück mithilfe von Steuergeldern zu kaufen und dann abzureißen: Die Stadt will in dem sozioökonomisch kritischen Stadtteil Einfluss auf die städtebauliche Entwicklung haben. Zu oft haben Schrottimmobilien in den vergangenen Jahren für Negativ-Schlagzeilen und somit für ein schlechtes Image von Altenessen gesorgt. Das hat nicht zuletzt die Razzia am Palmbuschweg und in der Rahmstraße im Mai gezeigt. Sollte das KD 11/13 jetzt an einen beliebigen Käufer gehen, hätte die Stadt wenig Einfluss auf die Zukunft des Standortes.

Die Gebäude an der Altenessener Rahmstraße und am Palmbuschweg gelten als Schrottimmobilien.
Die Gebäude an der Altenessener Rahmstraße und am Palmbuschweg gelten als Schrottimmobilien. © Essen | Kerstin Kokoska

Wohnbebauung auf Grundstück des Altenessener Kulturzentrums nicht möglich

„Wenn wir das Gebäude kaufen, wird die Verwaltung zum Handeln ermächtigt und wir können die Entwicklung proaktiv betreiben“, sagt Stadtplanungsdezernent Martin Harter. Der gültige Bebauungsplan sehe an der Stelle zum Teil eine Parkfläche und zum Teil ein Kerngebiet für innerstädtische Nutzung vor; Einzelhandel, Einrichtungen von Wirtschaft, Verwaltung und Kultur. Harter: „Eine Wohnbebauung ist dort ausgeschlossen.“ Das gelte unter anderem auch für altengerechte Wohnformen.

Denkbar wäre für die Stadt an der Stelle laut Kufen der Wiederaufbau eines Kulturzentrums, ein Bürgerhaus ähnlich der Villa Rü, man könnte auch mehr Räumlichkeiten für das Sport- und Gesundheitszentrum mit dem Gesundheitskiosk schaffen oder eine Schule oder Kita errichten. Zur Not müsse man den Bebauungsplan dafür ändern. Kufen: „Ideen gibt es viele, nichts davon ist aber konkret, weil uns das Grundstück ja bisher nicht gehört.“ Sollte die Stadt es tatsächlich kaufen, würde es ein entsprechendes Verfahren mit Bürgerbeteiligung und allem Drumherum geben: „Wir wollen unseren Beitrag zur Stadtentwicklung leisten.“

Altenessener Allee-Center will Grundstück des Kulturzentrums nicht kaufen

Ein aktuelles Wertgutachten im Auftrag der Stadt habe ergeben, dass das Gebäude komplett marode ist und man zwölf Millionen Euro für die Sanierung investieren müsste. Daher komme für die Stadt eine Sanierung nicht in Frage. Man habe den Betreibern jetzt angeboten, das Gebäude für den damaligen Kaufpreis abzukaufen. Laut KD 11/13 lag der vor fünf Jahren bei 875.000 Euro. Ein Gutachten, dass das KD 11/13 selbst in Auftrag gegeben hat, beziffert den Wert des Gebäudes mit 2600 Quadratmetern Nutzfläche, Innenhof, Saal und Gemeinschaftsgarten laut Geschäftsführer Tuncer Kalayci auf 1,8 Millionen Euro. Es gibt also noch Verhandlungsbedarf.

Die Betreiber des Kulturzentrums hatten zuletzt durchblicken lassen, dass es durchaus noch andere Kauf-Interessenten gebe. Das benachbarte Allee-Center gehört nicht dazu. Ein Interesse an einer erweiterten Parkfläche bestehe dort nicht. Einer der Interessenten ist einer der KD 11/13-Mieter und Betreiber des Dein-Kult-Cafés. Eyüüphan Duy will nicht nur seine Gastronomie dort aufrecht erhalten, sondern auch das Kulturzentrum weiter betreiben und jetzt mit den Betreibern des Kulturzentrums in Verhandlung treten.

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