Essen-Altenessen. Dem Altenessener Dein-Kult-Café droht die Schließung. Mit einer Demo bekundeten Fans ihren Protest. So geht es jetzt weiter.
Rund 200 Fans des Dein-Kult-Cafés sind am Montag (27.8.) dem Aufruf des Betreiber-Ehepaares gefolgt: Das hatte zu einer Demo eingeladen, nachdem ihm vor Kurzem der Mietvertrag gekündigt wurde. Die Demo artete zu einer zwischenzeitlich kontroversen Party aus, verschiedene Generationen und auch Meinungen kamen zusammen. Für Café-Betreiber Eyyüphan Duy steht fest: „Ich gehe hier nicht raus.“
Vermieter ist noch das Kulturzentrum KD 11/13 an der Karl-Denkhaus-Straße, in dessen Räumen das Café vor einigen Jahren eröffnet hatte. Das KD 11/13 ist jedoch pleite und hat aus diesem Grund den Mietvertrag des Cafés zum 31. Dezember dieses Jahres gekündigt. Als sich die finanziellen Nöte abzeichneten, erklärte die Stadtverwaltung, sie wolle das Gebäude kaufen und abreißen, sollte sich kein anderer Käufer finden. Den dort ansässigen Vereinen und auch dem Café wolle man jedoch helfen, andernorts unterzukommen.
Kult-Café-Betreiber will Kulturzentrum in Altenessen kaufen
Davon will Eyyüphan Duy nichts hören, zu viel habe er sich an dem Standort aufgebaut. Er bot sich kurzerhand selbst als Käufer an, wolle das Konzept fortsetzen, an dem seine Vorgänger gescheitert sind: Die Räume des ehemaligen Gemeindezentrums werden an Vereine und Firmen vermietet, mit den Einnahmen die Betriebskosten finanziert. Das Kulturzentrum soll ein offenes Haus der Begegnung sein, ein Versammlungsort für Vereine, Verbände sowie Bürger. Auch die Stadt hat das KD 11/13 zuletzt regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. Hauptmieter sind derzeit vor allem Immigrantenvereine, die dort unter anderem Sprachkurse, Kunst-, Kreativ- und Sportangebote durchführen – ein Gewinn für die Integration von Zugezogenen und den gesamten Stadtteil, so die Idee.
Wie groß dieser Gewinn ist, lässt sich empirisch nicht belegen, wird aber von einigen hinter vorgehaltener Hand in Frage gestellt. Zu sehr würden die Vereine dort ihr eigenes Süppchen kochen, zu wenig sei es gelungen, die Akteure ins Stadtteilleben mit einzubeziehen. Andere Stimmen behaupten: Die Lebenswirklichkeit belege, dass Integration nicht automatisch geschehe, wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft und kultureller Hintergründe in einem Stadtteil zusammenleben. Sprachförderung und Angebote zur Begegnung seien zentrale Elemente, um Parallelgesellschaften entgegenzuwirken und Integration zu fördern. Das geschehe in diesem Haus.
Allee-Center in Altenessen will KD 11/13-Grundstück nicht kaufen
Duy will beweisen, dass nicht nur das finanzielle Konzept aufgehen kann, sondern auch die Einbindung und Ausstrahlung der Einrichtung in den Stadtteil besser gelingen kann. Der Café-Betreiber wirft den Verantwortlichen des KD 11/13, auch in einem Facebook-Beitrag, zudem Unterschlagung von Geldern und Misswirtschaft vor: „Die, die das hier ins Leben gerufen haben, haben es auch zum Versagen gebracht.“ Er habe die Fehler immer wieder benannt, mit ihm hätten die Verantwortlichen nicht zusammenarbeiten wollen. „Glaubt mir eins, ich bleibe hier und die anderen Leute müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagt Duy in dem Beitrag. Auf Anfrage erklärt Willi Overbeck als Mitbegründer des KD 11/13: „Ich werde zu seinen Behauptungen und Beschuldigungen nicht Stellung beziehen, weil klar ist, dass das für ihn nur eine neue Runde einleiten soll.“
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Ob die Betreiber des Kulturzentrums das Gebäude vor diesem Hintergrund an Eyyüphan Duy verkaufen, dürfte fraglich sein. Es gebe noch verschiedene andere Interessenten, hieß es in der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz. Details wurden nicht genannt. Abgewunken hat hingegen das Betreiberunternehmen des benachbarten Allee-Centers. Vor einigen Jahren zeigte dieses noch deutliches Interesse an dem Grundstück des KD 11/13, um dort Parkplätze zu errichten. Center-Managerin Andrea Schwenke erklärt jetzt auf Anfrage: „Die ECE (Betreiberunternehmen) hat kein Interesse an dem Grundstück, weil wir derzeit keinerlei Erweiterungen planen. Die Anfrage vom KD 11/13 haben wir daher auch schon abgelehnt.“
Rat der Stadt Essen diskutiert am Mittwoch (30.8.) über Kulturzentrum
Ob Ende des Jahres tatsächlich die Lichter ausgehen in dem Kulturzentrum an der Karl-Denkhaus-Straße und dem Kult-Café, darüber wird in der Ratssitzung am Mittwoch, 30. August, diskutiert: im nichtöffentlichen Teil. An diesem Detail wird mehr und mehr Kritik laut. Bisher wurden alle Anträge zum Thema KD 11/13 in sämtlichen städtischen Ausschüssen hinter verschlossener Tür diskutiert.
Was trotzdem durchdringt, ist: Es laufen viele Gespräche, in denen städtische Vertreter, Engagierte der ansässigen Vereine, Verantwortliche aus dem Kulturzentrum und Politiker nach einer Lösung suchen. Einer der Vorschläge: Es sollte sichergestellt werden, dass die vor Ort angesiedelten Projekte solange weiterlaufen können, bis geklärt ist, was mit dem Gebäude passiert und zu welcher Zeit ein Auszug notwendig wird. Das ginge notfalls mit einem städtischen Zuschuss. Langfristig fordern einige, ein Bürgerhaus Altenessen, auch als Anlaufstelle für die umliegenden Stadtteile, zu etablieren.
In einer vorherigen Version dieses Artikel stand, dass die Stadt das Grundstück nach dem Abriss des Gebäudes vermarkten will. Das hat die Stadt allerdings nicht gesagt.