Essen-Bergeborbeck. Ein Hersteller für Haushaltsgeräte bietet neuerdings Hilfe bei der Reparatur von Elektrogeräten an. Zu Besuch im Repaircafé in Bergeborbeck.

Im Essener Nordwesten hat die Firma WIK Elektrogeräte ein neues Repaircafé eröffnet. Ab sofort können Interessierte donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr mit defekten Elektrogeräten zum Schacht Neucöln 12 in Bergeborbeck kommen und sie unter Anleitung kostenlos reparieren.

Am ersten Tag gab es noch keine lange Kundenschlange vor dem Repaircafé, das anders als die meisten nicht von einem gemeinnützigen Träger, sondern von einem Elektrogeräteentwickler angeboten wird. Das neue Angebot lief langsam an. Aber nach und nach landeten dann doch Toaster, Schreibtischlampe und weitere Geräte auf dem Reparaturtisch. Um seinen defekten Toaster kümmert sich Stefanos Rousakis unter Anleitung selbst. „Der Schiebegriff, mit dem man normalerweise die Toastscheiben im Gerät versenkt, bleibt nicht unten. Das Ergebnis ist, dass das Toast nicht geröstet wird“, beschreibt er den Defekt.

Essener Team hilft bei der Reparatur von Elektrogeräten

Rousakis schraubt das Gerät auf und stellt schnell fest, dass an dem Griff eine Halterung abgebrochen ist. Die liegt glücklicherweise noch im Gerät. „Zwei Möglichkeiten gibt es. Ersatzteil bestellen und mindestens eine Woche ohne Toast auskommen (das ist dann der nächste Repaircafé-Termin) oder einen guten Kleber anwenden und versuchen das Problem sofort zu lösen“, erklärt Betriebsleiter Michael Dick. Der Kunde entscheidet sich für die Klebevariante und beim Test funktioniert das Gerät einwandfrei. Reparaturen wie diese sollen Elektroschrott vermeiden. Stefanos Rousakis ist mit dem Ergebnis seines Besuchs zufrieden.

Der Blick ins Innere des Toasters offenbart den Grund für den Defekt – ein Teil ist abgebrochen und muss geklebt werden.
Der Blick ins Innere des Toasters offenbart den Grund für den Defekt – ein Teil ist abgebrochen und muss geklebt werden. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Eine andere Dame hat eine defekte Schreibtischlampe mitgebracht, der Ein-/Aus-Schalter ist ausgebrochen. Da muss ein Ersatzteil her. Auch darum kümmern sich die Fachleute. „In guter Werkstatt- Atmosphäre und bei einem Kaffee möchte WIK ein Zeichen gegen die heutige Wegwerf-Gesellschaft setzen und gleichzeitig wertvolle Ressourcen schonen. Durch das Reparieren werden Gebrauchsgüter länger nutzbar gemacht und erhalten eine neue Wertschätzung, anstatt auf dem Müll zu landen“, erklärt der kaufmännische Betriebsleiter den Hintergrund der Aktion.

Das 1951 in Essen von Wilhelm Kruk gegründete Familienunternehmen lebe auch in der täglichen Arbeit Nachhaltigkeit und Umweltschutz, so Dick. Unter dem Motto „Free the sea“ werde in der Produktion auch recyceltes Plastik aus den Meeren verwendet, das unter anderem aus Asien stamme. Die WIK Gruppe ist ein Dienstleistungs- und Fertigungskonzern für elektrische Haushaltsgeräte mit Hauptsitz in Hongkong. In Essen geht es vor allem um Entwicklung und Design.

Repaircafé öffnet jeden Donnerstag in Bergeborbeck

Betriebsleiter Dick ist von der Idee des Repaircafés überzeugt: „Es ermöglicht den Austausch von Wissen über Reparaturen und die zugrundeliegende Technik. Laien und Experten arbeiten gemeinsam, bieten Hilfe zur Selbsthilfe und fördern ein bewusstes Konsumverhalten. Gleichzeitig bietet das Reparatur-Event die Chance für Menschen aus der Nachbarschaft, sich kennenzulernen und den lokalen Zusammenhalt zu stärken. Kommerzielle Ziele verfolgen wir mit dem Repaircafé nicht.“

Das Repaircafé öffnet jeden Donnerstag von 9 bis 12.30 Uhr bei der Firma WIK, Schacht Neu-Cöln 12. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Das sagt die Verbraucherzentrale zu Repaircafés

Repaircafés bieten an mehreren Stellen im Essener Stadtgebiet ihre Dienste an. Der Andrang und das Interesse der Nutzer sind offenbar groß. Viele möchten durch die Nutzung dieser Einrichtungen zum Umweltschutz beitragen. Die meisten wollen aber wohl gegenüber Reparaturen im Fachhandel Geld sparen. Doch worauf sollten Kunden beim Besuch von Repaircafés achten?

Laut Verbraucherzentrale gibt es keine wirklichen Fallen, in die ein Nutzer tappen könnte. Fast alle Anbieter seien haftpflichtversichert. Viele, so Philip Heldt, Referent Ressourcen-Schutz bei der Verbraucherzentrale NRW, ließen vor der Beratung auch Verzichtserklärungen unterschreiben. Das solle dem Kunden verdeutlichen, dass er eigenverantwortlich für sein Reparaturstück zuständig sei. Dem Anbieter gebe eine solche Erklärung wiederum Rechtssicherheit. Auf der von der Verbraucherzentrale NRW empfohlenen Webseite www.reparatur-initiativen.de findet man in Essen zwar nur vier Repair-Cafés, davon hat sich eines auf Fahrradreparaturen spezialisiert. Darüber hinaus gibt es in Essen viele weitere Angebote von Organisationen wie Awo, Caritas, Diakonie und anderen.

Heldt sieht die Repaircafés überaus positiv. „Mir ist bis heute nicht ein Fall bekannt, bei dem ein Nutzer etwas reklamiert oder gar geklagt hätte“, berichtet er aus seiner täglichen Arbeit. Vorsichtig solle man aber grundsätzlich schon sein. Die Verbraucherzentrale NRW sieht Repaircafés als Chance. „Wir sind Mitglied beim Runden Tisch Reparatur, der sich für das Recht auf Reparatur für Verbraucher einsetzt und den Schutz der Ressourcen vorantreibt. Jede Reparatur eines Elektrogerätes bedeutet weniger Elektronikschrott und Plastikmüll“, sagt Heldt. Die Kunden könnten dabei Reparaturtechniken lernen und müssten nur für eventuelle Ersatzteile zahlen. Weitere Informationen gibt es unter dem Suchwort „Repaircafé“ auf www.verbraucherzentrale.nrw.

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