Essen-Rüttenscheid. Der lange geplante Umbau des Spielhauses im Essener Grugapark ist fertiggestellt. Warum es so lange dauerte und was die Kinder sagen.

„Was lange währt, wird endlich gut.“ Simone Raskob, Dezernentin für Umwelt, Verkehr und Sport, konnte sich diesen Satz nicht verkneifen, als am vergangenen Donnerstag das neue Spielhaus im Grugapark nach zahlreichen Verzögerungen und Verschiebungen endlich eröffnet wurde. Über Jahre hatten sich die Arbeiten hingezogen, seit Freitag ist das Haus für Kinder im Alter von null bis zehn Jahren endlich wieder geöffnet.

Oder zumindest war es das zum Zeitpunkt von Raskobs Ansprache beinahe. Denn vor den offiziellen Startschuss hatte Ulrich Spie, Vorsitzender des Stiftungsvereins Grugapark, eine Art Generalprobe gelegt. Der Verein hatte Grün und Gruga unter anderem mit der Erarbeitung des pädagogischen Konzeptes unterstützt, und zur Eröffnung sollte genau das nun zunächst auf Herz und Nieren geprüft werden. Die Tester: Kinder der Kita Grugapark des Essener Kinderschutzbundes. „Nur wenn die Kinder sagen, dass alles in Ordnung ist, werden wir auch wirklich eröffnen.“ Dafür hatte Spie an alle Kinder einen Plan mit den einzelnen Stationen verteilt, auf dem sie ankreuzen sollten, was ihnen gefällt – und was nicht.

Getestet und für gut befinden wurden die Klettergeräte unter anderem von den fünfjährigen Elisa und Tynn (im Vordergrund).
Getestet und für gut befinden wurden die Klettergeräte unter anderem von den fünfjährigen Elisa und Tynn (im Vordergrund). © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Wiedereröffnung im Essener Grugapark verschoben

Rückblick: Erste Gedanken, das marode Spielhaus auf Vordermann zu bringen, waren bereits 2019 gereift. Damals startete der Stiftungsverein sogar eine Spendenaktion, bei der stattliche 25.000 Euro für die Inneneinrichtung zusammenkamen. Doch mit der Umsetzung des Projekts tat sich Grün und Gruga schwer. Die geplante Wiedereröffnung im Herbst 2021 erwies sich als zu optimistisch - tatsächlich hatten zu diesem Zeitpunkt die Bauarbeiten noch nicht einmal begonnen.

„Der Renovierungsbedarf war größer als erwartet“, erklärt Spie. „Es handelt sich hier um ein altes Gebäude aus der Zeit der Bundesgartenschau 1965, und beim Bauen im Bestand treten häufig Probleme auf, mit denen man vorher nicht gerechnet hat. Doch jetzt steht für Kinder ein weiterer attraktiver Anlaufpunkt im Grugapark zur Verfügung.“

Rüttenscheid: Naturspielhaus zum Klettern und Rutschen

Heißt: Was lange währt, wird endlich gut. Und gut ist es tatsächlich geworden. Aus dem Spielhaus ist ein Naturspielhaus geworden, das auf rund 135 Quadratmetern eine Spiel- und Erlebnisfläche für Kinder unterschiedlichen Alters bietet. Und der Name sagt bereits, worauf es künftig ankommt: das Thema Natur. Das bisherige Bällebad wurde durch einen nachgebildeten „Waldteich“ – ohne Wasser, versteht sich – ersetzt, verschiedenfarbige Teppiche imitieren die unterschiedlichen Tiefen eines Tümpels sowie eine Pfütze aus Matsch. Überall treffen die Kinder auf Abbildungen von Tieren, die sich im Boden unter Acrylglas befinden und sich in Spiegeln an der Decke wiederfinden.

Leoni und Benedikt, beide vier Jahre alt, testen den Zerrspiegel in der ersten Etage des Naturspielhauses.
Leoni und Benedikt, beide vier Jahre alt, testen den Zerrspiegel in der ersten Etage des Naturspielhauses. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Die Sitzgelegenheiten für Kinder und Eltern sehen aus wie Pilze, eine Tapete zeigt einen Birkenhain, das frühere Spielpodest wurde zur Baumkrone umgebaut und kann über eine Netz-Brücke mit Holzstamm erobert werden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zum Klettern wie Baumstämme mit Drehgelenken, außerdem Bänke und Picknick-Ecken sowie eine Empore, auf die sich Kinder beispielsweise zum Malen zurückziehen können. Alles ist mit natürlichen Materialien gebaut, alte Elemente, so Spie, wurden im Sinne der Nachhaltigkeit wiederverwendet.

Spektakuläre Rutsche aus der ersten Etage

Erstmals wurde auch der Raum in der oberen Etage mit in das Gesamtkonzept einbezogen. Spektakulär ist vor allem die Röhrenrutsche, die von dort aus hinunter ins Erdgeschoss führt. Auch sie war ein Grund für die Verzögerungen. „Es hat sich herausgestellt, dass die Raumhöhe sehr speziell ist“, blickt Spie zurück. „Deshalb konnten wir hier keine Standard-Rutsche verwenden, sondern es musste eine Spezialanfertigung gebaut werden.“ Immer wieder musste die Stadt Geld nachschießen. Immerhin konnte die letzte Kalkulation vom April 2022 gehalten werden: Die Kosten belaufen sich nun auf rund 270.000 Euro.

Naturspielhaus im Grugapark

Das Spielhaus ist während der Sommersaison von 10 bis 18 Uhr und während der Wintersaison von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Auch der Spielplatz mit Matschpumpe im Garten ist ab sofort wieder zugänglich.

Und was sagen die Kinder? „Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht“, erläuterte Spie den Anwesenden. „Zum einen haben die Kinder das Haus abgenommen, es kann also eröffnet werden.“ Und die schlechte Nachricht? „Die Kinder wünschen sich genauso eine Rutsche auch für ihre Kita, damit sie vom Dach direkt in den Grugapark rutschen können.“ Mal sehen, wann dieses Projekt angegangen werden kann.