Essen. Arman Marvani alias Dein Couseng rappt hauptsächlich über seine Heimat Essen. Was man aus seiner Sicht verpasst, wenn man den Norden nicht kennt.
Arman Marvani ist der „Sultan“, der „Patron“ von Essen, „Essen-City-Präsident“. Zumindest in seinen Songs. Als Rapper Dein Couseng thematisiert der 25-Jährige, aufgewachsen im Nordviertel und heute in Bergeborbeck zu Hause, vor allem eines: seine Heimatstadt. Im April 2023 hat der Essener mit iranischen Wurzeln seinen Job in einem Start-up-Unternehmen für künstliche Intelligenz an den Nagel gehängt und lebt seitdem von seinen Auftritten als Rapper, Entertainer und Moderator, gibt außerdem Workshops für Kinder. Zuletzt moderierte er das Projekt Rüttenscheid und trat dort auf.
Marvanis Alter Ego Dein Couseng ist eine freundliche Kunstfigur. Er sehe ihn als einen Freund, sagt der Rapper: „Dein Couseng ist jemand, dem man vertraut, der Geschichten so erzählt, wie sein Cousin sie im Wohnzimmer erzählen würde.“
Erste musikalische Erfahrungen sammelte Marvani mit sieben Jahren beim Klavierunterricht. Im Alter von 15 begann er, mit Freunden zu rappen, 2018 stand er zum ersten Mal im Studio. Musikalisch beeinflussten ihn US-amerikanische Rapper wie Tyler the Creator („Er hat mir gezeigt, dass man kompromisslos man selbst sein kann“), Kendrick Lamar oder Travis Scott. In Deutschland waren es Frankfurter Rapper wie Celo & Abdi, aber beispielsweise auch Rap-Combos wie Deichkind oder Fettes Brot.
Marvanis Songs sind gespickt mit Essener Referenzen und Anspielungen. „Fahr mit U11, wo ich Pläne feil; Bauch ist gefüllt mit Kebabfleisch; Deine Musik hört ja eh kein Schwein“ und „Bro, ich chill’ mit Jungs Kaiser-Wilhelm-Park“ heißt es in seinem Lied „Allee Center“. In „Ruhrpott Hollywood“ rappt sein Featuregast Qwasto: „Ich hänge heute wieder mal bei Rot-Weiss Essen; Ja, deine Mom kriegt von mir heute leidеr no iMessage“ und „Das ist der Norden-Drip, der wird nie losgelassen; Denk ich, wenn ich mir wieder 17 Stauder um die Ohren klatsche“.
Rapper Dein Couseng: „Essen ist, wo sich die wilden Storys abspielen“
„Essen ist, wo ich herkomme, wo meine Freunde sind, wo sich die wilden Storys abspielen“, sagt Marvani. „Ich will die Stadt mit meiner Musik repräsentieren, auf die Karte packen.“ Einen besonderen Platz nimmt in seinen Texten stets der Essener Norden ein, der Ort, an dem er aufgewachsen ist. Und gleichzeitig der Ort, dem aus seiner Sicht häufig Vorurteile entgegenschlagen, den viele laut dem Rapper gar nicht kennen, weil sie lieber über die Menschen dort reden als mit ihnen.
„Als Kind des Nordens habe ich irgendwann angefangen, in Rüttenscheid abzuhängen. Da habe ich mal einen Typen kennengelernt, der ganz stolz erzählte, dass er einmal in seinem Leben am Altenessener Bahnhof war“, erinnert sich der 25-Jährige. Dabei verpasse man etwas, wenn man den Norden meide: „Super-authentische Top-Menschen.“ Seinem Eindruck nach verkörperten viele Menschen aus dem Norden das, was man traditionell mit dem Ruhrpott verbinde. Ehrlichkeit, Direktheit, das nicht-in-Watte-gepackt-sein.
Essener Rapper machte selbst Erfahrungen mit Xenophobie
Marvani vermutet, dass unter anderem fremdenfeindliche Gefühle dazu führen, dass Menschen einen Bogen um den Essener Norden machten. Er selbst kennt das Gefühl, als Mensch mit ausländischen Wurzeln komisch angeschaut zu werden. „Stadtwald war für mich wie eine andere Welt. Ich hatte das Gefühl, für die Leute dort bin ich ein Alien“, erzählt er. Auch an diese Situation in einem Kaufhaus erinnert er sich: „Ein Mitarbeiter starrte mich die ganze Zeit an und hörte nicht damit auf, bis ich langsam auf ihn zuging. Dann drehte er sich plötzlich um. Das ist doch keine normale Erfahrung beim Shoppen.“
Eigene Erlebnisse hat Marvani vor allem früher in seinen Songs verarbeitet. „Ich geh‘ Edeka Stadtwald und brauch direkt n‘ Anwalt“, heißt es zum Beispiel in „Klauen“, einem Lied aus dem Jahr 2019. Rapper wie SSIO und KIZ hätten ihn dazu inspiriert, seine Erfahrungen mit Humor in die Texte zu weben, etwa, wenn er rappt: „Laufe in den Kiosk und die Frau guckt direkt schief; Lak, sie denkt ich hab’ ein Messer – ich studier‘ Philosophie; Sie ist passiv-aggressiv, gibt gut Acht, dass sie mich sieht; Ich werd‘ bis nach Haus verfolgt von einem Ladendetektiv.“ Inzwischen stünden aber bei seiner Musik andere Themen im Vordergrund, es gehe hauptsächlich um Essen-Rap und Spaß.
Rapper Dein Couseng arbeitet gerade an einer EP
Zurzeit arbeitet Marvani, der bisher immer nur einzelne Songs herausgebracht hat, an einer EP. Ein großes Plattenlabel hat er nicht im Hintergrund, er macht alles selbst mit einem kleinen Team, das für ihn produziert. Sein Studio befindet sich in Kray. Irgendwann würde er auch gerne ein Album veröffentlichen, aber das sei schon „ein heftiges Ding“: „Bei einem Album muss alles zusammenpassen, die Musik muss aufeinander abgestimmt sein. Ich bin sehr perfektionistisch.“
Wer Dein Couseng für einen Auftritt oder Workshop buchen möchte, kann sich per Instagram-Direktnachricht (@dein.couseng) bei ihm melden.
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