Essen-Kray. Warum in Essen-Kray künftig oft Fisch angeliefert wird, und was das mit dem Traditionshaus Haus Helwig zu tun hat. Der neue Wirt hat viele Pläne.
Im traditionsreichen Haus Helwig an der Krayer Straße Ecke Korthover Weg tut sich etwas. Seit einiger Zeit steht das Haus leer, nun prangt an der Fassade ein großes Banner, das den „Toki-Garden“ ankündigt mit einer speziellen Version der „Asia Fusion“. Zur Neueröffnung Anfang August verspricht Gastronom Van Xuan Tong „zehn Prozent Rabatt“.
Da lohnt sich ein Blick ins Innere, wo derzeit noch alles Baustelle ist: Die Küche ist längst nicht eingerichtet, der Gastraum noch ein geordnetes Chaos. Doch die derzeitige Mischung der Stilrichtungen deutet bereits an, wohin die Reise gehen soll: Die dunkle Wandvertäfelung ruhrgebietstypischer Kneipen-Kultur und eine analog gestaltete Decke wurden mit Bambushölzern ergänzt; erste asiatische Einflüsse deuten sich an.
Neueröffnung in Essen-Kray am 2. August
Und mitten auf dieser Baustelle zwischen Barbereich und Bohrmaschine steht Van Xuan Tong. Schnell gibt er seinem Team noch einige Instruktionen, die genauestens umgesetzt werden, und dann präsentiert er, strahlend vor Glück, die Räume, die er zukünftig mit einer Mischung aus vietnamesischen, japanischen und thailändischen Gerichten bespielen will. „Noch ungefähr eine Woche, dann ist der Gastraum fertig. Dann können wir alles vorbereiten. Die Eröffnung ist für den 2. August geplant.“
Schon einige Gastronomen haben sich hier an der Krayer Straße 302 versucht. Aus dem gutbürgerlichen Haus Helwig, das seit Generationen in Kray beheimatet war, wurde 2015 „La India“, schließlich zog ein Grieche ein, seit Jahresbeginn stand die große Eck-Kneipe wieder leer.
Tong hat das Haus gefunden, wie man das heutzutage eben tut: über eine Immobilienseite im Internet. „Ich möchte mein Unternehmen vergrößern“, sagt er, „deshalb war ich dort auf der Suche nach geeigneten Räumen“. In Kray wurde er fündig und unterschrieb dort unlängst einen Pachtvertrag über zehn Jahre. Vor der Unterschrift hat er allerdings die Konkurrenz in der Umgebung getestet und befunden: An diesen Ort passt asiatische Küche wie die berühmte Faust aufs Auge.
Gastronomen-Familie Tong setzt vor allem auf Sushi und Sashimi
Tong stammt aus einer Gastronomie-Familie. „Wir sind schon seit 100 Jahren in der Branche“, blickt er zurück. „Meine Großeltern hatten in Nord-Vietnam ein Restaurant, da habe ich schon als Kind mitgeholfen.“ Und auch in Deutschland ist die ganze Familie am Start, Bruder und Schwester helfen im Familienunternehmen mit, es gibt ein Restaurant in Offenburg und seit Oktober vergangenen Jahres auch in Dortmund.
Glaubt man den Bewertungen im Internet, soll Ente eine der Spezialitäten in eben diesem „Toki-Garden“ in Dortmund sein. Noch ist die Speisekarte für Essen-Kray nicht gedruckt, doch sicher ist, dass es Fleisch geben wird und dass auch Vegetarisches und Veganes seinen eigenen Platz erhalten soll. Das absolute Muss im „Toki-Garden“ aber, das zeigt sich schon vor der Eröffnung, ist Fisch. Vor allem in Sachen Sushi und Sashimi soll das Angebot umfangreich werden.
Die Demonstration folgt auf dem Fuß. Tong öffnet Boxen, die er aus Dortmund mitgebracht hat, und beginnt, auf zwei Schieferplatten kalte Leckereien anzurichten: ein bisschen Rind, viel Lachs, Riesengarnelen, grüner Spargel, Sashimi, Sushi, Gemüse und sechs Sorten Soßen von pikant über Erdnuss und Mango zu süßsauer bis hin zu einer selbst gemachten Mayonnaise. Was da in wenigen Minuten entsteht, ist nicht einfach ein Tellergericht, es ist ein Kunstwerk mit Blümchen, Schirmchen und Mini-Bambus-Wand.
Hohe Qualitätsansprüche vor allem in Sachen Fisch
„Das ist bei uns besonders beliebt“, sagt Tong und deutet auf eine große Rolle, die viele Ingredienzien vereint: Garnelen, Krabbenfleisch, Thunfisch, Avocado, Reis lassen sich auf den ersten Blick erkennen, weitere Zutaten ergänzen alles zu einem wunderbaren Ganzen. Sashimi, erzählt er, beziehe er über einen Großhändler aus Norwegen, „da ist die Qualität super“. Zweimal pro Woche sollen künftig in Kray, genau wie in Dortmund, jeweils etwa sieben bis acht Kilogramm Fisch angeliefert werden.
Tong ist die Vorfreude für sein neues Reich aus dem Gesicht abzulesen, und er weiß aus Erfahrung, worauf es ankommt. Serviert wird nur à la carte, Tong ist kein Freund von Büffets. „Darunter leidet die Qualität. Bei uns kommt alles frisch aus der Küche.“ Überhaupt ist „Qualität“ das meistgebrauchte Wort des Tages. „Kunden sind schlau“, sagt er, „wenn die Qualität gut ist, kommen sie wieder. Deshalb achten wir besonders auf die Waren, die wir angeliefert bekommen, überprüfen unsere Bestellungen sofort auf ihre Qualität. Die Qualität muss stimmen“.
Das bestätigen auch die Google-Bewertungen: Das „Toki-Garden“ in Dortmund erhält hier 4,4 von 5 Punkten. Gelobt werden vor allem das Essen, der Service, das Ambiente und das Preis-Leistungs-Verhältnis. „Das Konzept in Essen wird etwa das gleiche sein“, kündigt Tong an. „Aber wir werden die Auswahl etwas vergrößern, es soll auch gebratenen Reis und gebratene Nudeln geben.“
Außengastronomie und Lieferservice ergänzen das Konzept für Essen-Kray
60 bis 80 Plätze wird das Restaurant im etwas verwinkelten, aber recht großen Gastraum erhalten, im Sommer kommen noch einmal 25 Außenplätze hinzu. Hinter dem Haus befinden sich zehn Kundenparkplätze – beste Voraussetzungen also, um hier Gäste aus dem Stadtteil und darüber hinaus zu empfangen.
Wer bei „Toki-Garden“ essen möchte, muss aber nicht zwangsläufig im Restaurant Platz nehmen. Telefonisch zu bestellen und die Gerichte selbst abzuholen wird künftig zu den Öffnungszeiten möglich sein, und auch beim bekanntesten Online-Lieferservice möchte Tong seine Gerichte anbieten.
Noch fehlen die Möbel, auch Blumendekorationen werden erwartet; die Bilder aus der Heimat liegen eingerollt auf dem Tisch, die Bilderrahmen daneben. Es sind noch einige Handgriffe zu tun, bis es losgehen kann. Haus Helwig wird asiatisch.