Essen-Karnap. Die Grundschule in Essen-Karnap platzt aus allen Nähten. Verantwortliche kämpfen für mehr Räume in der benachbarten Hauptschule – erfolglos.
Elf zusätzliche Klassenzimmer – davon träumt Grundschulleiter Udo Moter in Essen-Karnap. Die Maria-Kunigunda-Schule dort platzt nämlich aus allen Nähten. Die Erfüllung des Traums liegt nur wenige Meter entfernt im Obergeschoss der ehemaligen Hauptschule. Vorerst bleiben die zusätzlichen Räume aber ein Traum und das, obwohl sich der Platzmangel an der Grundschule absehbar noch verschärfen wird.
Im Schuljahr 2024/2025 muss Udo Moter eine weitere Klasse an seiner Schule unterbringen, noch ein Jahr später muss der Rechtsanspruch auf einen Platz im Offenen Ganztag umgesetzt werden. „Wir haben schon alle Fachräume und Förderräume aufgegeben“, erklärt der Schulleiter. Musik- und Werk-, Türkisch- und Differenzierungsraum gehören der Vergangenheit an. Dort wo eigentlich Nachmittagsbetreuung stattfinden soll, werden jetzt auch Schüler und Schülerinnen unterrichtet.
Im Essener Norden sie Schule oft wichtiger als Elternhaus
Und das in einem Stadtteil, wo die Institution Schule für die Kinder laut Udo Moter oft wichtiger sei als das Elternhaus. Die Armutsquote ist hoch in Karnap, ebenso die Arbeitslosenquote. Die Maria-Kunigunda-Schule ist die einzige Grundschule im Stadtteil, rund 330 Kinder werden dort unterrichtet, darunter viele Geflüchtete.
„Wenn wir die Aufnahme verweigern würden, müssten Kinder in einem anderen Stadtteil zur Schule gehen. Und das, obwohl Geschwister schon vielfach bei uns sind“, hatte Schulleiter Udo Moter schon 2019 erklärt. Auch damals hatte er schon versucht, die obere Etage der ehemaligen Hauptschule am Karnaper Markt, also nur wenige Meter weiter, zu reaktivieren. In dem Zusammenhang will er auch für den Stadtteil aktiv werden, mit dem Kindergarten und anderen Institutionen zusammenarbeiten.
Erdgeschoss und die erste Etage wurden in den vergangenen Jahren renoviert und werden jetzt unter anderem von der Grundschule genutzt, drei Klassenzimmer und eine Ganztagsgruppe sind dort untergekommen. Außerdem hatte 2014 eine Kita eröffnet. Die zweite Etage steht bis heute leer: 11 Klassenzimmer auf 1100 Quadratmetern.
Sanierung der Hauptschule in Essen-Karnap müsse erst gecheckt werden
Auf Anfrage erklärt Stadtsprecher Burkhard Leise: „Die weitere Etage im zweiten Obergeschoss kann aufgrund von erforderlichen Sanierungsmaßnahmen kurzfristig und ohne weiteren Aufwand weder für den schulischen Betrieb noch für sonstige Zwecke genutzt werden.“ Im ersten Schritt müsste ermittelt werden, welche Sanierungsarbeiten nötig wären. Geklärt werden müssten dafür unter anderem Aspekte wie Brandschutzkonzept, Fluchtwege, Schadstoffe, die Raumnutzung je nach Anforderung an Beleuchtung sowie Wasserversorgung und Installationswege für Stromversorgung sowie Sicherheitstechnik.
Dass das nicht längst erfolgt sei, ärgert auch Michael Schwamborn. Der SPD-Ratsherr und Ortsvereinsvorsitzende ist auch im Förderverein der Schule aktiv und setzt sich schon seit Jahren für die Reaktivierung der ehemaligen Hauptschule ein: „Die Stadt priorisiert Schulneubauten, obwohl es hier Räumlichkeiten gibt, die nur ausgebaut werden müssten.“ Seiner Meinung nach habe Oberbürgermeister Thomas Kufen schon vor Jahren gesagt, er wolle den Ausbau der Hauptschule in Karnap zur Chefsache machen.
Zahl der Erstklässler steigt in Essen seit Jahren
Dass Druck auf dem Kessel ist, weiß man auch in der Stadtverwaltung, schließlich steigt die Zahl der Erstklässler seit Jahren. Dennoch sagt Burkhard Leise, dass eine mögliche Reaktivierung des zweiten Obergeschosses der Hauptschule noch abzuwägen sei. Sätze wie diese hört Udo Moter seit Jahren – mit zunehmender Verärgerung: „Wir sehen zu, wie die Bildung der Kinder den Bach runtergeht und das für lächerliche Summen.“ Die Reaktivierung der Räume sei schließlich deutlich günstiger als ein Neubau. Jetzt muss sich der Schulleiter mit sogenannten „Multifunktionsräumen“ behelfen. Räume also, in denen der Spagat zwischen (Fach-) Unterricht, Betreuung und Differenzierung gelingen soll. Udo Moter vergleicht das mit dem eigenen Wohnzimmer, was auch die ganze Nachbarschaft nutzen soll: „Pädagogisch ist das das Schlimmste, was man in so einer Gegend hier machen kann.“
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