Essen-Stadtmitte. In der Essener Innenstadt gibt es zweimal wöchentlich einen Markt an der Porschekanzel. Der Markt kommt aus dem Dornröschenschlaf nicht heraus.

Der Wochenmarkt in Essens Innenstadt ist wohl der am wenigsten typische Wochenmarkt im ganzen Stadtgebiet, was zweifelsfrei mit seinem Standort zu tun hat. Dass es überhaupt einen Wochenmarkt in der City gibt, dafür haben Menschen vor Jahrzehnten lange gekämpft. Doch aus dem Dornröschenschlaf kommt der Markt so richtig nicht heraus.

Der Markt liegt in Sichtweite der gleichnamigen evangelischen Kirche, was eine gewisse Markttradition an dieser Stelle vermuten lässt. Am Tag unseres Besuchs sind es genau elf Stände, die sich an der Porschekanzel versammeln, es ist Freitagmorgen, neun Uhr, und Katharina Morgenroth von der „Bäckerei Heidrich“ sagt: „Die letzten Tage waren anstrengend hier.“

Mustafa Gökhan Yaman wartet an seinem Feinkoststand auf Kundinnen und Kunden.
Mustafa Gökhan Yaman wartet an seinem Feinkoststand auf Kundinnen und Kunden. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Warum das denn? „Wegen der Socca-WM.“ Sie meint die Kleinfeldfußball-Veranstaltung auf dem Kennedyplatz, mit Extra-Stadion, langen Schlangen, bester Stimmung, aber es war am Rand eben auch viel Trubel. „Die Hitze tat ihr Übriges.“

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Ja, die Hitze, die ist an dieser komplett schattenfreien Stelle echt ein Problem. Einerseits. „Der Markt läuft nur bei gutem Wetter“, sagt dagegen Waldemar Noch an seinem Wurststand der Firma „Fleischerei Werner Weiß“ aus Duisburg. „Früher war es immer sehr gut hier, aber es bröckelt.“

Wenn die Innenstadt an Attraktivität verliert, merkt das auch der Markt. „Stammkunden gibt es kaum, für uns läuft das Geschäft hier gut, weil die Angestellten aus den Büros bei uns ihre Brötchen oder Waffeln kaufen“, sagt Katharina Morgenroth vom Bäcker-Stand. Man merkt’s am Angebot: wenig Brot, viel süße Snacks – Waffeln, Berliner, Kuchen.

Das Geschäft läuft vor allem in den Weihnachtswochen

„Das Geschäft an diesem Standort lohnt sich vor allem in den Weihnachtswochen, dann ist es immer voll“, sagt Rashad Allahverdiyev, der einen Stand mit Trockenobst und Nüssen betreibt. „Samstags auf dem Wochenmarkt in Werden ist es grundsätzlich besser.“ Trotzdem lohne sich das Geschäft noch für ihn in der Essener Innenstadt, „doch im Sommer ist zu wenig los“. Während der Ferien vor allem, wegen der Hitze vor allem.

Laut Sandra Evers von der für die Wochenmärkte zuständigen Stadttochter EVV Verwertungs- und Betriebs GmbH (EVB) ziehen die Händler zu Zeiten besonderer Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, Lichtwochen, Essen Original oder Essen verwöhnt aus Platzgründen regelmäßig auf die Kettwiger Straße um. Evers weist darauf hin, dass der Blumenstand in Höhe der Münsterkirche und der Obst-/Gemüsestand weiter oben auf der Kettwiger Straße Richtung Bahnhof nicht zum EVB-Markt gehören.

Mittagessen gibt es bei Petra Kacar an der Gulaschkanone auf dem Wochenmarkt in der Innenstadt. Erbsen- und Linsensuppe sind beliebt, erzählt sie.
Mittagessen gibt es bei Petra Kacar an der Gulaschkanone auf dem Wochenmarkt in der Innenstadt. Erbsen- und Linsensuppe sind beliebt, erzählt sie. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Markttage: dienstags und freitags, 9 bis 18 Uhr.

Erreichbarkeit und Parkplätze: Der Markt befindet sich in der Essener Innenstadt, in der Nähe von Marktkirche, Rathaus-Galerie und Kennedyplatz in der Fußgängerzone. Zu Fuß ist er gut zu erreichen, man kann im Rahmen eines Stadtbummels die Stände besuchen. Kostenfreie Parkplätze gibt es in der Innenstadt kaum. Man kann die Parkhäuser Rathaus-Galerie oder Kennedyplatz gegen entsprechende Gebühr nutzen oder mit Parkschein im Umfeld parken. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, hat es nicht weit zur Haltestelle Rathaus Essen, wo die Straßenbahnlinien 101, 103, 105, 106, 107, 108 und 109 halten, sowie die Busse 145, 154, 155, 166, 196 und E93.

Vielfalt des Angebots: Wer Hunger hat, kann sich im Vorbeigehen eine Gulaschsuppe oder Erbsensuppe genehmigen. Gibt’s auch vegetarisch. Am Feinkost-Stand gibt es den „Mediterran-Teller“, Frischkäse, eingelegte Oliven und Peperoni und mehr, mit warmem Brot als Beigabe. Frisches Obst und Gemüse sucht man vergebens. Weiter im Angebot: schlesische Wurstwaren, Geflügel, Wild, Eier, Fisch, Mais/Popcorn und Falafel. Freitags gibt es zusätzlich Gewürze.

Andere Einkaufsmöglichkeiten: Da sich der Markt mitten in der Innenstadt befindet, gibt es im Umfeld Geschäfte aller Art, der Marktbesuch lässt sich gut mit einem Einkaufsbummel oder Erledigungen im nahen Rathaus verbinden.

Snacks und Aufenthaltsqualität: Wer im Umfeld in Geschäften oder Büros arbeitet, findet auf dem Markt Speisen unterschiedlicher Art – von bürgerlich bis mediterran – für die Mittagspause. Aber wo setzt man sich hin, um die Speisen zu genießen? Rund um die Marktkirche gibt es Sitzmöglichkeiten höchstens auf Treppenstufen. Mitnehmen in die Eisdiele (Toscani auf der Kettwiger ist nicht weit) kann man den Mediterran-Teller wohl kaum.

Toiletten: Sind nicht vorhanden.

Preise: Gulaschsuppe mit Putenfleisch gibt es für fünf Euro, Erbsensuppe für 3,90 Euro. Der Mediterran-Teller am Feinkoststand ist für neun Euro zu haben.

Ambiente und Kundenstruktur: Was komplett fehlt, sind Obst und Gemüse. Aber vielleicht ist das auch symptomatisch für diesen Markt, der irgendwie nicht richtig funktionieren will: Es fehlen einfach die Leute, die hier frische Sachen kaufen wollen. „Das ist das Problem der Lage“, sagt Wurst-Verkäufer Waldemar Noch. „Niemand will seine frischen Lebensmittel von der Innenstadt aus nach Hause schleppen, der Weg ist zu weit, da verdirbt die Ware ja.“

Klingt einleuchtend – der Innenstadt-Markt: eher ein Snack-Markt. Oder für Menschen, die vorübergehen.