Essen-Freisenbruch. Die Kosten für die Sanierung im Bürgerhaus Oststadt steigen. Stadt nennt einige Gründe – wie Vandalismus, Einbrüche und mangelhafte Arbeiten.
Die umfangreiche Sanierung im Bürgerhaus Oststadt war lange überfällig, darin sind sich wohl alle einig. Nun kostet sie allerdings statt der ursprünglich geplanten 1,4 Millionen Euro fast sieben und eine Wiedereröffnung in diesem Jahr wird es voraussichtlich auch nicht geben. Das wiederum erstaunt und verärgert Nutzer wie Politiker. Nun soll der Rat zunächst über weitere Gelder für die Arbeiten in dem sozialen Treffpunkt beschließen.
Die Anlaufstelle wird in den Stadtteilen Freisenbruch und Horst dringend benötigt, nicht nur, weil sich hier bis zu 100 Senioren bei Angeboten der Arbeiterwohlfahrt getroffen haben, weil es hier den Second-Hand-Laden für Bedürftige gab, dazu vielfältige Angebote für junge Familien, Mütter, Schüler und all diejenigen, die Hilfe bei bürokratischen Hürden oder einfach mal ein offenes Ohr brauchten. Leben doch allein in den umliegenden Hochhaussiedlungen Bergmannsfeld und Hörsterfeld Menschen aus bis zu 30 Nationen. Das Haus bot ihnen alles, von Freizeitaktivitäten über Sport bis zur Lebenshilfe.
Nun dauert die Renovierung länger als geplant, warten die einen sehnsüchtig auf ihren Treff, während andere die schleppend laufenden Arbeiten bemängeln. Zuletzt verwiesen die Ratsfrauen Michaela Heuser und Agnes Tepperich auf das Steeler Kulturforum, wo Hürden bei der Sanierung aus dem Weg geräumt, die Beteiligten einbezogen und darüber aufgeklärt werden konnten.
So war es auch im Bürgerhaus Oststadt geplant. Während der Schließungsphase sollte es Treffen mit Nutzern und Nutzerinnen geben, um sie auf dem Laufenden zu halten und einzubeziehen. Funktioniert so gut wie gar nicht – fassen die Politikerinnen das Vorhaben zusammen. Oftmals gebe es Informationen nur auf Anfrage aus der Politik.
Nun halten die Bezirksvertreter die Vorlage in Händen, in der Probleme wie erneute Baukostenerhöhung detailliert geschildert werden und sind mitunter rat- oder gar fassungslos. Denn bereits 2017 hat der Rat den Baubeginn für die Generalsanierung des Bürgerhauses Oststadt beschlossen – mit Kosten von 1,4 Millionen Euro. Nachfolgende Untersuchungen der Bausubstanz, gestiegene Anforderungen des Brandschutzes sowie zusätzliche denkmalpflegerische Vorgaben machten einen ersten Strich durch die Rechnung. 2019 lagen die Baukosten dadurch bereits bei vier Millionen Euro.
Manche Schäden und Arbeiten sind erst im Laufe der Sanierung festgestellt worden
Dabei blieb es nicht, denn im Laufe der Arbeiten traten einerseits weitere Mängel zu Tage, andererseits gab es laut Stadt auch mangelhafte Ausführung der Arbeiten durch die beauftragten Firmen. Blicken die Verantwortlichen der Stadt nun auf die gestiegenen Kosten sowie den Terminverzug, erklären sie diese mit verschiedenen Faktoren.
So sind manche Schäden und aufwendigeren Arbeiten erst im Laufe der Sanierung festgestellt worden, wie etwa nach dem Ausbau der Abhangdecke. Zudem habe die nicht mehr zeitgemäße Medientechnik erneuert werden müssen, Dachundichtigkeiten über der ehemaligen Gaststätte und der Bibliothek seien festgestellt worden. Mehrere Einbrüche und Vandalismus erforderten weiterhin die Bewachung der Immobilie, die wiederum Kosten nach sich zog.
Lieferkettenprobleme sowie eine verschärfte Marktsituation in der Pandemie
„Beim Abbau der Bühnenelemente und der Bühnenbeleuchtung wurde festgestellt, dass die Elemente nicht mehr eingebaut werden können“, heißt es von der Stadt. Umplanen mussten die Zuständigen vor allem dort, wo bei den Arbeiten (vor allem in den Bereichen, die vor Beginn der Schadstoffsanierung nicht zugänglich waren) beispielsweise andere Bauweisen als zunächst angenommen vorgefunden wurden.
Die Arbeiten gerieten dann auch deshalb ins Stocken, da es in der Pandemie Lieferkettenprobleme sowie eine verschärfte Marktsituation gab: „Viele Firmen waren zeitweise nicht arbeitsfähig oder nicht immer sofort und mit ausreichender Kopfstärke verfügbar.“
Einige der externen Fachplaner hätten trotz angemahnter schleppender und mangelhafter Planungsleistungen nicht nachgebessert. Die Konsequenz sei gewesen, dass erhebliche Personalressourcen der Immobilienwirtschaft in das Projekt umgelenkt werden mussten. Auch hätten ausführende Firmen unvollständige, mangelhafte und verspätete Leistungen erbracht.
Nun sollen die Arbeiten im Gebäude nach aktuellem Stand im ersten Quartal 2024 abgeschlossen sein. Dann sollen die Außenanlagen an der Reihe sein. Dort müssen die Treppen- und Terrassenanlagen instand gesetzt werden, auf der Liste stehen auch Beete, die Sanierung und Ertüchtigung der Spielplatzflächen sowie die Außenbeleuchtung.
Die Arbeiten an den Außenanlagen sollen nun 2024 und 2025 erledigt werden
Alles in allem seien immer mehr Mängel auch bei den über 40 Jahre alten Außenanlagen zum Vorschein gekommen. Eine Bestandsaufnahme machte schließlich eine Landschaftsplanerin und ermittelte einen Sanierungsbedarfes von rund einer Million Euro. Der ursprüngliche Sanierungsansatz habe sich hingegen lediglich auf den Innenbereich bezogen. Die Arbeiten an den Außenanlagen sollen nun 2024 und 2025 folgen.
Alles in allem erhöhen sich die Gesamtkosten nochmals um 2,9 Millionen auf 6,9 Millionen Euro. Darüber soll der Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch, 14. Juni, entscheiden, die Entscheidung im Rat steht am 21. Juni an.