Essen. Der von der Stadt Essen geplante Ausbau des Stadions an der Hafenstraße wird kein Selbstläufer. In der Politik gibt es Vorbehalte.
Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) wirbt für den Ausbau des Stadions an der Hafenstraße. Ende Juni soll der Rat der Stadt 950.000 Euro an Planungskosten freigeben. Anfang 2026 könnten die vier Ecken der Fußballarena geschlossen werden. Dass es so kommt, ist keinesfalls ausgemacht, denn in der Politik ist der Stadionausbau alles andere als ein Selbstläufer. Vorbehalte gibt es in Reihen der Grünen, die im Rat mit der CDU kooperieren.
Ulrich Pabst, sportpolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion, tut sich nach eigenen Worten schwer mit dem geplanten Ausbau: „20 Millionen Euro sind eine Menge Geld.“ Davon profitieren würde vor allem Rot-Weiss Essen, gibt der Ratsherr zu bedenken. Dass das Stadion nach einer Erweiterung den Ansprüchen des Weltfußballverbandes FIFA genügen würde und darüber hinaus als Veranstaltungsort gewinnen würde, diese Argumente der Verwaltung nennt Pabst vorgeschoben.
Anwohnerstraßen sind bei Heimspielen von RWE regelmäßig zugeparkt
Bedenken äußert der Grünen-Politiker auch, weil die Verkehrsbelastung rund um die Hafenstraße zunehmen sollte, sollte die Zuschauerkapazität des Stadions von heute rund 20.000 auf rund 26.600 Plätze anwachsen. Mit dem Aufstieg von RWE in die 3. Liga ist das Interesse noch einmal gewachsen, Anwohnerstraßen sind bei Heimspielen regelmäßig zugeparkt.
Eine bessere Anbindung an den öffentlichen Personen-Nahverkehr wie auch an den Fuß- und Radverkehr soll deshalb geprüft; auch das ist Bestandteil des Beschlusses den der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 21. Juni auf Vorschlag des Oberbürgermeisters fassen soll. Geplant ist zudem der Bau eines Fahrradparkhauses auf dem Stadionvorplatz. Ulrich Pabst wertet dies als „Bonbon“, das den Grünen die Zustimmung schmackhaft machen soll.
Noch hat sich die Grüne-Ratsfraktion keine abschließende Meinung darüber gebildet, ob sie der Empfehlung der Verwaltung folgen soll oder nicht. Auch in anderen Fraktionen wird darüber noch diskutiert. Florian Fuchs, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, hat sich bereits festgelegt: „Ich finde, wir sollten das machen“, sagt er zum Stadionausbau. Der Fokus liege dabei eben nicht nur auf Rot-Weiss Essen, betont Fuchs. „Das Stadion ist ein Veranstaltungsort für Länderspiele und für Konzerte“ – und würde seiner Meinung nach an Attraktivität gewinnen.
Ähnlich sieht dies Daniel Behmenburg, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Seine Sorge: „Wenn wir es jetzt nicht machen, kommt der Ausbau nie“, sagt der Kettwiger Ratsherr in Anspielung auf steigende Baukosten. Die städtische Grundstücksverwaltung GVE kalkuliert mit Kosten in Höhe von rund 21,9 Millionen Euro.
Der Pachtvertrag mit Rot-Weiss Essen soll neu verhandelt werden
Ablehnung signalisiert Die Linke im Rat der Stadt. Sie nennt den Stadionausbau „einen verzichtbaren Luxus“. Wirtschaftlich lasse sich der Ausbau für die Stadt Essen nicht darstellen, sagt Wolfgang Freye, Vertreter der Linken im Planungsausschuss des Stadtrates. Dringender wäre es nach Ansicht der Linken, die Verkehrsprobleme zu lösen – durch eine Verlängerung der Straßenbahn bis zum Stadion.
Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass die Kosten für den Betrieb des Stadions durch einen Ausbau steigen werden, nennt aber keine konkreten Zahlen. In diesem Jahr bezuschusst die Stadt Essen den Stadionbetrieb mit 1,6 Millionen Euro. Damit dieser Betrag nicht weiter steigt, soll der Pachtvertrag mit Rot-Weiss Essen neu verhandelt werden.
RWE zahlt bislang eine Pacht abhängig vom Umsatz und von der Ligazugehörigkeit, über deren Höhe haben beide Stillschweigen vereinbart. Der Ausbau würde dem Verein die Möglichkeit eröffnen, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, insbesondere durch die Vermietung weiterer Logen. Geplant sind 17 Logen auf zwei Ebenen in der westlichen Ecke zwischen Haupttribüne und Gottschalk-Tribüne mit bis zu 394 Plätzen. Aktuell verfügt das Stadion über 271 Logenplätze.
Mit dem Ausbau des Stadions stünden 14.650 Sitz- und 12.024 Stehplätze zur Verfügung
Darüber hinaus würde die Kapazität steigen auf 14.620 Sitzplätze und 12.025 Stehplätze, von denen als sogenannte „mobile“ Plätze bei Bedarf 5.418 in Sitzplätze umgewandelt werden könnten. Für internationale Spiele verlangt die FIFA mindestens 20.000 Sitzplätze. Diese Vorgabe wäre damit erfüllt.
Gibt der Rat der Stadt die Planungsmittel frei, soll Anfang 2024 der Baubeschluss gefasst werden. Die GVE rechnet für das gesamte Projekt mit einer Laufzeit von 40 Monaten. Anfang 2026 könnte die letzte der vier Ecken geschlossen werden, das Fahrradparkhaus soll bis Sommer ‘26 stehen.