Essen. Ein großes Fußballfest feierten Fans aus aller Welt am Wochenende in Essen. Und das deutsche Team fuhr bei der „Socca-WM“ schon zwei Siege ein.
Ausgelassene Fan-Gesänge und „Deutschland, Deutschland“-Schlachtrufe, fette Beats aus den Lautsprechern und Fahnen aus 44 Ländern von Albanien bis Zypern, schnelle Spiele auf dem Kunstrasen und internationales Flair in der Essener Innenstadt: Vor „ausverkauftem“ Haus ist am Freitagabend auf dem Kennedyplatz die „Socca-WM“ eröffnet worden. Essen richtet das Ballspektakel bis zum 11. Juni aus.
Aus Sicht des deutschen Teams verlief der Auftakt perfekt: Die Mannschaft besiegte in ihrem ersten Spiel am Freitag Zypern (1:0) und in der zweiten Partie am Sonntag Oman (5:3). Bei sommerlichen Temperaturen stimmte auch am Sonntagabend noch die Kulisse mit Fans aus aller Welt.
„Essen ist eine fußballverrückte Stadt, aber das hier übertrifft meine Erwartungen“, frohlockte OB Thomas Kufen in seiner offiziellen Begrüßung. Er wünsche sich „aufregende Spiele“ und dem Publikum „eine gute Zeit in Essen“. Er selbst freue sich auf ein Fußballfest, der Auftakt sei grandios.
Essener Fußball-Legende Otto Rehhagel ruft den Spielern zu: „Seid fair, Jungs“
Die Eröffnung nimmt der OB mit der Essener Fußball-Legende Otto Rehhagel vor, der einst bei Rot-Weiss Essen spielte, als Trainer deutsche Meisterschaften gewann und seine ohnehin erfolgreiche Trainerlaufbahn mit dem EM-Sieg Griechenlands krönte. „Seid fair, Jungs“, ruft der Meistertrainer den Spielern unter prasselndem Beifall zu. Begeistert zeigt sich Rehhagel vom Konzept der Kleinfeld-Fußball-WM. „Ich freue mich, dass die Zuschauer keinen Cent Eintritt bezahlen müssen.“
Bei fast 20 Grad, blauem Himmel und tief stehender Sonne verspürt Essen zum Turnierauftakt sogar ein wenig Sommermärchen-Feeling. Mit die weiteste Anreise hat die argentinische Auswahl. Die Gauchos sitzen auf der Tribüne nahe dem Amerikahaus, einige trinken ihr Nationalgetränk Mate aus den typisch großen Kalebassen, die anderen singen die berühmte Hymne „Muchachos“. Dieselbe, die auch beim WM-Triumph in Katar immer wieder zu hören war.
Der ewige Rivale, Brasilien, ist zwar Titelverteidiger bei diesem Ball-Spektakel und erneut Mit-Favorit. Aber die argentinischen Socca-Artisten wollen den Erfolg der Messis und Di Marias von der Wüsten-WM wiederholen und „Campéon“ werden. „Wir wollen dieses Turnier natürlich gewinnen, sonst wären wir keine Argentinier“, sagen sie und recken optimistisch den Daumen.
Argentinische Mannschaft will es Messi & Co gleichtun und „Campéon“ werden
Wie finden die Argentinier die Gastgeber-Stadt? „Entzückend, eine sympathische Stadt“, sagt José Marti aus der Millionenstadt San Miguel de Tucumán im Nordwesten des riesigen südamerikanischen Landes. Er ist „Botschafter“ des nationalen Verbandes „Socca Argentina“ und legt noch einen Superlativ drauf. „Espectacular“ sei es hier. Die Essenerinnen und Essener finden sie liebenswert und auch wenn die Verständigung nicht immer einfach sei, komme man doch immer irgendwie ins Gespräch.
Die italienische Mannschaft nimmt zum zweiten Mal an der „Socca-WM“ teil. „Vor zwei Jahren in Ungarn sind wir unter die letzten Acht gekommen“, sagt Mannschaftskapitän Alessandro Gallinico. Dieses Mal wollen sie es bis ins Finale schaffen. Ihre Meinung über Essen? „Eine Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten“, erwidern sie.
Italienische Spieler loben Essen: „Eine Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten“
Längst vor Beginn des Eröffnungsspiels Deutschland - Zypern um 21 Uhr rollt auf dem grünen Kunstrasen der Ball. U11- und U12-Nachwuchsteams von Rot-Weiss Essen, der SGS und ETB Schwarz-Weiß Essen zeigen ihr Können. „Aber Tore und Siege sind hier Nebensache“, sagt Wilfried Tönnessen, Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums von Rot-Weiss Essen. Normalerweise kicken die jungen Talente vor wenigen Dutzend Zuschauern, meistens Väter, Mütter, Geschwister und Freunde. Jetzt brandet der Beifall von mehr als 1000 Zuschauern auf, wenn sie den Ball ins Netz dreschen. „Ein Highlight für unsere Kiddies“, sagt Tönnessen.
Nach dem Kick haben sie einen weiteren Auftritt: dieses Mal als Fahnenträger. Nicht nur als Schwarz-Rot-Gold in das Stadion getragen wird, bricht Jubel aus. Auch Syrien, Marokko und Polen haben hörbar viele Fans in Essen.
Den Verantwortlichen des Deutschen Kleinfeld-Fußball-Verbandes, der das Turnier ausrichtet, fällt an diesem gelungenen Freitagabend ein Stein vom Herzen. „Nach zwei Jahren harter Arbeit wird ein Traum wahr: Wir sind stolz, diese WM ausrichten zu können“, sagt Mit-Organisatorin Julia Colter. Und auch der Brite David Leone, Vorsitzender der „International Socca Federation“, strahlt nach Abschluss der kurzweiligen Eröffnungszeremonie. „Ich bin aus England, aber heute ist Deutschland die Heimat des Fußballs.“
Beim „Socca“ spielen sechs gegen sechs, die Spiele dauern zwei Mal 20 Minuten, es gibt kein Abseits, das Spiel ist rasend schnell, „Socca“ wird von ambitionierten Hobbyfußballern gespielt. Normalerweise fallen viele Tore, nicht jedoch an diesem Abend beim Eröffnungsspiel. Die Deutschen mit Kapitän Kim Sippel im Tor gewinnen gegen die Auswahl von Zypern äußerst knapp aber verdient mit 1:0. Als das Spiel um kurz vor 22 Uhr abgepfiffen wird, reißen die 3000 auf den Rängen die Arme hoch und stehen jubelnd auf den Sitzen.
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